Die Oberbürgermeisterwahl am 9. März 2025 zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Wahlbeteiligung aus, sondern auch klare Tendenzen.
Noch war eine Oberbürgermeisterwahl in Wiesbaden so breit aufgestellt wie in diesem Jahr. Zehn Kandidierende stellten sich zur Wahl, darunter nur eine Frau. Die Ausgangslage war klar: Amtsinhaber Gert-Uwe Mende (SPD) wollte seine Position verteidigen, während mit Thilo von Debschitz ein unabhängiger Herausforderer für die CDU und FDP ins Rennen ging. Auch die Grünen waren mit Gesine Bonnet vertreten, während Parteien wie AfD, Die Linke oder Die PARTEI eigene Bewerber ins Feld schickten.
Bereits im Vorfeld war abzusehen, dass es schwierig werden würde, im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit zu erzielen. Hinzu kam die Bundestagswahl nur zwei Wochen zuvor, deren Ergebnisse auch in Wiesbaden für Diskussionen sorgten. CDU, AfD und Linke konnten dort teils kräftig zulegen, während SPD, Grüne und FDP Federn ließen. Die große Frage: Würde diese Dynamik auch die OB-Wahl beeinflussen?
Digitaler Wahlhelfer als Orientierungshilfe
Angesichts der Vielzahl an Kandidierenden war die Wahlentscheidung für viele Wiesbadener keine einfache Aufgabe. Der sogenannte Wies-O-Mat, ein Online-Tool zur politischen Orientierung, sollte hier Abhilfe schaffen. Mit 29 Thesen zu Themen wie Verkehr, Sicherheit und Stadtentwicklung konnten die Wählenden ihre eigenen Standpunkte mit denen der Kandidierenden abgleichen. Eine Initiative, die auf großes Interesse stieß.
Wiesbaden geht zur Wahl – und das in großer Zahl
Mit einer Wahlbeteiligung von 43,3 Prozent verzeichnete Wiesbaden eine der höchsten Beteiligungen bei einer OB-Wahl seit Einführung der Direktwahl. Besonders engagiert zeigte sich die Wählerschaft in Stadtteilen wie Heßloch (67,3 %), Auringen (59,6 %) und Sonnenberg (59,3 %). Weniger Interesse an der Wahl zeigte sich traditionell in Amöneburg, wo nur jede vierte Person ihre Stimme abgab.
Bereits kurz nach Schließung der Wahllokale wurde deutlich: Die Wiesbadener hatten bei Bundestags- und OB-Wahl differenziert entschieden. Während die SPD auf Bundesebene starke Verluste hinnehmen musste, konnte Amtsinhaber Gert-Uwe Mende in Wiesbaden mit großem Vorsprung den ersten Platz erobern.
Mende dominiert, von Debschitz sichert sich Platz zwei
Von Beginn der Auszählung an führte Mende das Feld an. Mit einem Stimmenzuwachs von über zehn Prozentpunkten im Vergleich zur letzten OB-Wahl erzielte er ein deutlich besseres Ergebnis als 2019. In 23 von 26 Ortsbezirken konnte er die Mehrheit gewinnen und lag in vielen Stadtteilen sogar über 40 %.
Thilo von Debschitz, der als unabhängiger Kandidat mit CDU-Unterstützung antrat, erreichte 30 % der Stimmen und damit den zweiten Platz. Besonders in Sonnenberg (49,4 %), Nordost (40,5 %) und Breckenheim (44,8 %) konnte er punkten. Damit ist klar: Die Wiesbadener dürfen sich auf eine Stichwahl zwischen Mende und von Debschitz einstellen.

Grüne abgeschlagen, kleinere Parteien mit gemischten Ergebnissen
Gesine Bonnet von den Grünen landete mit 14,6 Prozent abgeschlagen auf Platz drei. Damit blieb sie deutlich hinter den Erwartungen zurück. Im Vergleich zur Bundestagswahl konnten die Grünen lediglich in den Stadtteilen Mitte und Westend/Bleichstraße Zugewinne verzeichnen.
Die weiteren Kandidierenden erreichten nur einstellige Ergebnisse. Ralf Offermanns (AfD) und Ingo von Seemen (Die Linke) schnitten schwächer ab als ihre Parteien bei der Bundestagswahl. Überraschend stark war Matthias Bedürftig von den Freien Wählern, der besser abschnitt als seine Partei auf Bundesebene.

Stichwahl
Stichwahl als letzte Entscheidung Nun steht Wiesbaden vor der entscheidenden Stichwahl zwischen Gert-Uwe Mende und Thilo von Debschitz. Die Frage bleibt: Wird sich die Wahlbeteiligung noch einmal steigern? Die kommenden Wochen versprechen einen intensiven Wahlkampf – und eine finale Entscheidung am 30. März, die für die Landeshauptstadt von großer Bedeutung sein wird.
Foto – Montage zur Stichwahl, Oberbürgermeisterwahl ©2025 Wiesbaden lebt!
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