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Abschied von Franz Beckenbauer: Bewegende Worte

„Ich weiß nicht, ob die Engel im Himmel Sport treiben. Aber wenn, dann werden sie in den vergangenen Tagen sicher schon diese neue, etwas bayerisch klingende Stimme gehört haben: Geht‘s raus und spielt‘s Fußball!“ Mehr als 20000 „Freunde nehmen in München Abschied von Franz Beckenbauer.

Volker Watschounek 3 Monaten vor 0

Fußballlegende Franz Beckenbauer ist nicht mehr. Die Welt trauert um einen Ausnahmespieler und großartigen Menschen. Sein elegantes Spiel, seine Fairness, und sein Einsatz für andere bleiben unvergessen. Als Bundespräsident dankt Deutschland ihm für alles.

Auf dem heiligen Rasen der Münchner Allianz Arena versammelten sich am Freitag zahlreiche Wegbegleiter, um gemeinsam mit rund 35.000 Menschen in der Arena Abschied von der Fußball-Legende Franz Beckenbauer zu nehmen. Die emotionale Momente haben die Trauerfeier geprägt.

 

Wegbegleiter erinnern 

Elf Wegbegleiter, darunter Paul Breiter, Rainer Bonhof, Andreas Brehme, Lothar Matthäus, Günter Netzer, Wolfgang Overath, Bastian Schweinsteiger und Berti Vogts, traten stellvertretend für die Gäste vor, um das Andenken an den Kaiser  zu würdigen. In ergreifenden Worten und gestenreichen Momenten drückten sie ihre tiefe Verbundenheit zu dem Verstorbenen aus, der nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch abseits des Grüns Maßstäbe gesetzt hat.

Steinmeier würdigt Beckenbauer 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Beckenbauer in seiner eindringlichen Trauerrede als herausragende Persönlichkeit des deutschen Fußballs. Die Worte des Bundespräsidenten spiegelten die Bedeutung wider, die Beckenbauer nicht nur für den Sport, sondern auch für die nationale Identität hatte. Wo Steinmeier hinkam und hinkommt, Franz Beckenbauer ist überall bekannt.

„Die letzte Reise – Ruhe in Frieden, Kaiser!“

In München versammelten sich nicht nur Fußballgrößen, sondern auch Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß waren unter den prominenten Gästen, die ihre Wertschätzung für den Verstorbenen zum Ausdruck brachten.

Zum Abschuss ein Augenmerk auf ein bewegendes Banner mit den Worten Die letzte Reise – Ruhe in Frieden, Kaiser! Es zog die Aufmerksamkeit auf sich und zierte die Tribüne der Allianz Arena. Es spiegelte einen Ausdruck der kollektiven Trauer – Dankbarkeit und Verbundenheit wider, die die Fans und Wegbegleiter für Franz Beckenbauer empfanden.

Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 

[…] Eine Stimme, die wir alle kennen und die uns jetzt für immer fehlen wird. Die Stimme des Kaisers. Die Stimme Franz Beckenbauers. So viele Menschen nehmen heute Abschied von Franz Beckenbauer: Zehntausende hier im Stadion, Millionen vor dem Fernseher und im Internet – und nicht nur in Deutschland, da bin ich mir sicher, sondern auf der ganzen Welt.

Auf der ganzen Welt hat man ihn ja gekannt. Und auf der ganzen Welt haben die Menschen Franz Beckenbauer bewundert, verehrt, geliebt. Wir nehmen nicht nur Abschied von einem Weltklasse-Fußballer. Wir nehmen auch Abschied von einem großartigen Menschen. Sein Können hat uns begeistert, sein freundliches Auftreten die Menschen gewonnen, seine Fairness und seine Haltung standen seiner Begabung nie nach.

Danke, Franz Beckenbauer, danke für alles

So vielen war er Vorbild. Für uns alle war er ein Glücksfall. So nehmen wir auch Abschied von einem großen Deutschen. Und darum sage ich heute ausdrücklich als Bundespräsident in unser aller Namen: Danke, Franz Beckenbauer, danke für alles.

Wer alt genug ist, der hat vielleicht Ihn noch live spielen sehen. Ich gehöre dazu. Und das erste, was uns allen auffiel, war diese Souveränität, diese besondere Haltung in seiner Art zu spielen – den Kopf erhoben, den Blick auf die Mitspieler und Gegner gerichtet. Den Ball schaute er gar nicht an. Der gehorchte ihm sowieso. Das machte ja den Ausnahmespieler Franz Beckenbauer aus. Die Eleganz, mit der er den Ball annahm, die Leichtigkeit der Dribblings, die Genauigkeit der nur scheinbar lässigen Pässe.

Der Libero

Franz Beckenbauer war der Libero – er hat ihn erfunden, sagen manche: der freie Mann, in jeder Hinsicht. Für ihn schien diese Rolle wie geschaffen zu sein. Von hinten das ganze Spielfeld im Blick, bewegte er sich unnachahmlich, geradezu unaufhaltsam nach vorne und schoss, gerade in der frühen Zeit, viele, auch spielentscheidende Tore.

Auch als Libero war Franz Beckenbauer natürlich Teil einer Mannschaft – das macht den Fußball aus. Ich erinnere mich an das Zusammenspiel mit großen Kollegen: an die berühmten Doppelpässe mit dem unvergessenen Gerd Müller oder an das geniale Wechselspiel mit Günter Netzer in der vielleicht spielstärksten deutschen Elf, die 1972 Europameister wurde.

Und Franz Beckenbauer konnte kämpfen. Immer im Gedächtnis bleibt sein überragender Einsatz im WM-Finale 1974 gegen Holland – und gegen Johan Cruyff. So wurde er hier in München Weltmeister.

Libero aber war er auch außerhalb des Platzes. Ein Mensch, der sich oft die Freiheit nahm, nicht so zu sein wie alle anderen. Franz Beckenbauer nahm das Leben an wie seinen Freund, den Ball. Irgendwie rechnete er immer damit, dass alles gut ausging. Unvergesslich deswegen und sprichwörtlich geworden: sein Schaut mer mal.

Franz-Beckenbauer-Stiftung

Seine Begabung für den Fußball war reines Glück. Der Rest war harte Arbeit. Das wusste Franz Beckenbauer. Er blieb dankbar für seine Gaben und er machte, mit Fleiß, Hingabe und Leidenschaft, das Allerbeste daraus – für sich und für andere. Und zum Einsatz für andere gehört die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die er schon früh gegründet hat. In den über vierzig Jahren ihres Bestehens hat sie so vielen Menschen in Not und schwerer Krankheit beigestanden.

Franz Beckenbauer hat sich immer wieder in die Pflicht nehmen lassen: als Spieler und als Kapitän auf dem Platz; als Teamchef für die Nationalmannschaft, mit der er dann – natürlich – 1990 Weltmeister wurde. Und als Botschafter für die WM 2006.

Ich bin wirklich viel durch die Welt gereist und wohin immer ich kam, auf allen Kontinenten, kannte und kennt man Franz Beckenbauer. Als diplomatisches Naturtalent wurde er zum beliebtesten Botschafter unseres Landes.

Würde bewahren auch in der Niederlage

Niemand vermag wohl wirklich abzuschätzen, wie positiv Franz Beckenbauer für unser Land gewirkt, welche Sympathien er uns weltweit eingebracht hat. Er hat sich um unser Land verdient gemacht. Und er hat diesem Land nicht nur ein Fußball-Sommermärchen geschenkt, sondern einen neuen, freundlichen Blick auf uns selbst. Das vergessen wir nicht.

Zwei Bilder sind mir persönlich vor allem im Gedächtnis: Wie er 1990 in Rom im Olympiastadion allein und in Gedanken versunken über den Rasen ging. Im Moment des größten Erfolgs ohne triumphale Geste, eher bescheiden und nachdenklich.

Und wie er 1970 mit der fixierten verletzten Schulter über den Rasen des Aztekenstadions in Mexico-City schritt. Aufrecht bleiben auch im Schmerz, Würde bewahren auch in der Niederlage. Ein fairer, anständiger Verlierer sein: Auch das gehört zum wahren Fußball.

Danke, Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer, der hier in München geboren wurde, der hier das Fußballspielen lernte, der hier seine großen Erfolge mit dem FC Bayern gefeiert hat, der hier Weltmeister wurde: Er ist am Ende heimgekehrt und in Münchner Erde begraben. Der Weltstar wusste immer, wo seine Heimat ist.

Wir alle, Freunde, Fans, Bewunderer, Wegbegleiter: Wir trauern mit Heidi Beckenbauer und mit der Familie. Und wir alle nehmen jetzt dankbar und herzlich Abschied. Ja, wir alle in Deutschland haben ihm viel zu verdanken.

Danke, Franz Beckenbauer.

Foto oben ©2024 Franz Beckenbauer mit Gerd Müller (links) und Helmut Schön (rechts) nach dem Finale der WM 1974 ©2024 Bert Verhoeff für Anefo – Finale wereldkampioenschap voetbal 1974 in Munchen, West Duitsland tegen Nederland 2-1; v.l.n.r. Muller, Beckenbauer en trainer Schon na afloopDutch National Archives, The Hague, Fotocollectie Algemeen Nederlands Persbureau (ANeFo), 1945-1989,Auteursrechthebbende Nationaal Archief CC-BY-SA, Nummer toegang 2.24.01.05 Bestanddeelnummer 927-3108, CC BY-SA 3.0 nl,

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Eine umfangreiche Biografie von Franz Beckenbauer finden Sie unter wikipedia.org.

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Geschrieben von

Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.