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Poetry Slam: Die Kunst, mit Worten zu spielen

Sprache bietet viele Feinheiten. Schriftsteller und Dichter nutzen sie, um sich trefflich auszudrücken. So auch am Mittwochabend beim zweiten Wiesbadener Poetry Slam bei den Wiesbadener Sommerfestspiele in Sonnenberg .

Heiko Schulz 7 Jahren vor 0

Zur Kunst der Poesie zählt es mit Sprache umzugehen und mit Worten zu spielen. Wer das beherrscht, misst sich beim „Poetry Slam“ mit anderen.

Es darf auswendig gesprochen oder abgelesen werden. Auch musikalische Untermalung ist erlaubt. Beim Poetry Slam im Burggarten der Burg Sonnenberg gab es am Mittwochabend nur eine Vorgabe: Die Texte mussten selbst verfasst sein. Mit nur einem Mikrofon ausgestattet traten sieben Künstler gegeneinander an. Jeder hatte nur fünf Minuten Zeit, um die Sympathie des Publikums zu erlangen – schließlich entschieden die Zuschauer, wer in die nächste Runde kam.

Startfolge per Losentscheid

Die Reihenfolge, in der die Künstler auftraten, wurde per Los entschieden. Lena Krispin aus Wiesbaden durfte den Anfang machen. Sehr nachdenklich philosophierte sie über Frage „was wäre wenn„.

Lena Krispin beim Poetry Slam 2017 Wiesbaden, Sommerfestspiele - Bild: Heiko Schulz

Lena Krispin beim Poetry Slam 2017 Wiesbaden, Sommerfestspiele – Bild: Heiko Schulz

Der Mainzer Artem Zolotarev erzählte in seiner Nummer von einer Person, die von allen als häßlich bezeichnet wird, sich davon aber keinesweges irritieren lässt und konsequent an eigenen Zielen festhält.

„Um-die-Ecke-denk-Prosa“

Von einer alten Dame, die mit einer ihr scheinbar fremden Person „Mensch ärgere Dich nicht“ spielt handelte der Beitrag von Anna Teufel aus Karlsruhe, die ihre Form der Kunst selbst als „um-die-Ecke-denk-Prosa“ bezeichnet. Deutliche Spuren eines Unfalls hielten den Darmstädter Jakob Köbler nicht von seinem Auftritt ab. Mit „Houseman“ philosophierte er über tierische Fakten und beschrieb liebevoll den Alltag vieler Hausfrauen.

Eine Fliege ist kein Schal“ – Jakob Köbler

Alleine der Name des einzigen Duos des gestrigen Abends zeigt schon Sinn für Wortspiele. „Die Fabelstapler„, wie sich die beiden Heidelberger Markus Becherer und Phriedrich Chiller nennen, erfanden mal schnell das Trumpeltier, machten die Spinne zum Psychiater und die Haute Couture wurde zum Haut Cou-Tier. Es folgte Thorsten Zeller aus Friedberg, der ebenfalls gekonnt Worte in neuen Dimensionen aneinandereihte.

Falsche Intention führt zur Detonation der Situation.“ – Thorsten Zeller

Den Abschluss der ersten Runde machte Julia Szymik aus Marburg, die sich über das Scheitern und nicht enden wollende Hoffnung Gedanken machte.

Die Fabelstapler beim Poetry Slam 2017 Wiesbaden, Sommerfestspiele - Bild: Heiko Schulz

Die Fabelstapler beim Poetry Slam 2017 Wiesbaden, Sommerfestspiele – Bild: Heiko Schulz

Das Publikum hatte keine leichte Wahl. Jeder Künstler hätte es verdient, in die zweite Runde zu kommen. Es liegt aber in der Natur eines Wettstreits, dass nur einer gewinnen kann. Lena Krispin, Anna Teufel und Jakob Köbler lagen nur knapp unter den vier Halbfinalisten.

Schwere Entscheidung

In der nächsten Runde lief es nach dem gleichen Muster. Die Fabelstapler, Julia Szymik, Artem Zolotarev und Thorsten Zeller heizten dem Publikum noch einmal so richtig ein. Das wiederum honorierte alle mit jeweils vollen zehn Punkten, so dass es zu einem Stechen kam. Doch auch dabei gab es kein eindeutiges Publikums-Votum, sodass Spielleiter und Moderator Wolfgang Vielsack die Entscheidung letztlich mit einem Spiel herbeiführte: Die Kontrahenten mussten gemeinsam eine Geschichte erfinden. Vielsack zeigte zufällig auf eine Person, die den nächsten Satz improvisieren sollte. Die Regel: wer das Wort „und“ verwendet, fliegt raus.

Das Finale

In der Endrunde traten Artem Zolotarev, und Thorsten Zeller gegeneinander an. Zeller begann mit einem dem Wetter und Wunsch nach Schnee gewidmetem Gedicht, Zolotarev erzählte Geschichte aus dem Leben. Ob es sich dabei um sein eigenes handelt, lies er allerdings offen. Nur mit knappem Vorsprung entschied Zolotarev den Abend für sich. Angesichts der grandiosen Leistungen hätte es jeder der anderen gleichermaßen verdient.

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