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IHK Wiesbaden, Experten auf dem Podium. ©2025 Daniel Baldus

Wachsen erlaubt? Die IHK Wiesbaden fordert mehr Platz für Unternehmen

Wie viel Raum braucht die Wirtschaft? Der Flächennutzungsplan 2040 entscheidet, wo Wiesbaden künftig wächst. In der IHK Wiesbaden diskutierten Stadt, Politik und Unternehmen über Flächen, Zahlen und Ziele – und darüber, ob Wiesbaden seine wirtschaftliche Zukunft schon heute verbaut.

Volker Watschounek 4 Stunden vor 0

Der Flächennutzungsplan 2040 zeigt, wo Wiesbadens Wirtschaft künftig wachsen kann – und wo sie an Grenzen stößt.

Wiesbaden wächst – und steht gleichzeitig auf der Bremse. In der IHK Wiesbaden ging es am 27. Oktober um eine Frage, die nicht nur Planer, sondern Unternehmer gleichermaßen bewegt: Wo kann die Wirtschaft künftig noch wachsen? Mehr als 50 Gäste kamen zur Veranstaltung Platz für Wirtschaft – Gewerbeflächen in Wiesbaden von morgen, um über den Flächennutzungsplan 2040 zu diskutieren.

IHK-Präsident Jörg Brömer machte in seiner Eröffnungsrede klar, worum es geht: „Viele Unternehmen stoßen an ihre räumlichen Grenzen. Erweiterungen sind kaum möglich, neue Betriebe finden keinen Platz.“ Das sei, so Brömer, kein Randproblem – sondern ein strukturelles. Fast 40 Prozent der Unternehmen überlegten inzwischen, Wiesbaden zu verlassen.

Was auf dem Spiel steht

Brömer redete nicht in Statistiken, sondern in Dringlichkeiten. Wenn Firmen abwandern, verliert Wiesbaden nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Innovationskraft und Steuereinnahmen. Er forderte, das Thema Gewerbeflächen aus der administrativen Ecke zu holen: Der Flächennutzungsplan sei kein Papier, sondern ein Weichensteller für die kommenden 15 Jahre.

Die Stadt antwortet – mit Zahlen und Zuversicht

Nach Brömers Appell trat Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende ans Rednerpult. Er hob hervor, dass Wiesbaden in den vergangenen zehn Jahren 18 Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte verzeichnet habe. „Wir verstehen uns als Wirtschaftsstandort mit Verantwortung. Wachstum braucht Planung – und Planung braucht Dialog.“

Mende verwies auf erfolgreiche Projekte: den neuen Campus der Sopro Bauchemie, den Zuzug von DIENST Packsystems, den laufenden Bau der R+V-Versicherung. Diese Beispiele zeigten, dass die Stadt handlungsfähig sei – aber auch, dass der Raum eng werde.

235 oder 98 Hektar – eine Frage der Perspektive

Kay Strobach, Abteilungsleiter Stadtentwicklung, führte die Diskussion in die Zahlenwelt: Während das Regierungspräsidium im Entwurf des Regionalplans lediglich 98 Hektar für wirtschaftliche Entwicklung vorsehe, rechne Wiesbaden mit einem Bedarf von 235 Hektar. Er wolle keine Luftschlösser, sondern Spielräume, sagte Strobach. Wer zu knapp plane, verhindere Wachstum.

Als mögliche Flächen nannte er unter anderem den Technologiestandort Delkenheim, Bereiche östlich der Bölkestraße sowie südlich von Erbenheim. Diese Gebiete könnten – je nach Szenario – rund 90 Prozent des ermittelten Bedarfs abdecken.

Das Konzept hinter der Karte

Was bisher als abstrakte Zahl erscheint, bekommt mit dem Gewerbeflächenentwicklungskonzept 2040 (GEKO) erstmals Kontur. Christiane Hinninger, Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin, stellte das Konzept gemeinsam mit Patrick Bergmann von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung vor.
Das Ergebnis: 29 Gewerbegebiete, zusammen 588 Hektar Fläche – doch Nachverdichtungspotenzial gibt es kaum. Nur sechs der 73 ermittelten zusätzlichen Flächen gehören aber der Stadt.

Unternehmen zwischen Wunsch und Wirklichkeit

In der anschließenden Diskussion berichtete David Berger, Geschäftsführer der Gramenz GmbH, aus der Praxis. Sein Unternehmen in Erbenheim beschäftigt 250 Menschen – und sucht seit Jahren nach Erweiterungsmöglichkeiten. „Für Lärm, Staub oder Lagerflächen gibt es keine Toleranzzonen. Aber ohne sie können wir nicht arbeiten.“

Brömer griff das auf: „Wir müssen Flächen schaffen, die zur Realität passen – nicht nur zur Karte.“ Gleichzeitig sei die Zukunft ungewiss: Künstliche Intelligenz und neue Produktionsformen könnten den Flächenbedarf verändern. Wir brauchen flexible Regelungen, keine starren Raster.

Wiesbadens Balanceakt

Oberbürgermeister Mende fasste das Dilemma zusammen: 86 Prozent der Unternehmen sehen Wiesbaden als idealen Standort, doch fehlender Raum könnte sie vertreiben. Hinninger versprach Unterstützung – durch regionale Kooperationen, etwa mit der FrankfurtRheinMain GmbH, und durch aktive Flächenpolitik der Stadt. Außerdem versuche die Stadt bereits jetzt, durch Kauf oder Pacht die aktivierbare Gewerbefläche vor Ort zu vergrößern.

Am Ende blieb die Erkenntnis: Der Flächennutzungsplan 2040 ist kein bürokratisches Dokument, sondern eine Entscheidung über Wiesbadens wirtschaftliche Zukunft.

Foto ©2025 Daniel Baldus

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