Die Zukunft der Kultur ist ungewiss. Doch der Kulturbeirat setzt ein Zeichen: Er kämpft für die freie Szene, faire Bezahlung und die Vielfalt der Kulturlandschaft in Wiesbaden.
Und wieder geht es um die Finanzen. Als hätten Corona und die Nachwehen der Kultur nicht Schin genug Leid zugefügt. Die Zukunft der Wiesbadener Kulturlandschaft steht auf dem Prüfstand: Im Mittelpunkt der jüngsten Kulturbeiratssitzung am 7. Mai stand die Frage, wie sie die städtische Kultur der drohenden Haushaltskürzungen im Kulturetat noch finanzieren lässt. Wie sich eine angemessene Bezahlung von Künstlern sicher stellen lässt. Wie…?
Existenzängste in der freien Szene
Der Kulturbeirat befürchtet, dass weitere Kürzungen die Existenz vieler freier Kulturschaffender bedrohe und auf Spiel setze. Die freie Szene sei jedoch das Herz unserer Stadtkultur, so Ernst Szebedits, Vorsitzender des Beirats. Sie darf nicht bluten. Was sie angesichts der Tatsache, dass die Mittel auf dem aktuellen Stand eingefroren sind, aber wird. Faktisch komme eine Nicht-Erhöhung der Zuschüsse bei dem stets steigenden Kosten einer Kürzung gleich.
Hoffnungsschimmer
Um die freie Szene zu unterstützen, hat der Beirat zwei wichtige Beschlüsse gefasst. (1) Mit dem sogenannten Nothilfefonds Kultur, – soll über einen Fonds die Möglichkeit eingerichtet werden, in Not geratenen Kulturvereinen und -einrichtungen in akuten Finanznöten unbürokratisch zu helfen. Ferner empfiehlt der Beirat (2) in den Förderrichtlinien der Stadt die nachdrückliche Empfehlung von Mindesthonoraren für Künstler zu verankern.
Solange es aber keine entsprechende Erhöhung der Fördermittel gibt, bleibt eine Verpflichtung für Mindesthonorare schwierig, weil sie die veranstaltenden Einrichtungen unter den unzumutbaren wirtschaftlichen Druck setzt, die Kostenerhöhungen innerbetrieblich auszugleichen. Oft wird an den Gagen der Künstlerinnen und Künstlern gespart, um anderweitig entstehende Kostensteigerungen aufzufangen, so Dorothée Rhiemeier, stellvertretende Vorsitzende des Beirats. Wir müssen die existenzielle Situation der Kulturarbeitern ins Bewusstsein bringen. Andererseits können wir nicht eine Untergrenze fordern, die die veranstaltenden Häuser unter einen Druck setzt, den sie nicht imstande sind, auszuhalten – gerade auch im Hinblick auf unsere vorhergehende Debatte zum Schutz der freien Szene. Daher ist es gut, sich vorsichtig heranzutasten und erste Erfahrungen in einem Pilotprojekt zu sammeln.
Pilotprojekt statt Zwangsjacke
Wir wollen keine starren Vorgaben, sondern einen sensiblen Prozess, betont Dorothée Rhiemeier, stellvertretende Vorsitzende des Beirats. Deshalb empfehlen wir ein Pilotprojekt, um erste Erfahrungen mit Honoraruntergrenzen zu sammeln. Der Beirat beschließt eine Empfehlung an den Ausschuss für Schule und Kultur, in der Honoraruntergrenzen als nachdrückliche Empfehlung in die Förderrichtlinien der Stadt aufgenommen werden. Der Effekt soll nach zwei Jahren evaluiert werden. Der Ball liegt jetzt bei der Politik: Die Beschlüsse des Kulturbeirats gehen nun an den Ausschuss für Schule und Kultur. Dort wird über die Zukunft der Wiesbadener Kulturlandschaft entschieden.
Foto oben ©2023 Wiesbaden lebt!
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Die Internetseite des Wiesbadener Kulturbeirats finden Sie unter www.wiesbaden.de.
Förderrichtlinien der Stadt Wiesbaden können Sie hier nachlesen