GoEast feiert Jubiläum – mit starken Filmen, lauten Frauen und leisen Zwischentönen. In Wiesbaden tobt das Kino zwischen Protest und Poesie.
Entlang der Wilhelmstraße flattern die festival-Fahnen im Wind. Die Caligari Filmbühne leuchtet im Filmfieber, das Alte Gericht brummt vor Gesprächsstoff: GoEast ist zurück – größer, bunter, lauter. Seit einem Vierteljahrhundert bringt das Filmfestival aus Wiesbaden das Beste aus Mittel- und Osteuropa auf die Leinwand – und dieses Jahr besonders viel davon.
Tickets für Neugierige
Ob Einzelkarte oder Festivalpass: Wer früh kommt, spart Nerven. Tickets gibt’s am Info-Counter im Alten Gericht, in den Kinos in Wiesbaden – und bequem online: www.filmfestival-goEast.de.Preise
Einzelkarte: 9 € / ermäßigt 8 € Tageskarte: 22 € / ermäßigt 18 € 5er-Karte: 36 € / ermäßigt 32 € Dauerkarte: 70 € / ermäßigt 55 € Viele Specials und Panels: Eintritt frei! Ermäßigungen gelten für Schüler:innen, Studierende, Rentner:innen, Bürgergeldempfänger:innen und Geflüchtete – Solidarität ist bei GoEast nicht nur ein Thema, sondern auch Praxis.
Mit dabei: über 100 Filme, internationale Gäste, Diskussionsrunden, Panels, Ausstellungen – und ein thematischer Schwerpunkt, der nicht zufällig im Plural steht: Omas, Babas, Babushkas. Film-Leckerbissen und Filmerlebnisse, gezeigt in Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Darmstadt und Gießen. 44 Spiel- und Dokumentarfilme davon konkurrieren um die «goEast»-Hauptpreis.
Die Rache der Babushkas
Vergesst glatte Helden mit Sixpack und Midlife-Crisis – dieses Jahr gehört die Bühne den Frauen, die schon alles gesehen haben und trotzdem (oder gerade deshalb) nicht schweigen. Das Symposium zum Thema Gender und Altern im europäischen Kino trifft den Zeitgeist mit der Faust. Dabei setzen die Festivalmacher nicht nur ein Zeichen, sie tanzen es auch: DJane VIKA!, Polens vielleicht coolste Rentnerin, legt bei der Samstags-Party auf. Das ist kein Gag – das ist Empowerment mit Bass.
Stummfilm? Lauter denn je
Zum Auftakt kracht’s gewaltig: Die finnische Experimentalband Cleaning Women begleitet den georgischen Stummfilm My Grandmother live – eine bitterböse Satire über Bürokratie, die auch 2025 noch wehtut. Oder lachen lässt. Oder beides. Später im Programm: die restaurierte Musikkomödie Suzy Saxophone aus dem Jahr 1928, eine Pralinenschachtel aus Glanz, Glamour und galizischem Humor. Hauptrolle: Anny Ondra, geboren in Galizien, groß geworden bei der UFA.
Eine Bühne für vergessene Geschichten
Regiegrößen aus Osteuropa, preisgekrönte Newcomer, queere Perspektiven, experimentelles Kino und viele Filme, die hierzulande sonst nie gezeigt würden: GoEast bringt nicht nur Premieren, sondern Perspektiven. Darunter: Eine Hommage an die samisch-ugrische Regiepartnerschaft Anastasia Lapsui & Markku Lehmuskallio, historische Filmreihen zu 80 Jahren Kriegsende – und eine Preisverleihung, bei der garantiert mehr passiert als ein Dankeschön.
Sprechen statt streamen: Panels und Public Pitches
Filme gucken ist das eine – aber wer GoEast wirklich versteht, hört zu. Diskussionsrunden im Civilkammersaal, das East-West Talent Lab, Werkstattgespräche und das berühmt-vergnügte Symposium bieten die seltene Chance, Künstler, Kritiker und Kurator live zu erleben.
Viele Veranstaltungen sind übrigens kostenlos – dafür unbezahlbar klug.
Abschied mit Haltung
Nach acht Jahren übergibt Heleen Gerritsen das Festival an Rebecca Heiler. Im Vorfeld von GoEast erklärte sie, warum böse Omas wichtig sind, worin der Osten die besseren Fragen stellt – und warum GoEast politischer denn je bleiben muss. „Filme aus Osteuropa waren mal ein blinder Fleck – jetzt sind sie ein Spiegel“, sagt Gerritsen.
GoEast zeigt den Weg
Ob Kino oder Konflikt, Tanzfläche oder Theorieraum – Wiesbaden wird in diesen Tagen zur Plattform für eine Filmkultur, die sich nicht einhegen lässt. Wer GoEast besucht, verlässt es nie ganz – sondern nimmt Geschichten mit, die wirken.
Foto – Ein Festival, das Geschichte feiert und Zukunft denkt. ©2025 goEast – Festival
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