Musik hallt durch die Reduit, Pinsel tanzen über Leinwände, Jugendliche diskutieren – „Her mit dem schönen Leben!“ wird hier erlebbar gemacht.
Am Montagmorgen, 2. Juni, verwandelt sich die Wilhelm-Leuschner-Gesamtschule in ein Labor gesellschaftlicher Ideen. 130 Schüler der Jahrgangsstufe 7 nehmen an der Projektwoche „Her mit dem schönen Leben!“ teil – ein gemeinsames Vorhaben der Schule, Schulsozialarbeit und des Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentrums Reduit. Auf dem Stundenplan stehen keine klassischen Fächer, sondern Tanz, Musik, Graffiti, Film, Programmieren mit Lego – Ausdrucksformen einer Generation, die nicht nur fragt, was gerecht ist, sondern ausprobiert, wie Gerechtigkeit gelebt werden kann.
Räume für Selbstwirksamkeit
In den Werkstätten und Proberäumen herrscht konzentrierte Unruhe. Jugendliche sprayen an bunten Wänden, komponieren Beats, bauen Roboter. Sie verhandeln ihre Vorstellungen von einem „guten Leben“ – mit Farben, Rhythmen und Codezeilen –, so der Plan. Dabei soll es nicht allein um Kreativität gehen, sondern um Haltung. Wer mitmacht, entdeckt nicht selten eigene Fähigkeiten neu, bekommt Resonanz von Gleichaltrigen und Fachleuten. Die Erfahrungen wirken weit über die Projektwoche hinaus: als Impuls, sich einzumischen, sich zuzumuten, Verantwortung zu übernehmen.
Der Slogan als gesellschaftlicher Prüfstein
Das Motto „Her mit dem schönen Leben!“ stammt aus dem Jahresthema der kommunalen Jugendarbeit und trifft einen Nerv. Denn was bedeutet Teilhabe in einer Gesellschaft, die zunehmend unter Druck steht? Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher bringt es auf den Punkt: „Das ist mehr als ein Projekttitel. Es ist ein Aufruf, genau hinzusehen – wer hat Zugang zum schönen Leben, und wer bleibt außen vor?“ Die Jugendlichen stellen sich diesen Fragen direkt, ohne Umweg über Lehrbücher. Ihre Antworten entstehen im Tun – improvisiert, gestaltet, reflektiert.
Ein Fest der Perspektiven
Am Freitag, 6. Juni, dann der Höhepunkt. Die Schüler präsentieren in der ihre Ergebnisse. Von 11 bis 13 Uhr zeigen sie, was sie bewegt, was sie erschaffen haben – in Tanz, Musik, Film. Stadtrat Rainer Schuster wird für die Stadt ein Grußwort sprechen. Wer teilnimmt, spürt: Hier wird nicht nur Kultur gemacht, sondern Gesellschaft gedacht. Seit 1994 findet die Projektwoche jährlich statt – getragen von Schule, Sozialarbeit und engagierten Fachkräften.
Ein Schulprojekt als Spiegel der Stadt
Die Projektwoche zeigt, wie Bildung wirken kann, wenn sie Räume schafft, statt nur Wissen zu vermitteln. Hier wird Demokratie eingeübt – nicht im Plenum, sondern im Workshop, im Austausch, im gemeinsamen Scheitern und Gelingen. Dass BMW-Club und Haubengarde Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, zeugt vom Rückhalt in der Stadtgesellschaft.
Denn Teilhabe beginnt dort, wo Menschen sich begegnen – kreativ, gleichberechtigt, auf Augenhöhe.
Symbolfoto – her mit dem schönen Leben ©2025 Wiesbaden lebt! / AI-generiert.
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