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Podiumsdiskussion im Kulturbeirat zur Oberbürgermeisterwahl 2025.

Von Debschitz bis Bedürftig: OB-Kandidaten zur Kultur in Wiesbaden

Im Pariser Hof diskutieren die OB-Kandidaten über Wiesbadens Kulturpolitik: Vom Staatstheater bis zum Walhalla-Theater – wo stehen die Kandidaten bei der Finanzierung und Zukunft der Kultur? Ein spannender Ausblick auf die Wahl am 9. März.

Volker Watschounek 2 Monaten vor 0

Auch 2025 wird ein kulturelles Jahr. Unklar ist, welcher Rathaus-Chef den vielen Events vorsteht. Die Bürger entscheiden das am 9. März: Oberbürgermeisterwahl.

Das Theater im Pariser Hof ist am Mittwochabend nicht nur ein Ort der Kultur. Wie 2019 verwandelt sich die Bühne kurz vor der Oberbürgermeisterwahl in eine politische Arena. Die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters von Wiesbaden nehmen auf der Bühne platz, das Publikum ist gespannt. Viele sind gekommen, um zu hören, wie sich die Bewerber in Sachen Kulturpolitik positionieren. Vor ihnen ein Hut voller Fragen, die die Moderatorin Grete Götze, freie Journalistin unter anderem beim Hessischen Rundfunk, aus dem Publikum eingesammelt hat. Warm up: Die erste Runde beginnt mit der Frage, nach dem  letzten kulturellen Highlight eines jeden in Wiesbaden? Ein Stück im Staatstheater? Eine Ausstellung? Oder doch ein Rockkonzert im Schlachthof? Die Antworten sind so vielfältig wie das kulturelle Leben der Stadt.

Die OB-Kandidaten

Folgende zehn Kandidaten stellen sich am 9. März bei der Oberbürgermeisterwahl zur Wahl:
Thilo von Debschitz, unabhängiger Kandidat für CDU und FDP; Gesine Bonnet, Die Grüne; Gert-Uwe Mende, SPD (amtierender Oberbürgermeister); Ralf Offermanns, AfD; Ingo von Seemen, Die Linke; Christian Hill, Pro Auto; Lukas Haker, Die Partei; Elmer Krebber, ULW; Andreas Gutzeit, FWG und Matthias Bedürftig, Freie Wähler.

Die jüngsten kulturellen Erlebnisse: Thilo von Debschitz erinnert sich begeistert an eine Tanzvorstellung des Hessischen Staatsballetts, die ihn besonders beeindruckt habe. Gesine Bonnet schwärmt von der Inszenierung des Fliegenden Holländers im Staatstheater, die sie tief berührt habe. Gert-Uwe Mende hebt die feierliche Eröffnung des Museums Reinhard-Ernst hervor, das er einzigartiges Kulturprojekt in Deutschland bezeichnet.

Ralf Offermanns bekennt, dass er kulturell nicht so bewandert ist und reicht das Mikro gleich weiter an Ingo von Seemen. Der nennt das ZR6 wo seine Partei nach der Bundestagswahl eine tolle Wahlparty feierte. Aber auch die Kurhauskolonnaden, wo er zuletzt einer tollen Rednerin zugehört habe. Christian Hill hebt Karnevalsveranstaltungen als Heimatkultur hervor.

Lukas Haker gesteht mit einem Augenzwinkern, dass sein kulturelles Highlight die Aussicht auf das Konzert der Band Team Scheiße sei. Elmer Krebber berichtet von einer Lesung, die ihn besonders nachdenklich gestimmt habe. Andreas Gutzeit hebt eine Veranstaltung in den Kurhauskolonnaden hervor, während Matthias Bedürftig sich ,ist der Frage schwer tut und mehr darauf angeht, was er vermisse: etwa Heimat- und Brauchtumsvereine, die als Bewahrer der Tradition Kultur nach vorne bringen, um die regionale Identität und Identifikation zu stärken und unsere Erbe zu bewahren.

Kultur als politisches Statement

Während die ersten Fragen beantwortet werden, und der Hut mit den Fragen weiter rumgeht, macht der Kandidat der Parte Die Piraten auf seine Lese-Rechtschreib-Schwäche aufmerksam (Anm. d. Red. „Die Partei ist eine satirische Partei). Ein unüblicher Moment der Offenheit in der sonst oft kühn inszenierten Wahlkampfkulisse. Er blickt sichtlich unsicher auf seinen Zettel, holt sich Bestätigung aus dem Publikum. Die Debatte entwickelt sich dennoch rasch weiter.

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Die Kandidaten ziehen ihre Fragen und präsentieren ihre Antworten. Die Bandbreite reicht von der Finanzierung der freien Szene über die Zukunft des Staatstheaters bis zur Forderung nach mehr bezahlbaren Räumen für Künstler. Ein Bewerber hebt die Bedeutung der Karnevalskultur hervor, ein anderer pocht auf eine bessere Vernetzung zwischen Kunst und Stadtentwicklung. Auch ein Stadtmuseum für Wiesbaden wird thematisiert – und sorgt für gespaltene Meinungen.

Die Gretchenfrage: Wer zahlt für die Kultur?

Ein entscheidendes Thema des Abends: die Finanzierung. Wiesbaden steht vor großen Haushaltsproblemen. Einige Kandidaten plädieren nach dem Beispiel von Rheinhard Erst für mehr private Mäzene, andere fordern eine gerechtere Aufteilung der Zuschüsse zwischen Staatstheater und freier Szene, – ohne zu bedenken, dass fast die Hälfte des Staatstheater-Etats vom Land Hessen finanziert wird. Die Frage, ob Kultur eine freiwillige Leistung und überhaupt in diesem Ausmaß notwenig sei, sorgt für Debatten. Ist Kultur eine Daseinsvorsorge, die gesichert werden muss? Oder eine Subvention, die nur nach Kassenlage verteilt wird?

Das Walhalla-Theater: Ein Symbol der Kulturdebatte

Besonders umstritten ist die Zukunft des Walhalla-Theaters. Das denkmalgeschützte Gebäude im Herzen Wiesbadens war einst ein prächtiges Varieté-Theater und später ein Kino. Seit Jahren steht es leer, der Verfall schreitet voran. Während einige Kandidaten eine multifunktionale Nutzung für Theater, Konzerte und Ausstellungen fordern, sehen andere eine Verpachtung an private Investoren als realistischere Lösung. Christian Hill brachte in diesem Zusammenhang das Hessische Staatstheater ein, dass schon bald nach einer Ausweich-Spielmöglichkeit suchen müsse.

Einige plädieren für eine öffentliche Trägerschaft, um das Gebäude als Ort für die freie Szene zu etablieren. Andere befürchten, dass ohne private Mittel eine Renovierung nicht finanzierbar sei. Die Diskussion zeigt: Das Walhalla ist weit mehr als ein Gebäude – es steht symbolisch für die Frage, welchen Stellenwert Kultur in Wiesbaden hat und wie sie finanziert werden soll. Einigkeit besteht darin, dass die Stadt dringend eine Lösung für das traditionsreiche Haus finden muss. Doch wie diese aussehen wird, bleibt offen.

Visionen und Realitäten

Zwischen idealistischen Forderungen und pragmatischen Lösungsvorschlägen verläuft sich die Diskussion in Detailfragen: Sollte Wiesbaden mehr in Kunst im öffentlichen Raum investieren? Wie können junge Talente gefördert werden? Was bedeutet kulturelle Teilhabe in einer Stadt, in der 40 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben?

Ein Kandidat argumentiert für eine aktivere Einbindung migrantischer Künstler, ein anderer will das Kulturangebot auf die Stadtteile ausweiten. Die Ideen sind zahlreich, doch eines wird schnell klar: In Zeiten knapper Kassen braucht es nicht nur Visionen, sondern auch tragfähige Konzepte.

Wer setzt sich durch?

Am Ende der Veranstaltung bleibt die Frage: Wer kann in Wiesbaden die Kulturpolitik nachhaltig gestalten? Wer kann das Vertrauen der Bürger gewinnen? Die Antworten darauf müssen die Wähler am Wahltag, am 9. März, geben. Sicher ist nur eines: Die Bühne ist bereitet, das Spiel ist eröffnet.

Foto – Thilo von Debschitz, unabhängiger Kandidat für CDU und FDP, Gesine Bonnet, Die Grüne, Gert-Uwe Mende, SPD, Ralf Offermanns, AFD, Ingo von Seemen, Die Linke
Christian Hill, Pro Auto, Luka Haker, Die Partei, Elmer Krebber, ULW, Andreas Gutzeit, FWG, Matthias zur Wahl im Theater im Pariser Hof ©2025 Volker Watschounek

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