Die Bürger der EU sprachen sich 2018 in einer Online-Umfrage mit deutlicher Mehrheit für das Ende der halbjährlichen Zeitumstellung aus. Und trotzdem werden die Zeiger jedes Jahr verrückt.
Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? – eine Frage, die früher nur der Trickfilmcharakter Paulchen Panther stellte, beantwortet sich in Europa jedes Jahr von selbst. Die Sommerzeit-Einführung im Frühjahr und Rückkehr zur Winterzeit im Herbst prägen das Leben seit Jahrzehnten. Und so wurde auch in der vergangenen Nacht wieder an der Uhr gedreht: Statt zehn Uhr morgens ist es plötzlich erst neun. Ob das jemand bemerkt? Mancher Frühaufsteher oder Kirchgänger mag sich heute Morgen verwundert die Augen reiben.
Zeitumstellung: Ein riskantes Spiel mit der Gesundheit?
Doch die Zeitumstellung ist nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern bringt nachweislich gesundheitliche Risiken mit sich. Eine Langzeitstudie der Krankenkasse DAK zeigt: In den ersten drei Tagen nach der Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit steigt die Zahl der Herzinfarkte um 25 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt. Auch die Unfallzahlen schnellen in die Höhe. Die gesundheitlichen und sicherheitstechnischen Folgen des ständigen Wechsels wiegen schwerer, als so mancher es vermutet – eine Anpassung der Uhrzeit an den Stand der Sonne kann da wie eine fahrlässige Entscheidung erscheinen.
Was bringt die Sommerzeit wirklich?
Warum also die Zeitumstellung beibehalten? Für viele Europäer stellt die Sommerzeit eine willkommene Möglichkeit dar, den Tagesablauf dem natürlichen Licht anzupassen. Eine dauerhafte Winterzeit hingegen könnte Sommerabende empfindlich verkürzen. Würde Europa durchgehend bei der Normalzeit bleiben, würden sich die langen, hellen Sommerabende drastisch verkürzen: Die Sonne ginge dann bereits gegen neun Uhr abends unter, die Morgendämmerung setze schon kurz nach drei Uhr ein. Die Zeitumstellung passt also den Tagesverlauf dem modernen Lebensrhythmus an und gewährt im Sommer späte, sonnige Abende, die bei dauerhafter Winterzeit der Vergangenheit angehören könnten.
Und was wäre, wenn wir Sommerzeit das ganze Jahr behielten?
Ein Leben in dauerhafter Sommerzeit hätte jedoch ebenfalls deutliche Nachteile: Im Winter bräche die Morgendämmerung erst gegen neun Uhr an. Kinder gingen in die Schule, wenn es noch stockdunkel ist, Erwachsene würden einen Großteil des Arbeitstages ohne natürliches Licht verbringen. Ein ganzer Teil der Bevölkerung könnte im Winter nicht einmal in der Mittagspause Tageslicht genießen.
Das ewige Drehen an der Uhr: Zeit für eine Entscheidung?
Sommer- oder Winterzeit? Die Frage spaltet Europa seit Jahren. Die Zeitumstellung bringt Vorteile, aber auch Risiken, die Jahr für Jahr aufs Neue diskutiert werden. Bleibt es also beim Dreh an der Uhr, oder ist es an der Zeit für einen Schlussstrich? Eine Entscheidung im Sinne der Gesundheit und Sicherheit wäre längst überfällig.
Foto – Zeitumstellung von Sommerzeit auf Winterzeit. ©2024 Pixabay
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