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Fete Terroir: Rheingau. Riesling. Herkunft im Glas. Acht Lagen, acht Geschichten.

Fête Terroirs: Acht Lagen, ein Gefühl: Herkunft im Glas

Acht Winzer:innen, acht Lagen, ein Rebsorte: Die „Fête des Terroirs“ zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich Riesling schmecken kann. Mit dabei: das Weingut Hanka – und ein Abend voller Herkunft, Handwerk, Hingabe und Geschmack.

Volker Watschounek 2 Wochen vor 0

Acht Lagen, ein Terroir – und jede Menge Leidenschaft im Glas: Die Fête des Terroirs im Rheingau hat gezeigt, wie viel Herkunft im Riesling steckt.

Es war kein gewöhnlicher Abend im Zeichen des Weines. Sondern eine Begegnung mit Böden, Geschichten und Menschen, die mehr verbindet als der Riesling: ihre Herkunft. Unter dem programmatischen Motto Herkunft ist kein Zufall hat die Rheingauer Winzerszene am Samstagabend die zweite Fête des Terroirs gefeiert – ein Tasting der besonderen Art. Acht Lagen, acht Winzer, acht Rieslinge – und eine Reise quer durch das Herz des Rheingaus.

Was bedeutet „Terroir“?

Der französische Begriff Terroir beschreibt das Zusammenspiel aus Boden, Klima, Topografie und Handwerk im Weinbau. Es ist die Summe aller natürlichen und menschlichen Einflüsse, die den Charakter eines Weins prägen. Im Rheingau spielt das Terroir eine Schlüsselrolle – vom kargen Quarzit über lehmigen Löss bis hin zu tiefem Muschelkalk.
Fun Fact: Der Begriff stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft und wurde im Weinbau zum Symbol für Identität und Herkunft.

Die Moderatorin des Abends, Katharina Hösling, selbst einst Rheingauer Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin, führte durch das Terroir-Kaleidoskop mit launiger Expertise und augenzwinkernder Herzlichkeit. Ihre Botschaft war klar: Terroir ist kein Marketing, Terroir ist Charakter.

Riesling in Reinkultur

Die Idee des Tastings war ebenso charmant wie präzise: Acht Rieslinge aus acht verschiedenen Lagen des Rheingaus, alle aus dem selben Jahrgang, alle sortenrein – und doch grundverschieden. Nur wenn man die gleiche Rebsorte aus unterschiedlichen Böden und Mikroklimata verkostet, wird deutlich, was Herkunft wirklich bedeutet, sagte Hösling. Die Gäste im Saal hatten bald mehr als nur den ersten Schluck im Glas – sie bekamen ein Gefühl für Landschaft. Den Auftakt machte Ferdinand Mauritz mit einem 2022 Hochheimer Domdechany aus Hochheim, – einem Riesling aus der Lage „Doppelstück“. Ein Wein mit Druck, reifer Frucht und einer fast mediterranen Wärme – typisch für den tiefgründigen Muschelkalk seiner Herkunft. Mauritz selbst, Student in Geisenheim, sprach so leidenschaftlich von seiner Arbeit wie von seinem Wein. Ein kräftiger Einstieg, lobte Hösling.

Gestein, Geschmack, Generationen

Was sich in den folgenden Gläsern offenbarte, war ein Dialog zwischen Boden und Winzer. Lena Kessler etwa präsentierte einen Riesling aus der Rüdesheimer Bischofsberg-Lage: einen 2022 Martinsthaler Rödchen, Spätlese trocken. Der Wein: feingliedrig, mineralisch, mit kühler Eleganz. Der Boden: Quarzit. Die Winzerin: Zehnte Generation. Kessler erzählte von Bruderduellen im Keller, familiärer Leidenschaft und dem Glück, den Traktor morgens in den Weinberg zu lenken.

Auch Marcel Dillmann brachte Riesling aus Rüdesheim, aber mit anderem Gestein und einer anderen Handschrift. Salzig, reif, mit seidiger Tiefe. Ein Wein, der nach Wiederholung verlangt, wie Hösling es formulierte. Es war eine stille Hymne auf das Reifepotenzial des Rieslings – und ein Appell an die Geduld der Konsumenten.

Hommage an den Onkel Jean

Sophie Egert aus Hattenheim holte den Familienmythos ins Glas. Jean ist der Onkel Jean. Also hessische S-C-H-O-N, berichtet sie lachend. So hat man ihn früher genannt. Ihr Hommage à Jean ist ein Wein mit einer kleinen Zugabe aus selektiv gelesenen Beeren: unten und oben am Rebstock getrennt, jede einzeln abgeknipst. Vier Stunden für ein paar Eimer, die sie im ersten Jahr alleine gelesen habe erzählt Egert weiter. Die Mühe lohnte sich: Die Phenolik aus Schale und Stiel verlieh dem Riesling eine Textur, die sich mit feinen Tanninen und langem Nachhall präsentierte.

Mikrooxidation und Musik

Marius Dillmann brachte nicht nur Riesling, sondern auch Techno ins Spiel – in seinem Weingut Dillmann hat er einen ehemaligen Container in eine Pop-up-Weinbar verwandelt. Ein bisschen Weinchen trinken, ein bisschen was zu füttern, ein bisschen Techno. Während Marius Wein ausschenkt, macht sein Bruder die Musik. Sein Riesling aus dem Rüdesheimer Rottland wird im Holz ausgebaut, auf der Hefe gelagert, gereift mit Mikrooxidation. Holz hat immer eine leichte Beatmung. Es geht um minimalen Luftaustausch, der dann auch ein bisschen mehr Grimmigkeit, ein bisschen mehr Breite bedeutetmit einer Art Kindsmiorf, sagte er über das Öffnen des 2022er Jahrgangs. Doch der Wein beweist jetz das Gegenteil: Komplex, warm, mit animierender Struktur. Ein Versprechen für die Zukunft.

Mädchen im Weinberg

Die letzte Runde gehörte Katharina Bausch. Ihr Wein vom Weingut Hans Bausch: feinherb, verspielt, duftig. Ihr Auftritt: selbstbewusst, eloquent. Der Wein heißt 1PS, weil mein Vater früher mit dem Pferd geackert hat, erzählte sie – eine Verbindung von Geschichte und Gegenwart. Dass an diesem Abend mehr Winzerinnen als Winzer auf der Bühne standen, war kein Zufall, sondern Ausdruck einer leisen Revolution im Weinbau.

Schnellfragen mit Tiefgang

Zwischen den Flights – moderierte Schnellfragenrunden. Rot oder Weiß? Riesling oder Burgunder? Koriander – ja oder nein? Die Antworten reichten von sportlich bis salzig, von Sterne-Restaurant bis Straußwirtschaft. Ein humorvoller Kontrapunkt zur Ernsthaftigkeit im Glas. Denn bei allem Respekt vor dem Terroir: Wein bleibt auch ein Vergnügen.

Fazit: Eine Flasche Herkunft

Was bleibt von diesem Abend? Die Erkenntnis, dass Riesling nicht nur Rebsorte, sondern Botschafter ist. Für Landschaft, Handwerk, Haltung. Und dass Herkunft eben kein Zufall ist – sondern Entscheidung, Einsatz und Emotion.

Die Fête Terroirs war mehr als ein Tasting. Sie war ein Manifest.

Die Bilder der Veranstaltung sehen Sie hier in der Bildergalerie.

Foto – Schloss Biebrich ©2025

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