Meteorologisch gesehen hat der Herbst wie jedes Jahr am 1. September angefangen. Kalendarisch betrachtet drei Wochen später, heute am Sonntag um 14:43 Uhr.
Und so ist er heute wieder da, der Herbst. Fast wie ein stiller Besucher, der unaufgeregt, aber beharrlich die Straßen betritt, das Licht dämpft und die sommerliche Hitze in eine kühlere, durchatembare Luft verwandelt. Kaum merklich hat er sich eingeschlichen, wie ein Schauspieler, der seine Rolle so gut beherrscht, dass man seine Präsenz erst dann realisiert, wenn der Vorhang fällt. Ein sanfter Schleier von Melancholie legt sich über die Landschaft, und die Bäume beginnen zaghaft, ihr Blätterkleid abzulegen – jedes Blatt ein leiser Abschied, fast wie eine kleine Traueranzeige der Natur.
Die Tage
Die Tage sind kürzer geworden, die Sonnenstrahlen nicht mehr so intensiv, und dennoch liegt ein besonderer Zauber in der Luft. Es ist die Zeit, in der wir Menschen wieder innehalten, das Tempo drosseln, als ob uns der Herbst daran erinnern wolle, dass nicht immer alles schneller, heller, lauter sein muss. Der Sommer, mit all seiner lauten Leichtigkeit, den endlosen Tagen und den langen Abenden, hat uns verwöhnt. Und der Herbst fordert uns zur Reflexion auf – ein sanfter Weckruf, der uns zur Besinnung führt.
Der Herbst
Dabei ist er doch eigentlich die Zeit des Übergangs. Die Hitze des Sommers ist verflogen, der Winter noch nicht ganz in Sicht. Es ist, als ob die Natur sich in einer Zwischenwelt befindet. Weder das eine noch das andere, sondern eine Phase des Dazwischen, ein Moment des Innehaltens. In den Straßen fallen Kastanien von den Bäumen, und die Kinder sammeln sie, als könnten sie den Sommer festhalten, ihn konservieren in Form kleiner, brauner Schätze. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Herbst so besonders machen. Die Farben, die sich langsam verändern, das Licht, das weicher wird, die Geräusche, die sich verlagern. Plötzlich sind es nicht mehr die Grillen, die uns abends in den Schlaf singen, sondern das Rascheln der Blätter, das sanfte Klopfen des Regens an den Fenstern.
Ein gutes Buch
Und dann, wenn der Wind durch die Straßen fegt und der Regen auf den Dächern trommelt, ist es auch die Zeit der Heimkehr. Der Herbst fordert uns auf, nach innen zu schauen – in unsere Häuser, in unsere Herzen. Die Heizung wird angestellt, die dicken Decken aus dem Schrank geholt, und plötzlich ist der Gedanke an ein gutes Buch, eine heiße Tasse Tee und einen stillen Nachmittag gar nicht mehr so unattraktiv. Vielleicht ist es das, was der Herbst uns lehren will: dass es in Ordnung ist, langsamer zu werden, dass der Rückzug nicht immer Verlust bedeutet, sondern manchmal der Beginn von etwas Neuem ist.
Sommer Ade
In diesen Momenten, wenn der Tag sich früh verabschiedet und die Nacht länger wird, beginnt auch eine innere Reise. Der Herbst erinnert uns daran, dass jede Veränderung ihren eigenen Zauber hat, und dass selbst das Vergehen des Sommers ein Akt der Schönheit sein kann.
Foto oben ©2023 Volker Watschounek
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