Ursula Krechel liest im Literaturhaus: ein Abend über Frauen, Macht und Literatur, der Vergangenheit und Gegenwart kraftvoll miteinander verwebt.
Die Historie schweigt oft über sie. Herrschende Frauen, politische Akteurinnen, Entscheidungsträgerinnen – sie tauchen in den Chroniken meist nur als Randfiguren auf. Ursula Krechel stellt sich dieser historischen Leerstelle mit literarischer Entschlossenheit entgegen.
Literaturhaus Wiesbaden, kurz gefasst
Lesung – Sehr geehrte Frau Ministerin
Wann: Donnerstag, 24. April 2025, ab 19:00 Uhr
Wo: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden
In ihrem neuen Roman Sehr geehrte Frau Ministerin entwirft Krechel ein vielstimmiges Porträt weiblicher Macht, Verletzbarkeit und Widerständigkeit. Am Donnerstag, 24. April, stellt die Autorin ihr Werk im Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden vor.
Von der Antike bis zur Gegenwart
Mit erzählerischer Wucht führt Krechel durch Jahrhunderte weiblichen Lebens unter patriarchaler Vorherrschaft. Eine römische Kaisermutter ringt um Einfluss. Eine Studienrätin kämpft mit der Enge gesellschaftlicher Erwartungen. Eine Verkäuferin gründet ein Kräuterimperium. Inmitten der Gewalt, die sie alle umgibt, behaupten sich diese Frauen – mit Haltung, mit List, mit Sprache.
Krechel verwebt ihre Geschichten zu einer kollektiven Chronik des weiblichen Überlebens. „Gegen manches autofiktionale Barmen ist dieser hochpoetische und hochpolitische Roman ein hochwillkommenes Gegengift“, urteilt Andreas Platthaus in der FAZ – und unterstreicht damit, wie sehr Krechels Literatur sich einmischt, statt sich einzuigeln.
Politik, Körper, Mutterschaft
Das Buch seziert nicht nur das Patriarchat, es dokumentiert auch seine psychischen Spuren. Krechel beleuchtet brüchige Mutter-Sohn-Verhältnisse, beschreibt körperliche Versehrtheit, fängt Gefühle von Ohnmacht ein – und feiert zugleich den Widerstand. „Die Zwangsläufigkeit, mit der hier die Gewalt heranrückt, erinnert stellenweise an einen Thriller“, schreibt Adam Soboczynski in der ZEIT. „Aber es wäre verfehlt, diesem Roman ein derartiges Label zu verpassen.“ Vielmehr rekonstruiere Krechel ein Verbrechen, das jederzeit geschehen könne – besonders in politisch aufgeladenen Zeiten.
Marie Schmidt bringt es in der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt: „Es könnte genau das Buch sein, das wir im patriarchalen Backlash unserer Tage brauchen.“ Ihr Resümee: „Viel später, wenn man dieses Buch schon lange beiseitegelegt hat, geht einem womöglich auf, was man da alles erfahren hat.“
Zur Person Ursula Krechel
Die 1947 geborene Ursula Krechel zählt zu den renommiertesten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr Werk umfasst Lyrik, Prosa, Essays und Hörspiele. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Buchpreis und dem Jean-Paul-Preis. Mit „Sehr geehrte Frau Ministerin“ legt sie ein weiteres eindrucksvolles Werk vor – radikal, poetisch, notwendig.
Foto – Autorenlesung mit Ursula Krechel © 2025 Benjamin Dahlhoff CC BY-SA 3.0, Amrei-Marie CC BY-SA 4.0
Weitere Nachrichten aus dem Ortsbezirk Mitte lesen Sie hier.
Mehr aus der Villa Clementine.
Mehr über Ursula Krechel.