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Ehrenamt: Turnen Uebungsleiter ©2019 Jens Hilligsøe Flickr CC-BY-20

Ehrenamt: Die Meisten engagieren sich im Sport

Auch wenn die meisten Wiesbadener der Überzeugung sind, bei Entscheidungen machtlos zu sein – sagen doch rund 30 Prozent, dass man in der Stadt über verschiedene Wege Möglichkeiten hat, Einfluss zu nehmen und das Leben mitzugestalten.

Volker Watschounek 5 Jahren vor 0

Fortschritte bei der Bürgerbeteiligung, aber Rückgänge beim Bürgerengagement und Nachholbedarf bei der kommunalen Engagement-Förderung – das ist das Fazit der neuen Stadtanalyse. Stirbt das Ehrenamt aus?

Im Januar und Februar 2019 wurden 1509 Wiesbadener ab 16 Jahren per Telefon zu ihrem Engagement befragt. Von den 1509 Befragten gaben 391 Personen an, engagiert zu sein. Sie gaben Auskunft über ihre Tätigkeitsbereiche, Rahmenbedingungen, Zeitaufwand und Wünsche hinsichtlich des Engagements im Ehrenamt. 1.18 Befragte sind nicht engagiert; sie wurden nach Gründen für die Aufgabe ihres Ehrenamtes beziehungsweise für ihr Nicht-Engagement befragt. Auch das prinzipielle Interesse an ehrenamtlichem Engagement sowie die Kenntnis von Informations- und Kontaktmöglichkeiten waren Gegenstand der Befragung. In einem zweiten Teil wurden die Befragten gebeten, die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in Wiesbaden und Fortschritte ihrer Umsetzung zu bewerten sowie gewünschte Themen für eine Beteiligung und gewünschte Beteiligungsformen zu nennen.

26 Prozent der Bürger engagieren sich

Die Engagement-Quote in Wiesbaden ist gefallen. Liegt sie aktuell bei 26 Prozent, lag sie vor 10 Jahren mit 36 Prozent deutlich darüber. Danach hat die Zahl der aktiv Engagierten von rund 84.000 Personen (2009) auf rund 64.000 abgenommen. Die Zahl der Nichtengagierten ist, unter Berücksichtigung der Bevölkerungszunahme, in den letzten zehn Jahren um rund 31.000 Personen angewachsen. Deutliche Rückgänge der Engagement-Quote sind insbesondere in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen zu verzeichnen. Deutsche ohne Migrationshintergrund sind häufiger engagiert als Personen mit Migrationshintergrund, Vereinsmitglieder deutlich häufiger als Nicht-Mitglieder. Auch nach Haushaltsgrößen, Einkommens- und Bildungsgruppen findet man mitunter große Unterschiede. Männer und Frauen sind hingegen ähnlich häufig engagiert. Eine lange Wohndauer in Wiesbaden begünstigt ehrenamtliches Engagement, und auch Kinder im Haushalt erhöhen die Nähe zu Engagement-Möglichkeiten.

Zwei Stunden pro Woche

78 Prozent der Aktiven üben ein Ehrenamt aus. Für 34 Prozent der Engagierten liegt der wöchentliche Zeitaufwand bei bis zu zwei Stunden pro Woche, 30 Prozent investieren im Schnitt drei bis fünf Stunden und weitere 27 Prozent sind sechs Stunden und länger freiwillig aktiv. Junge und ältere Leute investieren mehr Wochenstunden und sind häufiger regelmäßig und langfristig engagiert als Ehrenamtliche mittleren Alters. 75 Prozent der Engagierten sind ausschließlich in Wiesbaden aktiv, wobei sich ihr Engagement oft auf die eigene Nachbarschaft beziehungsweise den eigenen Stadtteil bezieht. Die wichtigste Informationsquelle zum ehrenamtlichen Engagement ist das direkte soziale Umfeld wie Freunde, Bekannte und Verwandte.

Turnen Uebungsleiter ©2019 Jens Hilligsøe Flickr CC-BY-20

Turnen Uebungsleiter ©2019 Jens Hilligsøe Flickr CC-BY-20

Sport und Bewegung

Im Ehrenamt bleibt – auch im Zeitvergleich -– Sport und Bewegung Spitzenreiter, gefolgt vom sozialen Bereich und Kirche/Religion. Beratungsleistungen, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen und Gruppenleitungen werden als Engagement-Tätigkeiten häufiger von Männern erledigt, während organisatorische und Bürotätigkeiten sowie Betreuung beziehungsweise Patenschaften eher von Frauen ausgeübt werden. 57 Prozent der Engagierten möchten keine zusätzliche oder erweiterte Tätigkeit aufnehmen; für organisatorische Tätigkeiten und persönliche Hilfeleistungen ist es am wahrscheinlichsten, weitere Kräfte im Ehrenamt zu mobilisieren.

Der Großteil der Engagierten bezeichnet die Freiwilligenarbeit als wichtigen Teil ihres Lebens, dabei nimmt die persönliche Bedeutung mit dem Alter zu. Motiviert werden die Engagierten dabei durch den Wunsch, etwas zum Gemeinwohl beitragen zu können und durch die Aussicht, die eigenen Fähigkeiten für eine als sinnvoll erachtete Tätigkeit einzusetzen. Die Forderung nach größerer politischer Unterstützung des Engagements findet über alle sozialen Gruppen hinweg große Zustimmung.

Beruf und Familie wirken restriktiv

Im Zeitvergleich bekundet ein gewachsener Anteil von Personen, die früher einmal ehrenamtlich aktiv waren, keine Engagement-Bereitschaft mehr zu haben. Zunehmende zeitliche Restriktionen, berufliche Belastungen und familiäre Verpflichtungen sind die wesentlichen Gründe für das Ausscheiden aus früherem Engagement. Weitere Gründe sind Alter, Gesundheit und andere Interessen.
Auch die Bekanntheit von Zugangsmöglichkeiten zum Bürgerengagement wurde erfragt: 33 Prozent der Nichtengagierten kennen das Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden als zentrale Anlaufstelle, 29 Prozent kennen die Wiesbaden-Stiftung, knapp 20 Prozent das Bürgerkolleg. Die 2016 geschaffene Stabsstelle in der Verwaltung „Wiesbadener Identität.Engagement.Bürgerbeteiligung“ kennen 13 Prozent, die Kampagne „bring-dich-ein“ kennen 27 Prozent. Von vier großen Veranstaltungen zur Information und Werbung für Bürgerengagement war „Wiesbaden engagiert“ 51 Prozent der Nichtengagierten bekannt, der „Leonardo Schul-Award“ 42 Prozent, der „Freiwilligentag“ 38 Prozent und die „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ 13 Prozent.

Bürgerbeteiligung

Zum Thema Bürgerbeteiligung bekunden 30 Prozent der Befragten man hat Einfluss auf das, was hier in Wiesbaden geschieht; bei 51 Prozent dominiert der Eindruck man ist machtlos. Etwa jede achte befragte Person (13 Prozent) sieht das 2019 unterschiedlich. Je geringer die Ausstattung mit und die Verfügbarkeit von Ressourcen (Bildung, Berufstätigkeit, Einkommen) ist, desto stärker ist das Empfinden von Machtlosigkeit.

Dass sich „Bürgerinnen und Bürger an Vorhaben und Projekten der Stadt beteiligen können“, wird 2019 in noch höherem Maße als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ erachtet als 2016. Dies verweist auf eine weiter gewachsene Erwartungs- und Anspruchshaltung der Befragten an die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Deutlich niedriger als die Wichtigkeit der allgemeinen Beteiligungsmöglichkeiten, aber höher als 2016, wird der Stellenwert der persönlichen Beteiligungsinteressen eingeschätzt: zwischen 59 Prozent und 79 Prozent (2016: zwischen 40 Prozent und 68 Prozent) liegen die Anteile bei einzelnen Teilgruppen, denen es „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ist, „sich persönlich“ bei Vorhaben und Projekten der Stadt beteiligen zu können.

Bring Durch ein

Mit etwa 46 Prozent hielten 2019 knapp die Hälfte der Befragten die allgemein zugänglichen städtischen Informationen über Beteiligungsmöglichkeiten an Planungsvorhaben für „ausreichend“ (2016: 53 Prozent), während der Anteil der Befragten, die die Informationen zu Beteiligungsmöglichkeiten bei Planungsvorhaben als „nicht ausreichend“ erachten, von 15 Prozent (2016) auf das Dreifache (45 Prozent) angestiegen ist. Knapp 15 Prozent der Befragten kennen die „Wiesbadener Leitlinien für Bürgerbeteiligung“, die Kampagne „bring dich ein“ kennen 27 Prozent und die Webseite des Informations- und Beteiligungsportals „dein.wiesbaden.de“ ist immerhin 40 Prozent der Befragten bekannt. Unter Migranten sind die Informationsquellen weniger bekannt. Ältere sind gut über die „Wiesbadener Leitlinien für Bürgerbeteiligung“ informiert, während Jüngeren häufiger das städtische Online-Beteiligungsportal dein.wiesbaden.de bekannt ist.

579 Befragte (38 Prozent) gaben an, in den letzten beiden Jahren an einem konkreten Projekt oder einer Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung teilgenommen zu haben, am häufigsten wurde die CityBahn genannt (253 Nennungen). (Foto: Jens Hilligsøe / CC-BY-SA 2.0 / Flickr)

Wer an Details interessiert ist: Die Wiesbadener Stadtanalyse kann unter www.wiesbaden.de/statistik oder www.wiesbaden.de/umfrage oder www.wiesbaden.de/stadtforschung kostenfrei heruntergeladen werden. 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.