Äbbelwoi vom Boskop, vom Elster oder Delicious. Gereift in Barrique oder im Metalltank. Vielleicht doch lieber einen Cuvée? Das gibt und gab es nicht: auch nicht beim Äbbel-Festival in Wiesbaden.
Elstar, Boskop, Golden Delicious oder Braeburn – Bei der Vielfalt an Apfeltorten den Überblick zu behalten, fällt nicht leicht. Welch Glück, dass die Besucher vom ersten Wiesbadener Äbbel-Festival vor dem Rathaus nicht vor diese Aufgabe gestellt waren. Beim Betreten des kleinen Äbbel-Dorfes war das sofort klar. Wie viele weiter verarbeitete Sorten es an den einzelnen Ständen zu entdecken gab? Wir haben nicht nachgefragt. Ein kleiner Traktor mit einer Handvoll Kisten wies aber darauf hin, dass es nicht viele sein sollten. Als wir in der Live-Kelterei nachgefragt haben, welche Sorte denn verarbeitet würde: Eine besonders saftige Sorte. Man sei nicht vom Hofgut Erbenheim, sondern lediglich am Live-keltern. Je nach Apfelsorte brauche man rund zwei Kilogramm Äbbel, um einen Liter Apfelsaft zu keltern.
„Erst werden die Äbbel zerkleinert, und danach gepresst. Unser Apfelwein ist 100 Prozent Handarbeit.“
Was auf dem Schlossplatz in mittleren Mengen zu beobachten war, geht auch daheim mit einem kleinen Entsafter. Nur lange aufheben sollte man den Saft nicht. Nach drei Tagen kann er das erste Mal umschlagen, fängt an zu gären, – wird zu Cidre, dann zu Most und irgendwann zu Essig. Ja, mit den Begriffen bekommt man in der Apfelwirtschaft seine Probleme. Cidre gleich Federweißer aus Äpfeln. Most gleich Ebbelwoi oder Apfelwein – in der Steiermark. Und Äppelwoi in Wiesbaden.
„Wie schreiben Sie Apfel auf hessisch? Ebbel, Äpfel, Äppel, Äbbel –?“
Verflixt, wir wollten es genau wissen und haben gegoogelt: „Äbbel“. Das Ergebnis war ernüchternd. gefunden haben wir die Äbbelbäum bei Frankfurt, den Äbbel Seppel in Seligenstadt, Die Äbbel-Ähn in Rödelheim bei Poschmann, den Äbbel-Cross-Duathlon Rockenberg in der Wetterau, die Äbbel & Co. Apfelmanufaktur Hanau oder den Big Äbbel – aus Wiesbaden war nix dabei. Stimmt nicht ganz, das 1. Äbbel-Festival wird seit kurzem in der Ergebnisliste geführt. Ganz gleich wie Sie es schreiben, am ende geht es um den guten Apfel und dann sowieso ums gute Stöffchen. Da war sich auch alle beim 1. Wiesbadener Äbbel Festival auf dem Schossplatz einig. Und da gab es dann auch noch anderes zu entdecken. Etwa Tongefäße und echte Bembel. Als Schlüsselanhänger ebenso wie in groß zum Bewirten der Gäste. Angeboten wurde einiges und nicht nur vor Ort gekelterter Apfelsaft. Rainer Emmel schenkte beispielsweise Apfelsaft, Apfelwein oder Apfel-Secco aus. Damit sind dann auch schnell interessante Drinks wie Äpplerol Spritz oder der Hessen Hugo kreiert: Die Modegetränke werden uns in der Straußenwirtschaft immer häufiger nachgefragt, erzählt Emmel.
Oder Fußmatten mit den drei Lilien oder klassisch mit Bembel bedruckt. Zum Kaffee wurde Kuchen gereicht, Apfel-Streussel, was sonst. Und ausreichend Sitzgelegenheiten gab es auch, etwa um den Gesprächen mit Ralf Schaab vom Hofgut Erbenheim oder mit Thomas Henze von der Domäne Mechthildshausen zuzuhören.
„Handkäs mit Musik, Fehlanzeige“
Wer sich auf kulinarische hessische Spezialitäten gefreut hatte, der wurde enttäuscht. Jedenfalls haben wir um die Mittagszeit keine entdeckt. Am Imbiss waren die Klassiker gefragt: Bratwurst oder Rindswurst … Gegrilltes und Frittiertes. Ein Stand mit Spundekäs oder Brezen, ein Stand mit Handkäs und Musik wie zuletzt auf der Rheingauer Weinwoche, haben wir vermisst. So bleibt für das zweite Wiesbadener Äbbelwoi-Festival 2023 Luft nach oben. Und wir erinnern: Die Rheingauer Weinwoche hat einmal klein angefangen.
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Bildergalerie Äbbel-Festiva
Äbbel blecke
Heud giehn me uff die Wiss enoab un blecke unser Abbel oab.
De Baam ess voll med Goldparmene, däi zou de besde Sorde zehle.
Däi sei näid gruuß, doch knackisch fesd, un schmecke me om allerbesd.
Die Laarer on de Baam gestelld, geguckd, ob se aach rischdisch hääld, domed de Blecker em Geäsd sischer stiehd un aach ganz fesd. Der bleckd de ganze Viermiddoach die Äbbel oab, su nooch un nooch.
Dann wird de Baam aach noch geriddeld, die letzde Äbbel oabgeschiddeld. Nur en de allerhiechsde Äsd,
do henge se noch zimmlisch fesd. Däi bleiwe tier die Vischl henge, domed se aach noch Nahrung fenne.
Es bleibd aach manscher Abbel leije, do doon die Kenn sisch driwwer freue. Die Weirekirb stiehn onnem Baam, dodrenn draan mir die Äbbel haam. E poar Boskobb lese me noch uff, däi solIe uff de Kuche druff.
Dehaam wird Hefedaasch gekneed, die Äbbel owwedruff geleed,
die Äbbelschnitz en Reih un Glied, domed me aach e Ordnung siehd. Der Kuche, der schmeckd klaa un gruuß, er ess aach wirklisch en Genuß!
Text: Annita Rosenthal, Nidderau
Foto oben ©2022 Volker Watschounek
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Die Internetseite zum Äbbel-Festival finden Sie unter www.wiesbaden.de.