Hendrik Höfgen steigt vom Schauspieler zum Intendanten auf, verrät moralische Werte für Macht – Luk Perceval zeigt seinen inneren Konflikt eindringlich.
Am Hessischen Staatstheater Wiesbaden erwacht Klaus Manns „Mephisto“ in all seiner zeitlosen Brisanz. Luk Perceval lässt Hendrik Höfgens Karriere lebendig werden, zeigt den Schauspieler, der im Hamburger Künstlertheater 1926 seinen Weg beginnt, und verfolgt seinen steilen Aufstieg unter den Augen des Neuen Reiches. Zwischen Ovationen, Intrigen und politischen Opportunitäten verhandelt das Stück Fragen nach Verantwortung, Kunstfreiheit und persönlichem Vorteil. Das Publikum wird Zeuge eines Spiels, das weit über die Bühne hinausgeht – ein Spiegel gesellschaftlicher und individueller Entscheidungen.
Hessisches Staatstheater, kurz gefasst
Schauspiel – Mephisto (Premiere)
Wann: Freitag, den 12. September 2025, ab 19:30 Uhr
Eintritt: ab 10,80 Euro
Wo: Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Christian-Zais-Straße 3, 65189 Wiesbaden
Hendrik Höfgens Karriere wächst, als er von Mächtigen hofiert wird. Der Schauspieler, vom Rampenlicht geblendet, verrät seine moralischen Überzeugungen, um Karriere und Privilegien zu sichern. Die Rolle des „Mephisto“ sitzt ihm wie eine zweite Haut. Schließlich erreicht er den Höhepunkt seiner Macht als Intendant, nur um spät zu erkennen, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Luk Perceval zeigt diesen inneren Konflikt eindringlich und ohne moralischen Zeigefinger, das Publikum wird direkt in die psychologische Tiefe des Charakters gezogen.
Inszenierung: Präzision trifft Intensität
Perceval, bekannt für seine präzise Personenregie, verwebt Schauspiel, Choreografie und Klang zu einer intensiven Erfahrung. Ted Stoffers Bewegungsregie erzeugt Dynamik, während Karol Nepelski und Christine Söring mit „3D-Kino-Sound“ die Bühne akustisch aufladen. Zuschauer tauchen in ein Kammerspiel ein, in dem die Geschichte zwischen Macht, Manipulation und künstlerischer Verantwortung pulsiert. Jede Szene, jeder Dialog bringt die Frage auf den Tisch: Wie weit darf man gehen, um Erfolg zu haben?
Künstlerische Brillanz eines Regisseurs
Luk Perceval begann seine Karriere am Königlichen Theater Antwerpen, gründete die Blauwe Maandag Compagnie Gent und führte später das Nationaltheater Antwerpen als Het Toneelhuis. Internationale Festivals und Preise, darunter der FAUST-Preis und die Goldene Maske, begleiteten seine Arbeit. An mehreren deutschen Theatern, von Hamburg über Berlin bis München, prägte er moderne Inszenierungen und brachte Klassiker in neue Kontexte. Mit „Mephisto“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden zeigt Perceval erneut seine Fähigkeit, historische Stoffe lebendig und kritisch auf die Bühne zu bringen.
Zeitlose Relevanz
Klaus Mann beschrieb seinen Roman als Analyse eines Typus – doch die Geschichte ist aktuell wie nie. Schweigen, Egoismus und persönliche Interessen lassen Gesellschaften blind für drohende Gefahren werden. Percevals Inszenierung legt diesen Mechanismus offen und fordert die Zuschauer auf, über Verantwortung, Kunst und Moral nachzudenken. „Mephisto“ wird so zu einem Stück der Stunde, das nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch unsere Gegenwart kritisch hinterfragt.
Symbolfoto ©2025 AI / Wiesbaden lebt!
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