Blitzmarathon in Wiesbaden: Mit Lasermessungen und Präsenz stoppt die Polizei zu schnelle Fahrer – und trifft überraschend oft auf Einsicht und Verständnis.
Der schwarze Golf mit dem Wiesbadener Kennzeichen, sagt Polizeioberkommissarin Viktoria Willich und zeigt zur Brücke auf die linke Fahrspur. Ein kurzes Handzeichen, dann tritt Polizeihauptkommissar Florian Thurn auf die Fahrbahn. Mit erhobener Kelle weist er dem Auto beim Blitzmarathon den Weg auf den Kontrollplatz am Brückenkopf in Mainz-Kastel. Sekunden später ruft er: „67!“ – gemeint sind Stundenkilometer. Zulässig: fünfzig. Das macht 50 Euro. Der Fahrer, ein junger Mann im Firmenwagen, wirkt überrascht – nicht verärgert. Er zückt das Portemonnaie. Barzahlung. Kontrolle abgeschlossen.

Lasern auf Sicht – Handarbeit statt Fotofalle
Keine Blitze, keine Fotos, keine Überraschungspost Wochen später. Beim Blitzmarathon, einem europaweiten Verkehrssicherheitsprojekt, setzt die Polizei auf Direktkontakt. Die Geräte messen mit Laser – und mit menschlichem Auge. Der Messbeamte visiert an, schießt mit dem Laser und der Anhalteposten stoppt den Wagen, erklärt und weist den Weg. Genug Zeit für den Messbeamte alles zu notieren: Kennzeichen, Uhrzeit, Geschwindigkeit. So sichert sich die Polizei nicht nur den Beweis, sondern auch Gespräche. Wir wollen, dass der Kontakt stattfindet, erklärt Thurn. Dass sich Autofahrer erklären können – und wir auch.
Vorsicht vor der Harley – und dem Hosenrohr
Nicht alle nehmen es so gelassen wie der Golf-Fahrer. Ein Harley-Biker rast am Nachmittag mit 67 km/h durch eine Dreißigerzone in der Rheingaustraße – mehr als doppelt so schnell. Das bedeutet: Führerschein für einen Montag weg und 250 Euro Bußgeld. Kein Diskussionsspielraum. Auch sein Auspuff sorgt für Gesprächsstoff. Das war eher ein Hosenrohr, sagt ein Beamter trocken. Die Technik sei kaputt – die Konsequenz bleibt. Lärm, Tempo, Risiko: Der Blitzmarathon trifft da, wo Anwohner sich regelmäßig beschweren.

Keine Abzocke – aber Konsequenz
An zehn Stellen im Wiesbadener Stadtgebiet misst die Polizei – überall angekündigt, mit Pressetext und Radiohinweis. Wir wollen niemanden abkassieren, betont Thurn. Wer sich an die Regeln hält, hat nichts zu befürchten. Wo aber jemand zu schnell unterwegs ist, greift das Gesetz. Auch wer nur zwölf K/mh zu viel fährt, kommt nicht davon. Sie sind 65 k/mh gefahren, erlaubt sind 50, erklärt ein Beamter sachlich einem Fahrer. Nach Toleranz bleiben 12. Das sind 30 Euro. Der Fahrer nickt und bezahlt.
Menschen, Maschinen, Methode
Lasern, das ist keine Spielerei. Man muss das können und eine Laser-Schulung mitgemacht haben, erklärt Willich. Der Strahl braucht eine reflektierende Fläche. Zum Beispiel ein Kennzeichen. Die Entfernung kann bis zu einem Kilometer betragen. Wer misst, muss geübt sein. Nicht jeder darf einfach so loslegen. Und bei Regen? Das geht genauso! Ob Bahnhofsstraße, Gustav-Stresemann-Ring oder Ludwig-Erhard-Straße: Die Polizei ist den ganzen Dienstag präsent. Nicht zufällig, sondern nach Plan. An Unfallschwerpunkten. An Orten mit Beschwerden. Die Auswahl der Messstellen ist kein Zufall, erklärt Hauptkommissar Thurn.

Die kleine Geschichte hinter jedem Stopp
Der Mann mit dem kopierten Führerschein. Die Frau, die von der Spätschicht kommt. Der Azubi, der gerade noch zur Kita muss. Auch wenn sich einige erst einmal ärgern, zweige sie sich doch einsichtig. Viele zahlen vor Ort. Manche bitten darum, dass der Chef nichts erfährt – es sei ja ein Firmenwagen. Die Polizei bleibt höflich und konsequent. Der Ton: ruhig, sachlich, bestimmt. Die Wirkung: sichtbar. Es geht um Sicherheit. Und am Ende auch ums Leben – Gerade innerorts.
Fazit eines langen Tages
Da rauschte es ordentlich – und klickte gleich hinterher. An 14 Stellen kontrollierte die Polizei in Wiesbaden. Und was sie dabei sahen, ließ so manche Stirn kraus werden: Im Stadtgebiet von Wiesbaden waren Autos und Zweiräder 762 Mal zu schnell unterwegs. Bei 688 Fahrzeugen gab es Fotos, 74 Fahrzeuge wurden gleich angehalten. Wer glaubte, das gehe spurlos an ihm vorbei, irrte.
Zwei Raser fuhren sich gleich ein einmonatiges das Fahrverbot ein. Der Motorradfahrer in der Rheingaustraße mit 69 km/h – anstelle der erlaubten 50. Im Gustav-Stresemann-Ring drückte ein Autofahrer das Gaspedal bis 90 – ebenfalls bei Tempo 50. Dazu kommen jeweils zwei Punkte in Flebnsburg und ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro.
Insgesamt waren am Mittwoch in Wiesbaden 14 Polizisten, unterstützt von sechs Mitarbeitenden der kommunalen Verkehrspolizei, im Einsatz und hielten den Verkehr im Blick – und den Finger am Auslöser. Dabei gab es 65 Mal Bußgelder, der Rest – 697 Verstöße – landete im Verwarngeldbereich. Aber auch tut weh. Außerdem wurden zwei Handyverstöße und ein Gurtverstoß geahndet. Dazu kommt noch ein abgelaufener TüV.
Foto – Messstelle am Brückenkopf ©2025 Volker Watschounek
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