Die Musik spielt, der Asphalt gehört den Menschen: Vor dem Biebricher Schloss tanzt der Sommer – ohne hupende Autos und Abgasschwaden.
Die Stadt schaltet um – wortwörtlich. Vom 2. bis 25. August heißt es an vier Wochenenden: Motor aus, Herz auf. Denn dann wird die Rheingaustraße in Biebrich testweise zur autofreien Zone. Genauer: Vom Parkfeld bis zur Wilhelm-Kopp-Straße regiert statt Stau und Stoßdämpfer das Fahrrad – ergänzt von Fußgängern, Familien, Flaneuren und Freunden spontaner Straßenaktionen.

Der Ortsbeirat Biebirch hatte den Verkehrsversuch im März beschlossen, jetzt rollt die Umsetzung – oder besser: rollt nicht mehr. Freitags ab 18 Uhr bis sonntags 22 Uhr ist Schluss mit Durchgangsverkehr. Dafür beginnt ein Experiment: Wie verändert sich der Stadtraum, wenn man den Autos Platz nimmt – und ihn den Menschen gibt?
Weniger Lärm, mehr Leben
Ziel ist nicht nur eine entspanntere Atmosphäre. Es geht um handfeste Verbesserungen: bessere Luft, weniger Lärm, sicherere Wege für Fußgänger und Radfahrende. Die Entzerrung vor dem Biebricher Schloss, wo bisher oft Enge und Unsicherheit herrschten, zählt zu den zentralen Punkten. Anwohner bleiben über die Rathausstraße erreichbar. Auch Lieferdienste und Pflegekräfte behalten Zugang – unter der Prämisse „Anlieger frei“.
Die Buslinien 9 und 14 fahren Umleitungen, die Haltestelle „Schloss Biebrich“ entfällt temporär – Details zu den Fahrtwegen der Busse finden Sie hier. Der Rest? Bleibt ruhig – und klimafreundlich.
Ein Verkehrsversuch mit Kultur
Ein Verkehrsversuch ist keine Willkür, sondern Methode. Die Maßnahme soll Erkenntnisse liefern: über Mobilität, über Akzeptanz, über die Frage, wem der öffentliche Raum gehört. Parallel dazu zündet Biebrich ein kulturelles Begleitfeuerwerk: Die Biebricher Rheinufertage verwandeln das Areal zwischen Schloss und Zollspeicher nach rund 20 Jahren wieder in eine Bühne für Musik, Miteinander und Mitmachaktionen. Wolfgang Gorres, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Biebricher Vereine und Verbände, erinnert sich daran, dass das früher sehr gut angekommen wurde und freut sich, dass die Idee von früher wieder aufgegriffen wird.

Am ersten Augustwochenende startet der Auftakt mit Live-Musik (Freitag), einem Nachbarschafts-Dinner (Samstag) und Spielaktionen wie Boule (Sonntag). Organisiert wird das Programm vom Quartiersnetzwerk BieNe, dem Gewerbeverein BIG und dem Ortsbeirat. Die Botschaft: Stadt kann mehr sein als Verkehr.
Raum zum Atmen – oder zum Bleiben?
Die Debatte über autofreie Zonen ist nicht neu, aber sie wird wieder konkreter. Städte weltweit testen, wie Mobilität nachhaltiger, lebensnäher und gerechter gestaltet werden kann. Wiesbaden setzt nun lokal ein Zeichen. Ob das Modell Schule macht? Das hängt auch von denen ab, die es erleben. Und beleben.
Der Bereich vor dem Biebricher Schloss wird komplett für den motorisierten Verkehr gesperrt.
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