Zwischen Nauroder Kirchenturm und Medenbacher Dorffest: Zwei Pfarrer ziehen durchs Land, reden, hören zu – und predigen, wenn’s darauf ankommt.
Ein Jahr lang trug Thomas Tschöpel die Verantwortung allein. Er predigte, besuchte, organisierte – in Auringen, Naurod und Medenbach. Nun bekommt er Verstärkung: Frederik Ebling ergänzt das Pfarrteam im Wiesbadener Osten. Gemeinsam wollen die zwei Pfarrer Kirche nicht nur verwalten, sondern gestalten. Ihre Arbeit beginnt dort, wo viele Strukturen bröckeln – und die Sehnsucht nach Nähe wächst.
Vom Taxi zur Theologie
Thomas Tschöpel, Jahrgang 1967, kehrt in seine Heimat zurück. Als junger Mann fuhr er Taxi durch Wiesbaden, um sein Theologiestudium zu finanzieren. Später diente er in Offenbach, Kassel und der Wetterau. Jetzt lebt er im Pfarrhaus Auringen – und kennt die Gegend besser als so mancher Navigationsdienst. Seine Erfahrungen machen ihn zu einem Seelsorger mit weitem Horizont und klarem Blick für die Menschen vor Ort.
Beruf statt Berufung – und doch beides
Frederik Ebling, 39, wollte einst ins Cockpit. Eine Augenverletzung verhinderte die Pilotenausbildung. Er wurde Pfarrer. Statt Flughöhen misst er nun die Stimmung in Gemeinderäumen. „Mich fasziniert, Menschen durchs ganze Leben zu begleiten“, sagt er. Nach Stationen in Mainz und Alzey lebt er nun mit seiner Familie wieder in Wiesbaden – diesmal mit einem klaren Ziel: Kirche nah am Menschen.
Ein Pfarrteam – viele Begegnungen
Tschöpel und Ebling teilen sich alles – Gottesdienste, Taufen, Trauerfeiern. Sie sprechen sich ab, besuchen Gemeindemitglieder, feiern mit Kindern und Senioren. Ebling betreut die Kita in Naurod, Tschöpel organisiert die Seniorenarbeit. Beide wollen sichtbar sein. „Man muss uns sehen – auf dem Markt, im Gottesdienst, im Gespräch“, sagt Tschöpel. Ihre Präsenz wird zum Programm.
Kirche in Bewegung
Doch die Aufgaben wachsen. Auringen, Naurod und Medenbach bilden künftig mit fünf weiteren Orten einen gemeinsamen Nachbarschaftsraum. Das klingt nach Effizienz – macht aber auch Sorgen. „Natürlich fürchten die Menschen, dass ihr Ort vergessen wird“, sagt Tschöpel. Die beiden Pfarrer versuchen, gegenzusteuern – durch Präsenz und kreative Ideen. Erste Schritte sind gemacht: Die Konfirmandenarbeit wurde bereits gebündelt.
Tradition trifft Zukunftsfragen
Der Wiesbadener Osten tickt anders – ländlich, traditionell, heimatverbunden. Wer Kirche hier verändern will, muss zuhören, sich zeigen, mitgehen. Ebling sagt: „Was fehlt, ist eine Vision – etwas, das Kraft gibt.“ Beide sind überzeugt: Kirche darf nicht nur verwalten, sie muss wieder begeistern. Dafür setzen sie auf Nähe, Gespräch und gelebte Gemeinschaft.