Brigitte und Werner Hertel feiern 65 Ehejahre. Ihre Eiserne Hochzeit wird zur Hommage an ein Leben zwischen Aufbruch, Zusammenhalt – und ganz viel Herz.
Ein Handschlag auf dem Amt, ein Kuss unter der Kirchenglocke, ein Neuanfang im Westen: Brigitte und Werner Hertel haben gemeinsam Geschichte erlebt – und 65 Jahre Ehe durchlebt. Ihre Eiserne Hochzeit feierten sie heute, am 9. April, an ihrem 65. Hochzeitstag im Kreis der Familie. Mit dabei: Tochter Eva Oehler, die Enkelinnen Annika und Sarah – und ein ganzer Strauß an Gratulanten.
Eiserne Hochzeit
Die Eiserne Hochzeit ist ein bemerkenswertes Jubiläum, das nach 65 Jahren gemeinsamen Ehelebens gefeiert wird. Sie repräsentiert die außergewöhnliche Leistung eines Paares, das Jahrzehnte voller Liebe, Zusammenhalt und gemeinsamer Erlebnisse miteinander verbracht hat. Ähnlich wie bei anderen Hochzeitstagen, die verschiedene Materialien symbolisieren, steht die Eiserne Hochzeit für die Stärke und Robustheit der Partnerschaft.
Brigitte und Werner Hertel sind gebürtige Oberschlesier. In Gliwice, dem früheren Gleiwitz, lernten sie sich 1957 kennen. Es war ein Blick, ein Lächeln, ein Schnellstart ins Leben: Als Brigitte Hertel ihren ersten Arbeitstag im Chemielabor von Gliwice antrat. Sie ahnte sie nicht, dass ihr Kollege Werner ihr noch am selben Tag eine Hochzeitseinladung überreichen würde. Nicht ihre eigene – aber fast. Doch das ging ihr damals schon ein wenig zu schnell. Sie lehnte höflich ab, kam aber trotzdem nicht mehr los von ihm.
Hochzeit zwischen Hoffnung und Aufbruch
In Gliwice haben beide am 9. April 1960 standesamtlich geheiratet. Am 18. Juni 1960 folgte die kirchliche Trauung. In Gliwice kam auch Tochter Eva (61) zur Welt. In Brigitte Hertels Familie gab es später eine Übersiedlung nach Deutschland. Als Mitte der 70er Jahre die Bundesregierung mit Bundeskanzler Helmut Schmidt 125.000 Schlesier die Übersiedlung in die Bundesrepublik ermöglichte, stellte auch die Familie Hertel einen entsprechenden Antrag.
Im Februar 1978 kamen wir nach Deutschland, zunächst ins Aufnahmelager in Friedland, erzählte Brigitte Hertel. Von dort aus ging es nach Hochheim, wo die dreiköpfige Familie jedoch nur drei Monate blieb. Dann bezogen die Hertels in Kostheim im Sampel eine eigene Wohnung. Besonders für Tochter Eva, damals noch ein Teenager, war diese Zeit eine Herausforderung.
In Kostheim angekommen
Werner stieg bei Opel ein, Brigitte wechselte nach einem Kurs in Finanzbuchhaltung ins Statistische Bundesamt, später ins Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Die Wohnung in der Siedlung „Im Sampel“ ist bis heute ihre Heimat. Ich möchte nichts ändern, sagt Brigitte heute, höchstens schöner machen.
Doch das Quartier verändert sich. Nachverdichtungspläne verunsichern die Bewohner. Trotzdem: Für einen Moment stand die Welt still – für Glückwünsche aus Wiesbaden, Mainz und sogar vom Bundespräsidenten. Eine Urkunde, eine Flasche Sekt, warme Worte. Und ein Nachmittag, an dem Erinnerungen aufblühten.
„Wir feiern das Leben, solange wir dürfen“
Es war ein Fest ohne Pomp, aber voller Bedeutung. Man weiß nie, wie lange man das noch kann, sagt Brigitte. Doch wer das Paar erlebt, spürt: Die Kraft ihrer Ehe liegt nicht in großen Gesten, sondern im täglichen Miteinander, in gemeinsam bestandenen Prüfungen – und in ihrer ungebrochenen Zuneigung.

Gratulationen aus hohen Ämtern
Zum Fest kamen nicht nur die Familie, sondern auch Ehren und Urkunden. Kostheims Ortsvorsteher Stephan Lauer überreichte Blumen, Wein, Glückwünsche – und viel Anerkennung für ein Leben, das von Liebe und Durchhaltevermögen erzählt.
Die Liste der Gratulanten zur Eiserne(n) Hochzeit reichte bis ins Bundespräsidialamt: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte einen persönlichen Brief geschickt. Auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein gratulierte offiziell, ebenso wie Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase. Sie alle verband eines: die große Wertschätzung für ein Ehepaar, das sich Zusammenhalt nicht nur versprochen hat, sondern auch lebt.
Foto ©2025 Volker Watschounek
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