Ein Model im Strampler, Schnuller im Mund. Bondage-Look trifft Wüstensand, Jeansfransen. Der Catwalk im Innenhof vibriert – an Grenzen entlang.
Die Sonne flimmerte, die Beats wummerten, die Stoffe flatterten im Wind. Im Innenhof der Hochschule Fresenius wurde es am Samstagnachmittag, 5. Juli, modisch wild: Die Bachelor-Studierenden der AMD Wiesbaden präsentierten ihre Semesterkollektionen – mal tragbar, mal utopisch, nie langweilig.
Blazer zerlegt, Männlichkeit neu gedacht
Im vierten Semester stand der Blazer im Fokus. Die Aufgabe: Dekonstruieren, interpretieren, neu zusammensetzen – und dabei Fragen nach Männlichkeit stellen. Heraus kamen kantige, teils zerschlissene Neu-Formen, irgendwo zwischen Maßanzug und Geschlechterstudie. Die Mode spielte mit Rollenbildern – und das mit spürbarer Lust.
Jeans, Fransen, Transparenz
In den Kollektionen von Nicki Minouei, Ilena Brandenstein und Amelie Schießer dominierte dann Jeansstoff. Mal fröhlich-verspielt, mal frech ausgefranst am Rocksaum oder Dekolleté. Nachhaltigkeit zeigte sich dabei als ästhetischer Ausdruck – „kaputt ist das neue ganz“. Danach wurde es transparent: Stoff verschwand, Haut erschien – das Spiel mit Sichtbarkeit, Scham und Blick lenkte die Aufmerksamkeit gezielt auf einzelne Körperzonen, – und wir meinen nicht die Brust.
Strampler, Schnuller, Dystopie
Ein Strampler, ein Schnuller – dann ein Cut ins postapokalyptische Wüstenoutfit. Die Kollektionen des sechsten Semesters drifteten ins Cinematische. Mad Max könnte ein erkennbarer Pate gewsen sein, ebenso wie Anime, Fetisch und asiatische Kampfkunst. Brustfreie Minikleider mit schmalen Stoffbahnen erinnerten an Bondage, schwarze Überwürfe an Samurai-Gewänder. Der Sommer? Versteckt, verkleidet, verformt.
Dessous im Kontrastprogramm
Zart und fast gewöhnlich wirkten dagegen die Dessous-Looks. Blasse und Satte Farben, weicher Stoff, Strapse, Bodys, Negligés. Manche Entwürfe spielten mit der Ästhetik des Wrappings – textile Bänder, die sich wie ein visuelles Korsett um den Körper legen, und die weibliche Sinnlichkeit als Kontrast zu den experimentellen Exzessen zuvor betonen. Eine fast versöhnliche Rückkehr zur Form, ohne auf Ausdruck zu verzichten.
Nach der Show: Freude statt Pose
So stoisch die Models über den Catwalk liefen, so lebendig zeigte sich die Szene nach der Show. Es wurde gelacht, gefeiert, gescherzt – und ja, auch genetzwerkt. Denn diesmal gab es nur eine Vorstellung. Dafür aber viel Applaus und die Erkenntnis: Mode darf alles – nur nicht langweilen.
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Foto – Modenschau ©2025 Volker Watschounek
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