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Gert-Uwe Mende im Gespräch ... im Wohnzimmer.

Gert-Uwe Mende: „Ich stehe für Zusammenhalt und Verlässlichkeit“

Am 9. März wählt Wiesbaden einen neuen Oberbürgermeister. Amtsinhaber Gert-Uwe Mende tritt gegen neun Herausforderer an. Wir haben ihn zum Interview getroffen: über Wahlkampf, Bilanz und Zukunftspläne – seine Themen.

Volker Watschounek 4 Monaten vor 0

Zehn Kandidaten treten in Wiesbaden zur OB-Wahl an. Zwei dominieren die Gespräche auf dem Nachmittags-Wochenmarkt: einer davon ist Amtsinhaber Gert-Uwe Mende.

Es riecht nach frischen Kräutern, reifen Äpfeln und heißer Bratwurst. Der Luisenplatz füllt sich am Donnerstagnachmittag wieder mit Marktbesuchern, die an den Ständen plaudern, einkaufen, diskutieren. Über ein Thema wird hier besonders viel gesprochen: die Oberbürgermeisterwahl. Am 9. März stellen sich zehn Kandidaten dem Votum der Wiesbadener. Drei mehr als vor sechs Jahren. Ein breites Feld, doch als ernsthafte Konkurrenz sehen die meisten nur den Herausforderer der CDU.  Alle anderen? Kaum eine Chance. Eine beschickern erinnert sich, wie Amtsinhaber Gert-Uwe Mende am Grill stand und Currywurst verkaufte. Bei den Marktbeschickern hat er damit Sympathiepunkte gesammelt. Der macht’s, sagt eine Marktfrau, während sie Kartoffeln in eine Papiertüte füllt.

Interview mit Gert-Uwe Mende

Guten Tag Herr Mende, Sie sind seit 2019 Oberbürgermeister von Wiesbaden. Welche Erfolge in Ihrer bisherigen Amtszeit machen Sie besonders stolz? Was waren die größten Herausforderungen, die Sie in den letzten Jahren bewältigen mussten?

Gert-Uwe Mende: In Wiesbaden sind vor allem die Schaffung von neuem Wohnraum, der Neubau und die Sanierung von Schulen, Kitas und Sporteinrichtungen besonders gut voran gekommen. Tausende neue Wohnungen, große und kleine Schulprojekte – von den Berufsschulen bis zu den Grundschulen – und der Neubau von Sporthallen und Sportplätzen haben die Lebensqualität in Wiesbaden verbessert. Die größten Herausforderungen waren die Corona-Situation und die Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister und Gesundheitsdezernenten Oliver Franz haben wir im Rahmen unsere Möglichkeiten die Corona-Krise gut bewältigt – wir haben quasi aus dem Nichts eines der besten und leistungsfähigsten Impfzentren aufgebaut. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat vor allem dazu geführt , dass Tausende Geflüchtete angemessen untergebracht werden, was uns gemeinsam mit der Zivilgesellschaft gut gelungen ist. Nur für ganz wenige Wochen mussten wir eine Turnhalle belegen, das war eine stolze Leistung auch der Kollegen in der Verwaltung. Auf eine drohende Gasmangellage waren wir ebenfalls gut vorbereitet. Viele Projekte – vom Sportpark Rheinhöhe über die Sanierung der Walhalla bis zur Sanierung von Schulen und der Schaffung neuer Wohngebiete – habe ich mit großer überparteilicher Unterstützung voran getrieben. Natürlich gibt es Dinge, bei denen man aus Erfahrung lernt. Diese Erfahrungen will ich in einer weiteren Amtsperiode auch nutzen.

Wohnraum & Stadtentwicklung

Bezahlbarer Wohnraum bleibt eines der drängendsten Themen in Wiesbaden. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt, und was planen Sie für eine zweite Amtszeit? Wiesbaden wächst, aber die Flächen sind begrenzt. Wie wollen Sie eine nachhaltige Stadtentwicklung gestalten, ohne Grünflächen und wichtige Kaltluftentstehungsgebiete zu gefährden?

Gert-Uwe Mende: Bei der Schaffung von neuem Wohnraum haben wir viel erreicht. Zwischen 2003 und 2020 wurden jährlich im Durchschnitt rund 530 Wohnungen in Wiesbaden fertiggestellt. Von 2021 bis 2023 waren es im Jahresschnitt rund 1.450. Damit haben wir die Zielvorstellung von 1.200 neuen Wohnungen jährlich sogar übertroffen. Wohnungsnot, sprich fehlender und zu teurer Wohnraum, bleibt dennoch die zentrale soziale Frage, obwohl in den vergangenen fünf Jahren bereits viele zusätzliche Wohnungen fertiggestellt worden sind. Um bezahlbares Wohnen voranzubringen, müssen wir alle Register ziehen. Das heißt: Nachverdichtung dort, wo es ökologisch und sozial verträglich ist, und spekulativem Leerstand aktiv entgegenwirken. Endlich gibt uns das Land dafür eine rechtliche Handhabe, die wir seit Jahren fordern. Ohne Entwicklung im Außenbereich können wir nicht ausreichend neuen Wohnraum schaffen. Deshalb brauchen wir das Ostfeld, wo rund 10.000 Menschen wohnen können und zwar mit einem möglichst kleinen CO2-Fußabdruck, mit sozialer Infrastruktur und einem zeitgemäßen Verkehrskonzept. Mit dem neuen Flächennutzungsplan werden neue Flächen für Wohnraum und Gewerbe bereitgestellt. Unsere städtischen Wohnungsbaugesellschaften stehen für bezahlbaren, zeitgemäßen Wohnraum. Die Quote an sozial geförderten Wohnungen muss hoch bleiben. Mein Anspruch ist, die Stadt gerechter, grüner und produktiver zu machen.

Soziale Gerechtigkeit & Chancengleichheit

Wiesbaden ist eine Stadt mit großen sozialen Unterschieden. Wie kann die Stadtpolitik konkret gegen Armut und soziale Ausgrenzung vorgehen?

Gert-Uwe Mende: Kinderarmut, Familienarmut und Altersarmut sind leider oft unterschätzte Themen. Deswegen bin ich mit aller Entschiedenheit gegen tiefe Einschnitte im Sozialetat eingetreten. Das soziale Netz muss so dicht geknüpft und engmaschig sein, dass es Halt bietet. Bildung ist der Schlüssel zur Bekämpfung von Armut – von der Kinderkrippe bis zur weiterführenden Schule stehe ich für Chancengleichheit und einen Schwerpunkt in Quartieren mit hoher sozialer Bedarfslage. Jugendarbeit und Stadtteilzentren – gerade wird ein neues auf dem Gräselberg gebaut – sind eine unverzichtbare soziale Infrastruktur. Bezahlbares Wohnen zu schaffen, steht ebenfalls ganz oben in der Liste. Endlich ist es nach Jahren des Niedergangs gelungen, dass 2023 die Zahl der sozial geförderten Wohnungen gestiegen ist. Diesen Trend müssen wir verfestigen. Auch Altersarmut hat viele Gesichter. Deswegen brauchen wir auch weiterhin Treffs, Mittagstische und die wichtige Arbeit der Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter. Das städtische Moritz-Lang-Heim ist im Bau und muss zügig fertiggestellt werden.

Verkehr & Infrastruktur

Der Verkehr in Wiesbaden sorgt regelmäßig für Diskussionen. Wie sieht Ihr Plan für eine nachhaltige Verkehrsstrategie aus? Die Aartalbahn und eine mögliche Stadtbahn sind umstrittene Projekte. Wie stehen Sie dazu? Welche konkreten Maßnahmen wollen Sie umsetzen, um den ÖPNV attraktiver und umweltfreundlicher zu gestalten?

Gert-Uwe Mende: Wir brauchen im Verkehr mehr Miteinander. Wie jede Großstadt steht Wiesbaden vor einer großen Herausforderung. Patentlösungen gibt es leider nicht, sondern es braucht eine Vielzahl von Maßnahmen. Die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ist für mich ein zentrales Anliegen. ESWE-Verkehr muss gestärkt werden, die Beschäftigten leisten gute Arbeit. Das Unternehmen muss in Ruhe arbeiten können. Es darf nicht länger politischer Spielball sein. Die Reaktivierung der Aartalbahn hat das Potential, Wiesbaden von viel Pendlerverkehr zu entlasten. Jedes Verkehrsmittel – Auto, ÖPNV und Fahrrad – sowie Fußgänger haben Bedarfe, die ich abdecken will. Wer gerne vom Auto auf Bus oder Fahrrad umsteigt, trägt zur Entlastung des Gesamtsystems bei. Und zum Klimaschutz. Aber wer auf das Auto angewiesen ist, soll gut in und durch die Stadt kommen. Nerven kosten sicher die vielen leider unvermeidbaren Baustellen. Die Belastung muss durch eine möglichst optimale Koordination gemildert werden. Die Regel muss sein, dass jede Straße möglichst nur einmal „aufgerissen“ wird und alle anstehenden Maßnahmen in einem Rutsch erledigt werden.

Sicherheit & Stadtleben

Wiesbaden ist eine weltoffene Stadt, doch einige Bürger fühlen sich in bestimmten Stadtteilen unsicher. Was tun Sie für mehr Sicherheit und ein besseres Sicherheitsgefühl? Wie stehen Sie zur Videoüberwachung an bestimmten öffentlichen Plätzen?

Gert-Uwe Mende: Gerade für die Weltoffenheit, Vielfalt und das friedliche Miteinander in der Stadt stehe ich als Person. Die Zusammenarbeit von Landeshauptstadt und Polizei ist beispielgebend für viele Projekte, welche in den vergangenen Jahren im Bereich der Sicherheitsarchitektur, auch über Wiesbaden hinaus, umgesetzt wurden. Wiesbaden hatte die erste Waffenverbotszone in Hessen und die vorliegende Evaluierung bestätigt ihren Erfolg, Deshalb bin ich für den Fortbestand der Waffenverbotszone und der Videoüberwachung, auch wenn ich Innenminister Poseck in der Einschätzung Recht gebe, dass dies Bausteine sind, aber kein Allheilmittel. Aber jedes Messer, dass nicht mitgeführt oder sichergestellt wird, erhöht die Sicherheit. Mein Hauptaugenmerk liegt generell im Bereich der Prävention, also in dem Ziel, Straftaten zu verhindern und Angsträume zu vermeiden. Dafür braucht es polizeiliche und soziale Kontrolle, ein belebte Innenstadt ohne „dunkle Ecken“ ist das Ziel. Die Steigerung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt trägt auch zur Sicherheit bei.

Persönlicher Abschluss

Sie treten gegen eine Rekordzahl an Mitbewerbern an. Warum sollten die Wiesbadener Ihnen erneut das Vertrauen schenken? Wie stellen Sie sich Wiesbaden im Jahr 2031 vor, wenn Sie erneut gewählt werden? Was möchten Sie den Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern abschließend mit auf den Weg geben?

Gert-Uwe Mende: Vor allem stehe ich als Oberbürgermeister für den Zusammenhalt in Wiesbaden. Immer das Ganze im Blick und alle Bürger. Für mich zählen Verlässlichkeit, Vertrauen und das Miteinander ist der Stadt. Das habe ich sechs Jahre lang bewiesen. Bis zum Jahr 2031 steht mit dem Sportpark Rheinhöhe ein landesweit beachtetes neues Familien-, Sport- und Vereinsbad mit überdachter Eisbahn zur Verfügung. Dem Strukturwandel in der Innenstadt tragen wir Rechnung mit einem neuen Nutzungsmix aus Handel, Büro, Wohnen, Gastronomie, Kulturangeboten – im Walhalla und wenn finanzierbar mit einem Stadtmuseum – und mehr Stadtgrün für Aufenthaltsqualität. Sanierung und Neubau von Schulen und Kitas verbessern die Chancengleichheit aller Kinder und erfüllen die Bedarfe von Familien. Neue Bürgerhäuser und Sporthallen bieten zusätzliche Angebote für Vereine und das Ehrenamt. Auf im Flächennutzungsplan neu ausgewiesenen Gewerbeflächen entstehen neue Arbeitsplätze. Und in der Verkehrspolitik sind sich alle einig, gemeinsam Probleme zu lösen, statt ideologische Schlachten zu schlagen. Vor allem die Situation im ÖPNV hat sich bis 2031 deutlich verbessert. Wiesbaden lebt: Vielen Dank für das Gespräch. Foto – Gert-Uwe Mende im Wohnzimmer ©2025 Volker Watschounek

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