Der Kontrast hätte größer kaum sein können. Mit ihren Tanz-, Multimedia- und Musikprojekten und Performances zu aktuellen Themen feuerte die Biennale 2022n Unterschiede und Vielfalt.
Nach elf Tagen ist die dritte Ausgabe der Wiesbaden Biennalemit einem fulminanten Abschluss-Wochenende zu Ende gegangen. Zum Finale zeigte das Festival u. a. in der Wartburg die preisgekrönte Kunst-Installation der Venedig Biennale Sun & Sea, die das Anthropozän als polyphone Oper am Strand inszenierte. Sie eroberte Wiesbaden genauso, wie die umjubelte Eröffnung des Festivals in dem bis unters Dach gefüllten Theater mit Trajal Harrells getanzter Version von Keith Jarretts Köln Concert.
The Feminine and the Foreign – Nairobi
Herausragende Highlights waren außerdem die eigens von den documenta-Künstlern The Nest für die Biennale neu produzierte Arbeiten mit interaktiven Screenings wie The Feminine and the Foreign – Nairobi sowie weitere Uraufführungen, Europa Premieren wie Ghost Folk der queeren New Yorker Musikerin und Schriftstellerin River L. Ramirez und die Deutsche Erstaufführung von Resistencia des feministischen chilenischen Kollektivs Lastesis.
Insgesamt präsentierte die Wiesbaden Biennale zwischen dem 1. und dem 11. September 17 interdisziplinäre Produktionen von Künstlern aus fünf Kontinenten, in über 50 Veranstaltungen in nur 11 Tagen.
Ortsbezogenes Konzept
Mit Kilian Engels als neu berufenen Kurator und künstlerischem Leiter startete die Wiesbaden Biennale 2022 mit einem ortsbezogenen Konzept und einem Programm, das mit Tanz, Kunst, Performance, Musik und Film neue Formate auslotete. Das in diesem Jahr entwickelte Corporate Design und die Homepage wurde mit dem Schweizer Design-Preis ausgezeichnet.
Ziel des Festivals 2022 war, eine andere Perspektive auf Theater zu zeigen. Die Gesellschaft sei inzwischen so vielfältig, auf der Bühne ist aber noch nicht …, so Kilian Engels. Dem neuen Kurator geht es nicht um Provokation, sondern darum, Menschen im Theaterraum zu präsentieren, die bisher dort nicht vorkommen“.
Diversity und Decolonizing
Themen und das Lebensumfeld von LGBTQ*IA-Communities, BIPoC-Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund standen thematisch durchgehend im Zentrum des Biennale-Programms. Als erste Biennale im Kunst – und Performance Bereich widmete die Wiesbaden Biennale den Themen Diversity und Decolonizing ein ganzes Festival.
Weniger Geld als sonst
Weniger Budget und weniger Zeit für die Vorbereitungen: Die dritte Wiesbaden Biennale fand unter besonderen Bedingungen statt. Trotz der zu den Vorjahren geringeren finanzieller Mittel war Kilian Enges ausgezogen, nach und mit der Pandemie das Publikum zurückzuerobern. Im Theater- und Festival-Umfeld ist das noch längst nicht gelungen – so auch in Wiesbaden nicht. Zu vielen der Veranstaltungen mit bis zu 1000 Plätzen gab es auch bei den kleineren Spielstätten mit bis zu 300 Plätzen an den Abendkassen bis zuletzt Karten zu kaufen. Um so mehr freute sich das Festival-Team über jede ausverkaufte Vorstellungen.
Medienecho
Die Medienresonanz war breit und spiegelte die enorme Bandbreite des Festivals wider. Die FAZ schrieb u.a. „…von Bildern, die lange nachhallen…“, die TAZ lobte die oft „betörende Auseinandersetzung mit Themen weißer Dominanz…“. Die ZDF-Kulturzeit berichtete über das Festival: „Die Wiesbaden Biennale – auf dringliche, gegenwärtige und humorvolle Weise weitet sie den Rahmen dessen, was Theater zukünftig bedeuten kann.“
Foto oben ©2022 Biennale 2022
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Die Internetseite zur Wiesbaden Binale 2022 finden Sie unter www.wiesbaden-biennale.eu.