Der Kulturetat soll um 20 Prozent schrumpfen. Der Arbeitskreis Stadtkultur und die freie Kulturszene wehren sich, zeigen auf die möglichen Folgen.
In einer außergewöhnlichen Aktion des Arbeitskreis Stadtkultur Wiesbaden wurde am Mittwochvormittag gegen die geplanten Etatkürzungen für die Kultur protestiert. Der städtische Kämmererentwurf für den neuen Haushalt sieht vor, dass alle freien Kulturbetriebe im Jahr 2023 20 Prozent weniger Zuschuss erhalten sollen als im Vorjahr. Die Auswirkungen dieser Kürzungen könnten von Arbeitsplatzabbau über Programmreduzierungen bis hin zur Schließung von Kultureinrichtungen reichen.
Kulturelle Vielfalt in Gefahr
Die Ankündigung von Kürzungen ab 2024 stürzt die freien Kulturträger in Wiesbaden in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, da viele Programmverträge und andere Verbindlichkeiten bereits bestehen. Dies betont ein Appell, den der Wiesbadener Kulturbeirat am 10. Oktober verabschiedete und in der freien Kulturszene auf breite Zustimmung stößt.
Kommunalpolitik in der Pflicht
Seit einigen Wochen verhandeln die Fraktionen von Grünen, SPD, Die Linke und VOLT im Rathaus über den neuen Haushalt. Die Kulturträger setzen darauf, dass ihre zahlreichen Aktionen – darunter Appelle, Plakate und Mahnwachen am Rathaus sowie die spektakuläre Rotlichtaktion an Kulturgebäuden (Wiesbaden Lebt! berichtete) – die Kommunalpolitiker davon überzeugen, dass Wiesbaden eine lebendige und vielfältige Kulturszene benötigt, um attraktiv und lebenswert zu bleiben.
Protest auf dem Wochenmarkt
Der Arbeitskreis Stadtkultur, dem nahezu 40 frei-gemeinnützige Kulturbetriebe in Wiesbaden angehören, setzte heute am Mittwoch ein eindrucksvolles Zeichen des Protests. Unterstützt von Musiker der Kooperative New Jazz, einer Performance von Wolfgang Vielsack (kuenstlerhaus43) mit dem Titel Preisfrage und Titus Grabs mobiler Skulptur Mehr Beweglichkeit – weniger Schubladendenken versammelte man sich am Rande des Wiesbadener Wochenmarkts von 11:00 Uhr bis 11:55 Uhr.
Arbeitskreis Stadtkultur: Unterschriftenübergabe
Um 11:55 Uhr, symbolisch fünf vor 12, überreichten alle Mitwirkenden zusammen mit Susanne Müller (kuenstlerhaus43) und Margarethe Goldmann (Arbeitskreis Stadtkultur) etwa 3300 Unterschriften an den Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr. (Anm. der Redaktion: 3301. Kurz bevor die Unterschriften übergeben wurden, unterzeichnete eine weitere Person). Dies geschah unter dem Beifall zahlreicher Unterstützer auf der Rathaustreppe.
Wiesbaden lebt durch seine kulturelle Vielfalt, und die heutige Aktion zeigt, dass die Bürger der Stadt bereit sind, sich für ihre Kultur einzusetzen und gegen Kürzungen zu kämpfen. Die Entscheidungen der Kommunalpolitik werden zeigen, in welchem Maße die Kultur in Wiesbaden in Zukunft gefördert wird.
Archivbild: ©2023 Volker Watschounek
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Alarmstufe rot! eigentlich vergessen. In Wiesbaden aktueller denn je.