Millieustudie deckt auf, wo Postmaterielle, Prekäre oder Explorative wohnen – und wie sie digitale Angebote nutzen oder meiden.
Wie ticken Wiesbadens Bürger? Welche gesellschaftlichen Gruppen dominieren in den Stadtteilen, und wer nutzt digitale Angebote aktiv oder zurückhaltend? Eine neue Publikationen des Amtes für Statistik und Stadtforschung geben darauf Antworten. Sie illustrieren, wie die sozialen und digitalen Milieus räumlich verteilt sind – ein wertvoller Blick für Stadtentwicklung, Politik und Verwaltung.
SINUS-Sozialmilieus
Die SINUS-Sozialmilieus sind ein Modell zur Einteilung der Bevölkerung nach Lebensorientierungen, Werten, Einstellungen und sozialen Ressourcen. Sie zeigen, wie Menschen ähnlich denken, fühlen und handeln und unterscheiden insgesamt zehn Milieus, die in vier übergeordnete Gruppen eingeordnet werden: Leitmilieus, Zukunftsmilieus, Moderner Mainstream und Traditioneller Mainstream. Das Modell hilft, gesellschaftliche Vielfalt zu verstehen, Kommunikation zu verbessern und Zielgruppen differenziert anzusprechen.
„Es gibt nicht die typische Wiesbadenerin oder den typischen Wiesbadener“, betont Dezernentin Maral Koohestanian. Die Betrachtung der Milieus offenbare Unterschiede in Lebensorientierungen, finanziellen Ressourcen und digitalen Nutzungsweisen. Besonders in Zeiten zunehmender Digitalisierung sei es entscheidend, die Bedürfnisse der Wiesbadener zu erkennen und kommunale Angebote darauf abzustimmen.
Zehn soziale Milieus, sechs digitale Typen
Die SINUS-Sozialmilieus gliedern die Bevölkerung in zehn Gruppen, darunter Leitmilieus, Zukunftsmilieus, Moderner und Traditioneller Mainstream. Postmaterielle stellen 15 Prozent der Bevölkerung, Traditionelle 8 Prozent. Prekäre bilden die kleinste Gruppe mit 7 Prozent, verdienen aber besondere Aufmerksamkeit.
Parallel dazu erfassen die Digitalen Milieus sechs Typen: Selektive, Explorative, Versierte, Bemühte, Ambivalente und Spaßorientierte. Sie unterscheiden sich in Nutzungskompetenz, Innovationsfreude und Zugang zu digitalen Angeboten.
Stadtteile zeigen starke Unterschiede
Im Stadtgebiet variieren die Milieustrukturen deutlich. Westend, Rheingauviertel und Mitte zeigen heterogene Verteilungen, während Randbezirke wie Heßloch homogenere Strukturen aufweisen. Die Postmateriellen dominieren in Heßloch, die Prekären konzentrieren sich auf einzelne Bezirke. In der digitalen Nutzung sind rund 45 Prozent der Bevölkerung vorsichtig oder zurückhaltend – ein Hinweis, dass analoge Informationswege weiter wichtig bleiben.
Praktische Anwendung und Ausblick
Die Kurzpublikationen liefern erste Karten, Daten und Analysen. Sie unterstützen kommunale Planung, Stadtentwicklung und Verwaltungskommunikation. Künftige Untersuchungen sollen die Milieustrukturen noch feiner abbilden und in Kombination mit weiteren soziodemografischen Daten interpretieren.
Download: Die Publikationen „Soziale Milieus in Wiesbaden“ und „Digitale Milieus in Wiesbaden“ stehen kostenfrei unter Leben in Wiesbaden bereit. Rückfragen beantwortet das Amt für Statistik und Stadtforschung unter Telefon 0611 315691 oder E-Mail.
Sybolfoto – Farbmarkierungen ungenau © 2025 AI / Wiesabden lebt
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