Kinder haben Rechte, und Kinder sind die Experten ihrer Stadtteile. Kommt ihre Stimme aber in der Politik an? Der Weltkindertag soll Türen öffnen.
Am Weltkindertag rückt Wiesbaden die Rechte der Jüngsten ins Scheinwerferlicht und fordert: Kinder müssen mitgestalten dürfen. Die Stadt zeigt, wie sie von den Allerkleinsten lernen kann und bietet ihnen gleichzeitig die Chance, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen.
Kleine Bürger, große Wirkung
Unsere Kinder sind nicht nur unsere Zukunft – sie sind auch die heutigen Mitgestalter ihrer Welt. Doch wird ihre Stimme tatsächlich gehört, wenn es um Entscheidungen geht, die ihren Alltag prägen? Der Weltkindertag zielt darauf ab, diese Frage klar zu beantworten: Kinder haben nicht nur Anspruch auf Schutz und Förderung, sondern auch auf Mitbestimmung. Die UN-Kinderrechtskonvention fordert, dass Kinder in die Entscheidungen eingebunden werden, die ihre Zukunft gestalten. Durch diese Partizipation entwickeln sie Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein.
Demokratie von Anfang an: So funktioniert’s
Wie genau können wir Kinder in die Demokratie einbinden? In Wiesbaden packt das Amt für Soziale Arbeit, unterstützt von Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher, das Thema an. Es reicht nicht, Kinder nur zu schützen – sie müssen eine Stimme haben und in die Gestaltung ihrer Zukunft eingebunden werden“, erklärt die Sozialdezernentin. Doch wie lässt sich das konkret umsetzen?
Schon in der Kita lernen Kinder, dass ihre Meinung zählt. Ob es darum geht, welches Spielzeug verwendet wird oder welche Aktivität als Nächstes ansteht – hier machen die Jüngsten erste demokratische Erfahrungen. Auch wenn diese Entscheidungen zunächst klein erscheinen, legen sie den Grundstein für ein starkes Demokratieverständnis.
Schulzeit und Mitbestimmung: Ein größerer Radius
Mit dem Schuleintritt wächst der Einflussbereich. Klassensprecherwahlen und Gruppenentscheidungen lassen Kinder Verantwortung übernehmen und für ihre Mitschüler eintreten. Doch viele Kinder fühlen sich noch nicht ausreichend gehört. Laut dem Kinderreport 2024 glauben 68 Prozent der Kinder, ihre Interessen würden zu wenig beachtet. Das zeigt: Kinder brauchen mehr als nur Strukturen – sie müssen spüren, dass ihre Stimmen tatsächlich Gewicht haben. Besonders auffällig: 86 Prozent der Kinder wünschen sich mehr ernsthafte Aufmerksamkeit von Politikern. Hier ist Handlungsbedarf.
Wiesbaden setzt auf den Zukunftsausschuss
Wiesbaden reagiert auf diese Bedürfnisse. Der Zukunftsausschuss, im Rahmen des Bundesprogramms Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ins Leben gerufen, gibt Kindern die Chance, ihre Ideen aktiv einzubringen. Projekte wie das Kinder- und Jugendfest in Kastel oder das Zirkusprojekt zeigen, wie ernsthaft Kinder ihre Rolle nehmen und mit Begeisterung Verantwortung übernehmen.
Ein Höhepunkt war der Besuch des Ortsbeirats in Kastel, bei dem Kinder ihre Anliegen direkt vorbringen konnten. Das direkte Erleben von politischer Teilhabe stärkte ihr Verständnis von Demokratie und zeigte ihnen, dass ihre Ideen zählen.
Blick in die Zukunft: Kinderparlament in Planung
Wiesbaden plant, das Engagement der Kinder weiter auszubauen. Ein Kinderparlament soll entstehen, um den Jüngsten eine feste Plattform zu bieten, ihre Anliegen in die städtische Politik einzubringen. Dr. Patricia Becher betont, dass dies nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit sei, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Demokratie.
Das Kinderparlament wird den Kindern die Chance geben, aktiv an der Gestaltung ihrer Stadt teilzunehmen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Stadtschülerat sollen die Perspektiven aller Altersgruppen zusammengeführt werden. Während das Kinderparlament den Jüngsten eine Stimme geben soll, wird der Schülerrat den Austausch zwischen verschiedenen Altersgruppen fördern.
Ein Fest für die Kinderrechte
Am Sonntag, 22. September, feiert Wiesbaden den Weltkindertag mit dem Weltkindertagfest auf dem Schlossplatz. Über 40 Stände bieten Spiele, Infos und Unterhaltung rund um Kinderrechte und Mitbestimmung. Auf der Bühne zeigen sowohl professionelle Künstler als auch Kinder- und Jugendgruppen ihr Können. Das Fest ist mehr als nur Unterhaltung – es ist eine Gelegenheit, Kinderrechte zu feiern und zu zeigen, dass sie nicht nur theoretische Konzepte, sondern gelebte Realität sind.
Foto – Weltkindertag ©2024 Pixabay
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