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David Horvitz zeigt „lessons“

David Horvitz verarbeitet Eindrücke und zeigt „lessons“

Seit Freitag ist im Nassauischen Kunst Verein in der Wilhelmstraße 15 die Ausstellung „lessons“ zu sehen. Der Künstler David Horvitz verarbeitet mit der Ausstellung seine eigene Lebenssituation als Künstler und Vater in Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie.

Volker Watschounek 4 Jahren vor 1

David Horvitz ist 13. Stipendiat des von der Stadt und dem Nassauischen Kunstverein zusammen vergebenen Stipendiums „Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen“.

Das Chaos des Augenblicks, die weltweite Corona-Pandemie und die Folgen, die sie insbesondere auf das Leben von Eltern mit kleinen Kindern hat, beschäftigten David Horvitz in der Vorbereitung seiner Ausstellung für den Nassauischen Kunstverein. Seine Rolle als Künstler und Vater wurde durch das Home-Schooling um die Rolle des Lehrers ergänzt.

Nassauischer Kunst Verein (NKV), kurzgefasst

Ausstellung – Lessons
Wann: Freitag, 2. Oktober, bis 30. Mai 2020
Wo: Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15, 65185 Wiesbaden (Abfahrt planen)
Eintritt: frei

Öffnungszeiten: dienstags 14:00 – 20:00 Uhr, mittwochs bis freitags 14:00 – 18:00 Uhr, samstags und sonntags 11:00 – 18:00 Uhr, montags geschlossen

Gemeinsam mit seiner fünfjährigen Tochter begann er, kleine Aufgaben und Lehreinheiten zu entwickeln, an deren Ende die Durchführung und Dokumentation der Übungen standen. Die Ideen zu den Aufgaben kamen dabei gleichberechtigt von David Horvitz oder von seiner Tochter, andere Aufgaben entwickelten sie in einem gemeinsamen Prozess. Die lessons sind hierbei sowohl als eine Art Lehrplan zu verstehen, eine Reihe von Aktivitäten, die einen pädagogischen und lehrreichen Charakter haben, und gleichzeitig als eine Methode, auf kreative Art und Weise mit der gegebenen Situation umzugehen. Kunst und Leben sind in diesem Prozess eng miteinander verschränkt, die Lebenssituation des Künstlers wirkt sich auf seine Kunst aus und gleichzeitig ist es seine Kunst, die in die gegebene Lebenssituation einfließt.

Die Anfänge als Luftpostfaltbrief

Da David Horvitz aufgrund der Reisebeschränkungen nicht nach Deutschland einreisen konnte, begann der Künstler die lessons als Aerogramm, einem Luftpostfaltbrief, nach Wiesbaden zu schicken. Die Ausstellung beginnt mit lesson 1 und wird über die gesamte Ausstellungsdauer durch weitere lessons fortlaufend ergänzt. Dabei bleibt stets der Zufall, wann und ob alle lessons in Wiesbaden auf postalischem Wege ankommen, ein Teil der Ausstellung. Sobald eine lesson ihren Zielort erreicht hat, wird diese im Kunstverein digitalisiert und aufgehängt. Besucher*innen und Interessent*innen haben die Möglichkeit, sich auf eine Mailing-Liste setzen zu lassen, an die die lessons nach ihrer Ankunft verschickt werden. Die Ausstellung ist ein interaktives Projekt, das alle dazu einlädt, die Aufgaben gegebenenfalls mit ihren Kindern – wobei sich das Projekt explizit auch an „erwachsene Kinder“ – richtet, durchzuführen, im Kunstverein, zu Hause oder unterwegs. Dokumentationen der durchgeführten lessons können dann an den Nassauischen Kunstverein geschickt und so Teil der Ausstellung werden.

Einfach

Die lessons von David Horvitz fungieren, ähnlich wie die der Fluxus-Bewegung üblichen Event Scores, als kurze, einfache Beschreibungen einer durchzuführenden Handlung. In ihnen verschränken sich Kunst und Leben, wobei der Zufall immer Teil des Ganzen ist. Durch die Einsendung von Dokumentationen der Besucher wird ein klassischer Autorbegriff hinterfragt und gleichzeitig eine Verbindung zwischen dem Künstler und seiner Tochter sowie den Besucherinnen und Besucher geschaffen. Der Versand eines Briefes ist dabei eine sehr persönliche, intime Geste, die Ideen von Distanz, Reisen und Bewegung enthält – Begebenheiten, die durch die Corona-Pandemie eine neue Bedeutung erhalten haben.

Minimalistisch

Die Ausstellung wird ergänzt durch eine weitere Arbeit, die während der Corona-Pandemie entstanden ist. 20th Century Alienation ist ein minimalistisches ABC-Gedicht, wobei jede der 26 Seiten jeweils einem Buchstaben des Alphabets und eine weitere den Zahlen gewidmet ist. Die Wörter sind größtenteils Tags und Stichworte, die der Künstler Fotodatenbanken entnommen hat, die Fotografien mit vermeintlich depressivem oder traurigem Inhalt enthalten. 20th Century Alienation ist eine Auseinandersetzung mit Entfremdungserscheinungen der Jetzt-Zeit, in der gerade durch die weltweite Corona-Pandemie die Zahl der Depressionserkrankungen enorm angestiegen ist. Die Arbeit erzeugt eine eigentümliche Spannung zwischen dem Status der einzelnen Wörter als Datenbank-Verlinkungen und ihrem vermeintlich emotionalen Inhalt. Gleichzeitig ist die Textarbeit des Künstlers immer wieder mit Wörtern durchsetzt, die von der Fotodatenbank den Begriffen „Depression“ und „Traurigkeit“ zugeordnet werden, durchaus aber ein Schmunzeln erzeugen können.

Kostenfrei

Im Nassauischen Kunstverein ist eine Edition der Arbeit als Prägedruck zu sehen, wobei die Hängung nach den Vorstellungen von David Horvitz‘ Tochter vorgenommen wurde. Darüber hinaus veröffentlichte der Künstler die 27-seitige Arbeit als „Freeprint-your-own-artwork-and-install-it-in-your-bedroom-or-kitchen“ (DH) und stellte sie als kostenfreien Download zur Selbstinstallation zur Verfügung. Eine PDF-Version der Arbeit lässt sich kostenfrei auf der Homepage des Nassauischen Kunstvereins herunterladen.

Zur Person David Horvitz

Der Künstler (geboren 1974, Humboldt, CA, US) studierte Kunst am Bard College im Bundesstaat New York. Seine Werke waren weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, so unter anderem im Musée d’Art Contemporain, Avignon (2019), im Palais de Tokyo, Paris (2017), im HangarBicocca, Mailand (2017) oder im New Museum, New York (2014). Zuletzt gewann er 2018 den Preis der Henraux Stiftung. Er lebt und arbeitet in Los Angeles.

Das Stpendium

Das Follow-Fluxus-Stipendium wurde 2008 vom Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und der Landeshauptstadt Wiesbaden initiiert und setzt sich seitdem zum Ziel, internationale junge Künstler*innen zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und diese weiterentwickeln.

Die bisherigen Follow-Fluxus-Stipendiaten waren Emily Wardill (Großbritannien), Jimmy Robert (Guadeloupe), Aslı Sungu (Türkei), Kateřina Šedá (Tschechische Republik), Stefan Burger (Schweiz), Annette Krauss (Niederlande), Taro Izumi (Japan), Mehreen Murtaza (Pakistan), Adriana Lara (Mexiko), Gerrit Frohne-Brinkmann (Deutschland), Assaf Gruber (Israel) und Jace Clayton (USA).

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Die offizielle Internetseite des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden finden Sie unter  www.kunstverein-wiesbaden.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.