Das Hessische Staatstheater Wiesbaden fordert die Freilassung von Dogan Akhanli und ruft zur Solidarität mit dem Schriftsteller auf. Inzwischen ist Akhanli frei, darf aber Spanien nicht verlassen! (21.08)
Der in Köln lebende türkischstämmige Schriftsteller mit deutscher Staatsbürgerschaft Dogan Akhanli wurde am Samstag auf Ersuchen der türkischen Behörden während seines Spanienurlaubs festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein.
Willkür und Demütigung
Akhanli sieht seine kritische Auseinandersetzung mit der Türkei als Ursache für das Ersuchen der türkischen Regierung – für die Inhaftierung des Schriftstellers. Schon einmal wurde der Schriftsteller verhaftet. Die Inhaftierung im Jahr 2010 verarbeitete Akhanli im Rahmen seiner Inszenierung von Verdis Requiem an der Oper Köln 2011. Dogan Akhanli erzählte auf der Bühne von schrecklichen Haftbedingungen, von Willkür und von den Demütigungen, die er im Gefängnis erlebte. Er erzählte von seinen Ängsten, seiner Wut und von seiner Verzweiflung.
Absurde Anklage
Nach sechs Monaten musste die türkische Staatsanwaltschaft die absurde Anklage wegen eines Raubmords fallen lassen, und Akhanli konnte zurück in seine Heimat, nach Deutschland. Wer um diese traumatisierende Erfahrung weiß, kann ansatzweise erahnen, was die erneute Inhaftierung – nun auf EU Gebiet – für Dogan Akhanli bedeutet.
Alles, was der sechzigjährige Autor begangen hat, ist, sich für einen offenen Umgang mit der türkischen Geschichte einzusetzen. Die nun gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entbehren jeglicher Grundlage.
Hessisches Staatstheater
Das Hessische Staatstheater fordert die spanischen Behörden auf, Dogan Akhanli umgehend freizulassen, es fordert die deutsche Bundesregierung auf, alles zu tun, damit der deutsche Staatsbürger nicht in die Türkei ausgeliefert wird, und es protestierst aufs Schärfste gegen diese menschenverachtende und willkürliche Handlungsweise der türkischen Regierung.
Zur Person Doğan Akhanlı
Doğan Akhanlı ist 1957 am Schwarzen Meer geboren. Seine ersten Kindheitsjahre verbrachte er in einem kleinen türkischen Dorf im äußersten Nordosten der Türkei. Mit zwölf Jahren zog er zu einem älteren Bruder nach Istanbul. Später studierte er Geschichte und Pädagogik. Nach einer fünfmonatigen Untersuchungshaft wegen des Kaufs einer linksgerichteten Zeitschrift begann er sich politisch zu engagieren.
Nach dem Militärputsch in der Türkei 1980 ging er in den Untergrund. Im Mai 1985 wurde Akhanlı zusammen mit seiner Frau Ayse und dem 16 Monate alten Sohn verhaftet und saß von 1985 bis 1987 als politischer Häftling 2 1/2 Jahre im Militärgefängnis von Istanbul.
1991 floh er nach Deutschland ins politische Asyl. Seit 1995 lebt er als Schriftsteller in Köln. 1998 wurde er von der Türkei ausgebürgert, weil er eine Rückkehr zum türkischen Militärdienst verweigerte. (Quelle. Wikipedia)
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