Finger tippen über den Touchscreen – Gebäude wachsen, Bäume werfen Schatten. Wiesbaden entwirft sich selbst.
Wiesbaden hat am Donnerstag den nächsten Schritt in Richtung Smart City gemacht – und der beginnt nicht auf der Straße, sondern auf dem Bildschirm. Mit dem Digitalen Zwilling präsentiert die Stadt ein virtuelles 3-D-Modell, das künftig zum Rückgrat moderner Stadtentwicklung werden soll. Was bisher in Aktenordnern steckte, wird nun begeh- und betrachtbar: von der Dachform bis zur E-Ladesäule.
Daten machen Stadt lebendig
Das System vereint Geodaten, Luftbilder, Klimadaten und Planungsskizzen. Es simuliert Verkehr und Schatten, analysiert Hochwasserrisiken und macht sichtbar, wo sich eine Solaranlage lohnt. Die städtischen Ämter planen transparenter, Bürgerinnen und Bürger können sich fundierter einbringen. Wer in Dotzheim wissen will, ob die neue Kita die Sonne blockiert, muss künftig nur noch klicken.
Mit dem Finger durch die Zukunft
Im Zukunftswerk im Luisenforum, wo das Modell auf einem riesigen Touchscreen öffentlich präsentiert wird, wächst die Stadt in Sekunden. Mit einer Bewegung lassen sich Gebäude drehen, Straßen verlängern, Szenarien durchspielen. Diese Visualisierungen helfen nicht nur Laien, sondern auch politischen Entscheidungsträgern, komplexe Stadtentwicklung verständlich zu machen.
Koohestanian und Kowol setzen auf Beteiligung
Smart-City-Dezernentin Maral Koohestanian betont die Vision: „Wir entwickeln nicht nur Technik, sondern ein Werkzeug für eine ganzheitliche, smarte Stadt.“ Andreas Kowol sieht vor allem den grafischen Quantensprung: „Unsere Geodaten werden erstmals für alle sichtbar – und erlebbar.“ Die frühe Präsentation soll die Mitwirkung fördern – partizipativ statt top-down.
Langfristiger Fahrplan
Die erste Version markiert erst den Anfang. In den kommenden Jahren sollen weitere Datenquellen, Pilotprojekte und Simulationsmodelle integriert werden. Die Stadt rechnet mit einem Projektzeitraum von mindestens fünf Jahren, die strategische Perspektive reicht bis 2050. Möglich wurde der Auftakt durch eine Förderung des Landes Hessen – das Programm Starke Heimat Hessen lieferte die nötigen Mittel.
Vom Stadtplan zum Stadtgespräch
Digitalministerin Kristina Sinemus lobt: „Der Digitale Zwilling verändert die Art, wie Städte denken und handeln.“ Für Wiesbaden ist er mehr als ein Planungsinstrument – er ist ein Versprechen auf Mitbestimmung, auf Offenheit, auf Zukunft.
Digitale Zwilling der Landeshauptstadt Wiesbaden
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