Das schwimmende Bootshaus ist von 1985. Seit 2017 fehlen Toiletten und Duschen. Obwohl Einigkeit über ein neues Booshaus besteht, liegen die Pläne auf Eis.
Am 9. Dezember hat das Sportamt der Landeshauptstadt Wiesbaden ohne Voranmeldung und ohne Erklärungen das seit Jahren marode Schiersteiner Bootshaus geschlossen. Warum das so plötzlich passiert ist und wie lange der Zugang den aktiven Ruderern verwehrt wird, weiß keiner – weshalb 15 Kinder- und Jugendruderer am 18. Dezember in der Innenstadt auf die Sperrung und die Missstände ihrer maroden städtischen Schul- Sportstätte, dem schwimmenden Schulbootshaus in Schiersteiner Hafen aufmerksam gemacht haben. Um ihr Anliegen zu unterstreichen, hatten sie fünf Ruderergometer zum Trockenrudern und einen 18m langern Ruderachter samt Riemen in die Stadt gebracht um unter den Augen vieler Passanten zu trainier und zu protestieren. Die Jugendlichen fürchten um ihre sportliche Zukunft und fühlen sich von der Stadt Wiesbaden nicht gehört.
Ruderer wollen wieder trainieren
Zahlreiche Vereinsmitglieder aus dem Breitensport, der Vereinsvorstand und Freunde des Rudersports waren in die Stadt gekommen, um ihre Unterstützung zu zeigen. Insgesamt protestierten mit 120 Unterstützern weit mehr als die 25 erwarteten und sehr kurzfristig angemeldeten Teilnehmer gegen die lange währende Untätigkeit der Stadt. Sie fordern von der Stadt Wiesbaden (1) eine sofortige Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs im Schiersteiner Hafen und (2) einen schnellstmöglichen Neubau des schwimmenden Bootshauses. Die Rudergesellschaft fordert zudem (3) eine Einbindung in die Planungen für eine sachgerechte Lösung und bietet seine Unterstützung an. Die Trainingsmöglichkeit an der strömungsfreien und geschützten Lage im Schiersteiner Hafen ist für den ambitionierten Rudersport in Wiesbaden eine existentielle Frage.
35 km Trockenrudern
Insgesamt sind die 15 Kinder- und Jugendruderer am Samstag 35 km trocken gerudert. Im Vergleich zu den ca. 45000 Ruderkilometern, die in normalen Jahren in Schierstein zusammenkommen, lässt sich der zu beklagende Verlust nur erahnen. Das Bootshaus wird überwiegend von Kindern und Jugendlichen, im Rahmen des Schulsports dreier Wiesbadener Schulen, jugendlichen Leistungssportlern sowie von Breitensportlern des Vereins genutzt. Einige Leistungssportler der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888 e.V. trainieren hier fünf- bis sechsmal in der Woche.
Hintergründe
Seit April 2017 ist der Stadt Wiesbaden der Zustand des Bootshauses und die dringende Notwendigkeit, für Ersatz zu sorgen, bekannt. Fehlende Toiletten und Duschen wurden und werden seit der Havarie im vor vier Jahren geduldig ertragen. Wie auf Nachfrage zu erfahren war, ist offenbar aus Gründen des Personalmangels seither kein wesentlicher Fortschritt erzielt worden. Am 12. Dezember wandte sich die Daher wandte sich die Rudergesellschaft mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister und Sportdezernent Gert-Uwe Mende. Die Antwort ist bislang ausgeblieben. Für 2022 stehen daher weitere Aktionen auf dem Programm.
Rudersport in Wiesbaden
Das Bootshaus wurde im Februar 1985 im Schiersteiner Hafen festgemacht. Nachdem das alte Bootshaus im Herbst 1983 nicht mehr zu reparieren war, dauerte der Ersatz damals nur knappe 18 Monate. Die Rudergesellschaft war mit ihrem Sachverstand in die Planungen mit dem Ziel einer gut funktionierenden Einrichtung eng eingebunden.
Die Rudergesellschaft verfolgt Kraft Satzung gemeinnützige Zwecke. Zum Zeitpunkt der Gründung als Wiesbadener Ruderclub war das erste Domizil am Schiersteiner Hafen. 1925 wurde das Bootshaus in Biebrich bezogen. 1971 kehrte die Rudergesellschaft mit einem schwimmenden Bootshaus im Schiersteiner Hafen dann zu ihren Wurzeln zurück, um die strömungsfreie und geschützte Lage als Trainingsmöglichkeit für den Schul- und Leistungssport zu erschließen.
Erfolg wird ausgebremst
Die Rudergesellschaft hat 320 Mitglieder. Seit 1970, der Einweihung des ersten Schiersteiner Bootshauses, besteht zudem eine vertiefte Kooperation mit den Schulen, die interessierten Schülern den Leistungskader des Vereins öffnet, um sich auf Regatten dem Wettbewerb zu stellen. Dies hat vielen jungen Menschen ermöglicht, ihre sportlichen Ambitionen zu verwirklichen und Meister auf Bundes- und Landesebene hervorgebracht. Teilnehmer bei Olympia und bei Weltmeisterschaften, auch im Deutschlandachter, haben ihre rudersportlichen Karrieren hier begonnen und vorangetrieben. Wir erinnern an die herausragenden Erfolge von Sebastian Schulte, von 2001 bis 2007 Mitglied im Deutschlandachter und 2006 Weltmeister in Eton und Christina Berchtold, die 2015 Weltmeisterin im Juniorinnenachter für die Rudergesellschaft Wiesbaden Biebrich wurde. Beide haben in Schierstein ihre ersten Ruderschläge gemacht.
Foto oben ©2021 Volker Watschounek
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Die offizielle Internetseite der Rudergesellschaft Wiesbaden Biebrich finden Sie unter www.rgwb.de.