„Masl und Schlamasl“ – musikalischer Nachmittag mit jiddischen Liedern vom Mittelalter bis zur jüngeren Gegenwart. Jiddische Geschichte wird in der Musik lebendig. Woche der Brüderlichkeit.

Sensibel und mitreißend, ein Wechselbad zwischen Frohsinn und Melancholie, Hoffnung und Verzweiflung: Am Sonntag ist im Festsaal des Wiesbadener Rathauses mit dem Konzert von Daniel Kempin die Woche der Brüderlichkeit zu Ende gegangen. Eine Musiker, aus einer ungewöhnlichen Familie: Der eine Sohn ist Kirchenmusiker einer katholischen Gemeinde, der andere lebte 12 Jahre in Jerusalem und ist überzeugter Christ mit jüdischem Selbstbewusstsein. Der dritte ist Daniel Kempin. Er war Christ und kehrte zum Glauben seiner Vorfahren zurück: zum Judentum. Die Musik verbindet sie. allesamt sind sie gut Musiker.

„Die Woche der Brüderlichkeit hat nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder ein Ausrufezeichen gesetzt und mit einer Reihe von Veranstaltungen dazu beigetragen, den Dialog zwischen den Religionen zu fordern und zu fördern.“ – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende

Einleitend hat Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende das Grußwort gesprochen – nicht ohne auf die Situation in der Ukraine hinzuweisen. Freude bleibe einem in Anbetracht der Ereignisse im Osten von Europa im förmlich im Halse stecken. Mende  erinnerte daran, dass Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zum ersten Mal 1952 eine Woche der Brüderlichkeit ins Leben gerufen hatte und damit ein dauerhaftes Zeichen für Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Christen und Juden gesetzt habe. An die Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Ursprünge und Zusammenhänge von Judentum und Christentum. Daran, dass die Woche der Brüderlichkeit sich in Deutschland für die Entfaltung freien und ungehinderten jüdischen Lebens einsetze und sich gegen alle Formen von Judenfeindlichkeit und Antisemitismus, Diskriminierung, Intoleranz, Fanatismus und Rechtsextremismus wende.

„Wir alle müssen zusammenstehen für eine tolerante und weltoffene, für eine menschenfreundliche Gesellschaft, in der alle gut leben können – ob sie Juden sind, Christen, oder auch Muslime oder Atheisten.“ – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende

Die Woche der Brüderlichkeit trägt seit Jahrzehnten in Wiesbaden und in ganz Deutschland zu einem Wachsen eines vertrauensvollen und partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Christen und Juden bei. Mende betonte, dass die  entsetzlichen Vergangenheit, die Deutsche und Juden immer in beispielloser Weise verbinde, die heutigen Beziehungen beinahe wie ein Wunder der Geschichte erscheinen lassen würden. Gerade in Wiesbaden habe sich in den letzten Jahrzehnten freundschaftliche Verhältnisse entwickelt, auf die nach dem Ende der Naziherrschaft niemand ernsthaft hoffen konnte. Maßgeblichen Anteil hieran hat natürlich das weltoffene und tolerante Weltbild, das die Wiesbadener Jüdische Gemeinde vorlebt. Einen erheblichen Anteil daran hat aber auch die Arbeit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Gemeinsam mit der Stadt und den christlichen Kirchen arbeitet die Gesellschaft erfolgreich daran, diese Freundschaft zu erhalten und auszubauen, so der Oberbürgermeister. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht länger sicher ist.

„Spätestens seit dem Anschlag von Halle ist jedem klar geworden sein, dass in Deutschland und Europa wieder Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus unseren Alltag in einer Weise prägen, die wir lange überwunden gehofft hatten. Auch die in Wiesbaden lebenden Juden fragen sich zu Recht, ob sie sich in ihrer Heimat noch sicher fühlen können.“ – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende

Seit 1700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Die zunehmende Zahl an antisemitischen Vorfällen muss allen eindringliche Mahnung sein, jüdische Mitbürger in der Gewissheit zu bestärken, bei uns in Wiesbaden – und in ganz Deutschland – willkommen zu sein! Juden gehören zu Deutschland und sind Teil der deutschen Identität. Es ist unerträglich, wenn sich Juden mit einer Kippa in bestimmten Gegenden in Deutschland nicht auf die Straße wagen, wenn Menschen bedroht werden, weil sie für Israel eintreten. Denn jüdische Kultur entsteht nicht nur von Israel, sondern vorwiegend in der Gallith, Im Exil.

Impressionen vom Konzert

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Rückblick

Foto oben ©2022 volker Watschounek

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Mehr über die Hintergründe zur Woche der Brüderlichkeit finden Sie unter wikipedia.org.

 

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