Festgekettet, verrostet, ohne Luft im Reifen. Auch mal nur ein angeketteter Fahrradrahmen. Sie sind einfach überall: Fahrradleichen und Schrottfahrräder.
Auf den Fahrradparkplatz am Wiesbadener Hauptbahnhof und rund um den Bahnhof stehen immer wieder Fahrräder, die schon lange nicht mehr bewegt wurden und die Fahrtauglichkeit fraglich ist. Die meisten davon sind mit einem Schloss gesichert. Einfach vergessen. Einzelne sind aber auch nur angelehnt. Abgestellt. Reifendruck und Rostablagerungen sprechen dafür, dass das Rad seit Monaten dort stehe. Einmal im Jahr wird aufgeräumt, erzählen Andreas Hohmeister und Peter Bresch vom Umweltamt. Einmal im Jahr, wenn sich die Hinweise von Bürgern gehäuft haben, ziehen sie zusammen mit Mitarbeitern der ELW los. Ganz gleich, wie gut ein Drahtesel gesichert ist: Mit dem richtigen Werkzeug dauert es nur wenige Sekunden, bis das Schrottrad auf dem Pritschenwagen der Entsorgungsbetriebe steht. Rund zwei Dutzend sind es am Freitagmittag, die sorgsam dokumentiert so entsorgt werden..
„Der Eigentümer hat 4 Wochen Zeit, das Fahrrad zu entfernen, ansonsten wird die Ersatzvornahme (Entsorgung) durch die unten stehende Behörde vorgenommen.“ – Oberbürgermeister, Ordungsamt.
Einzelne Räder sind schnell gefunden und geprüft. Ist die Kette verrostet, der Lenker locker und verbogen, sind die Seilzüge kaputt, fehlt der Sattel, ist der Rahmen beschädigt – und sind beide Reifen platt, ist die Sache klar. Nach dem Kreiswirtschafts- und Abfallgesetz genügt es, wenn drei Kriterien erfüllt sind. Besteht Unklarheit, wie bei dem Fahrrad, das am Handlauf des Treppenabgangs zur Unterführung angeschlossen wurde, kleben Hohmeister und Bresch gut sichtbar gelbe Aufkleber im Sichtbereich auf. Die Besitzer werden damit gebeten, die markierten Räder in den nächsten vier Wochen mitzunehmen. Alle Fahrräder, die bis dahin nicht abgeholt werden, landen ohne Umweg auf dem Müll.
„Nach eingehender Prüfung und nach Ablauf der Schonzeit entfernen wir die Räder dann – und warten nicht wieder ein Jahr.“ – Andreas Hohmeister
Bei dem Sammelsurium, das in nicht einmal einer Stunde auf dem Pritschenwagen der ELW landet, fragt sich der Beobachter, ob die Fahrräder nicht noch verwertbar sind. Die Mitarbeiter vom Umweltamt erklären, dass das niemand interessiere. Man habe schon mal bei verschiedenen Organisationen nachgefragt. Ohne Erfolg. Auch die Fahrradstation der Bauhauswerkstätten Der Radler hat nur abgewunken. Das Risiko, am Ende ein gestohlenes Fahrrad wieder fit gemacht zu haben, sei zu groß.
Bildergalerie
Gerne erweitern wir die Galerie mit sehenswert abgestellten Fahrrädern. Bitte einfach an redaktion@wiesbaden-lebt.de senden.
Bild oben ©2021 Volker Watschounek
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