Sie sind mit einem Bett, einer Trocken-Toilette und einem Regal eingerichtet. Die Minihäuschen bieten Obdachlosen einen trockenen warmen Platz zum Schlafen, einen Rückzugsort, ein Dach überm Kopf.

Für das Projekt Dach überm Kopf des Diakonischen Werks Wiesbaden ist mit dem Gelände der Evangelischen Versöhnungsgemeinde im Aukammviertel ein weiterer Stellplatz für ein Minihäuschen gefunden. Ein Wohnungsloser ist jetzt in den etwa vier Quadratmeter großen Holz-Container mit Bett, Campingtoilette und einer Solarzelle eingezogen. Das Häuschen haben Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Wiesbaden auf dem Gelände der Versöhnungsgemeinde aufgestellt. 

Es ist ein Geschenk, jetzt wieder einen Rückzugsort zu haben und die Tür hinter sich zu machen zu können. – Erster Bewohner

Der erste Bewohner, ein 51-Jährige, der jetzt eingezogen ist, hat nach einer abgesessenen Haftstraße zunächst mehrerer Monate auf der Straße gelebt. Über sein neues Zuhause auf Zeit freut er sich riesig. Derzeit ist der Gitarrist vor allem als Straßenmusiker in der City unterwegs. Über Auftrittsmöglichkeiten würde er sich sehr freuen. Das Häuschen sei auch ein Neuanfang für ihn. Ich hoffe, er gelingt.

In Wiesbaden stehen jetzt drei Ein-Raum-Schlafhäuschen: Auf dem Gelände der Lutherkirche und der Anglikanischen Kirche wurden die Häuschen bereits zum zweiten Mal bezogen, weil die jeweiligen Erstbewohner eine Wohnung beziehungsweise einen Platz in einem Übergangswohnheim gefunden hatten. Geld für weitere Häuser ist da, allerdings sei man noch auf der Suche nach geeigneten Stellplätzen, erklärt die Wiesbadener Geschäftsfrau Bettina Weiler, die mit Matthias Röhrig, Leiter der Teestube des Diakonischen Werks Wiesbaden, das Projekt Dach überm Kopf konzipiert und umgesetzt hat.

Wir haben nicht die Kapazitäten hier Betreuungsarbeit zu leisten. Deshalb haben wir lange überlegt, ob wir das verantworten können und wollen. Schlussendlich hat der Kirchenvorstand einstimmig beschlossen, die Initiative zu unterstützen. – Petra Hartmann. 

Die Minihäuschen sind ein Baustein, um Menschen, die auf der Straße Leben, eine Brücke zu bauen, damit sie ihre Situation nachhaltig und dauerhaft verbessern können. Sie sind keine dauerhafte Wohnstätte. Das Konzept baut darauf auf, dass die Menschen weiterführende Hilfen wie Übergangswohnheime, Sonderwohnformen, wie etwa das Containerdorf, und die Vermittlung einer Wohnung auf dem freien Markt finden.
Finanziert werden die Häuser aus Spenden. Sozialarbeiter kümmern sich um die Bewohner der Minihäuschen, schauen nach, dass die Boxen nicht verwahrlosen, und sind Ansprechpartner für den jeweiligen Bewohner, aber auch die Mitglieder der Kirchengemeinden. Finanziert werden die Sozialarbeiterstellen durch das EhaP Plus-Programm von Europäischer Union und Bundesarbeitsministerium.

Die Versöhnungsgemeinde, die mit Betina Weiler zusammen auch das jährliche Obdachlosenessen in ihren Gemeinderäumen ausrichtet, hat sich die Entscheidung für ein Minihäuschen auf ihrem Gelände dennoch nicht leichtgemacht. Ausschlaggebend sei für alle dabei gewesen, dass es bei den Häuschen an der Lutherkirche und der Anglikanischen Kirche bis jetzt keine Probleme gegeben habe. Ob sich die Kirchengemeinde und der neue Bewohner einander annähern, bleibt abzuwarten.

Spendenkonto 

Sie möchten das Projekt DachübermKopf unterstützen. Jeder Cent, jeder Euro hilft. 

Unter der IBAN: DE 91 5105 0015 0129 1039 82, hat die Evangelische Versöhnungsgemeinde,
ein Spendenkonto für die Holzhäuschen eingerichtet. Verwendungszweck: DachübermKopf.

Die Suche nach geeigneten Plätzen für die Häuser ist schwierig. Da alle Bewohner an die Teestube angebunden sind, sollte der Standort nicht zu weit weg von der Innenstadt sein. Dennoch können man eben auch kein Häuschen auf dem Schlossplatz neben der Marktkirche aufstellen, so Matthias Röhrig. Weiler und Röhrig hoffen, dass sich weitere Kirchengemeinden – egal welcher Konfession – entschließen, Stellplatz zur Verfügung zu stellen. Gespräche würden bereits laufen. 

Foto oben ©2023 Andrea Wagenknecht

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Die Internetseite des Evangelisches Dekanat Wiesbaden finden Sie unter www.dekanat-wiesbaden.de.  

 

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