Licht fällt durch hohe Fenster. Staub tanzt in der Luft. Hier könnte bald das Staatsballett proben – mitten in der Stadt.
Ein leerstehendes Kaufhaus soll neues Leben erhalten. Wo früher Sportartikel verkauft wurden, könnte bald getanzt werden. Studierende des Masterstudiengangs Architektur der Hochschule RheinMain haben unter Leitung von Prof. Andreas Fuchs ein Konzept für ein Tanzhaus in der ehemaligen Sportarena in der Wiesbadener Innenstadt entwickelt.
Loftwerk, kurz gefasst
Ausstellung – Visionen für ein Tanzhaus
Wann: Dienstag, 14. bis 25. Oktober 2025,
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 11:00 bis 18:00 Uhr und samstags von 11:00 bis 14 :00 Uhr
Wo: LOFTWERK – Goldschmiede, Genuss & Kunst, Langgasse 20, 65183 Wiesbaden
Fünf Entwürfe sind nun im Loftwerk Wiesbaden zu sehen. Die Ausstellung läuft bis zum 25. Oktober und zeigt, wie aus leerstehenden Handelsflächen Räume für Bewegung, Kunst und Begegnung entstehen könnten. Unterstützt wird das Projekt von den Freunden des Hessischen Staatsballetts.
Notwendigkeit eines Tanzhauses
Das Hessische Staatsballett, beheimatet in Wiesbaden und Darmstadt, sucht seit Jahren nach geeigneten Proberäumen. Die Sportarena – ein massiver Skelettbau mit großen Flächen, drei Treppenhäusern und kaum Tageslicht – scheint dafür wie geschaffen. Die Architekturstudierenden haben daraus ein offenes Haus des Tanzes entworfen: mit Sälen, Werkstätten mit Fensterflächen, Gastronomie und Platz für Austausch.
Vision von Bruno Heynderickx
Für Wiesbadens Ballettdirektor Bruno Heynderickx ist das Projekt mehr als eine architektonische Studie – es ist eine Vision. „Wir brauchen Orte, an denen Bewegung sichtbar wird, bevor sie auf die Bühne kommt“, sagte er zu den Anwesenden Gästen am Rande der Ausstellung. Tanz, so Heynderickx, entstehe im Prozess, im täglichen Üben, im Dialog. Ein Haus, das diesen Prozess öffnet, könne auch die Wahrnehmung des Tanzes verändern.
Bessere Arbeitsbedingungen
Heynderickx sprach von der Notwendigkeit besserer Arbeitsbedingungen. Die Tänzerinnen und Tänzer des Hessischen Staatsballetts trainieren derzeit unter beengten Verhältnissen – in Proberäumen mit etwas über 100 Quadratmetern Fläche, der größere misst knapp mehr als 200. Für ein erfolgreiches Ensemble dieser Größe ist das zu wenig. „Ein Tanzsaal braucht Raum zum Atmen“, sagte Heynderickx.
Das neue Konzept sieht Säle mit bis zu 300 Quadratmetern Fläche vor – lichtdurchflutet, offen, mit einer Raumhöhe von fünf Metern. Von außen sichtgeschüzt. Nur so können Sprünge und Hebefiguren sicher in privater Atmosphäre trainiert werden. Tageslicht spiele dabei eine zentrale Rolle. „Tanz lebt von Energie. Und Energie braucht Licht“, so Heynderickx.
Ein Beitrag zur Innenstadtentwicklung
Die Ausstellung reiht sich ein in eine breitere Debatte um die Zukunft der Wiesbadener Innenstadt. Immer mehr Kaufhäuser schließen, große Gebäude stehen leer. Zugleich gibt es neue Ideen für die Umnutzung. Für die ehemalige Sportarena waren, – sind im Gespräch: eine Rollschuhbahn als Kulturort etwa, oder die Pläne für ein Stadtmuseum am Markt, das die Geschichte Wiesbadens endlich im größeren Umfang sicht- und erlebbar machen soll. Das Tanzhaus-Projekt fügt dieser Diskussion eine weitere Perspektive hinzu – nicht museal, sondern lebendig, in Bewegung.

Diskussionsabend und Ausblick
Neue Ideen, neue Räume. Höhepunkt der gezeigten Entwürfe ist ein Diskussionsabend im Loftwerk 24. Oktober. Zwei Podien widmen sich den Perspektiven für die Wiesbadener Innenstadt und der Zukunft des Tanzes in Hessen.
Ballettdirektor Heynderickx hofft, dass aus der Idee ein reales Projekt wird. „Tanz braucht Raum, aber auch Resonanz. Wenn Wiesbaden beides bietet, könnte hier etwas Einzigartiges entstehen.“
Ein Besucher fasste den Abend schlicht zusammen: „Das Haus steht noch nicht. Aber die Ideen – sie tanzen schon.“
Foto – Studierende der HSRM © 2025 Volker Watschounek
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier
Mehr vom Hessischen Staatsballett.