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Foto oben – Verleihung des Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage: Dr. Gert Obermayr, Theresa Breuer und OB Gert-Uwe Mende. ©2023 Volker Watschounek

Der Ludwig-Beck-Preis geht an Theresa Breuer

Nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan charterte Theresa Breuer einen Airbus um fliehende Menschen mit der Kabul-Luftbrücke außer Landes zu bringen. Für ihre Zivilcourage erhielt die Journalistin am Donnerstag in Wiesbaden den Ludwig-Beck-Preis.

Volker Watschounek 9 Monaten vor 0

„Sie ist meine Freundin. Sie ist sehr risikofreudig. Sie tut meistens das, was ihr Herz ihr sagt nicht ihr Verstand. Sie ist sehr fleißig und wenn sie zu arbeiten beginnt, vergisst sie die Zeit – dann ist alles andere egal.“

Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende haben am Donnerstag, 20. Juli, im Festsaal des Rathauses Theresa Breuer den Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage verliehen. Nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gründete die Journalistin Breuer die Kabul-Luftbrücke, um fliehende Menschen außer Landes zu bringen. Mit den Worten eingangs charakterisiert ein Junge, Theresa Breuer. Treffender könne man sie nicht beschreiben, so Antje Pieper, stellvertretende ZDF-Politikchefin und Moderatorin unter anderem des auslandsjournal, die die Laudatio für die Preisträgerin gehalten hat.

„Theresa Breuer ist als Journalistin von Wiesbaden in die Welt ausgezogen. Sie war in Israel in Tel Aviv und auch in Kairo. Da muss sie das Gefühl bekommen haben, wie es Menschen geht, die in einem Unrechtsstaat leben und weg gesperrt werden.“ – Dr. Gerhard Obermayr

Gert-Uwe Mende würdigte die außergewöhnliche Zivilcourage von Theresa Breuer in seiner Ansprache: Theresa Breuer wird für ihr bemerkenswertes Engagement für Frauen in Afghanistan vor der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 und ihren entschlossenen Einsatz für Menschen auf der Flucht vor den Taliban nach deren Machtübernahme im August 2021 ausgezeichnet. Sie hat in beeindruckender Weise die Zivilcourage im Sinne von Ludwig Beck unter Beweis gestellt. Als ehemalige Wiesbadenerin ist es mir eine besondere Freude, ihr diesen Preis zu verleihen.

„Dann kam der Tag an dem Joe Biden bekannt gegeben hat, bis zum 21.9.2021 alle US amerikanischen Truppen abzuziehen. Panik griff um sich. Man ließ Menschen zurückgehen, denen man Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht habe. Da konnte Theresa Breuer nicht zusehen.“ – Dr. Gerhard Obermayr

Der Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage soll jedoch nicht nur die Verdienste der Preisträgerin würdigen, sondern auch auf die prekäre Lage von Frauen in Afghanistan aufmerksam machen. Oberbürgermeister Mende betonte: Nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gerät zunehmend aus dem Blick, dass Frauen dort systematisch und massiv unterdrückt werden und der Zugang zu Bildung verwehrt wird. Auch in anderen Ländern wie dem Iran schreitet die Unterdrückung von Frauen voran. Dem müssen wir entgegenwirken und uns für das Recht auf Bildung, Arbeit, Selbstbestimmung und Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungen und am gesellschaftlichen Leben stark machen.

„Sie hat die Idee gehabt, einen Airbus 320 anzumieten, Gelder dafür aufzutreiben, diesen nach Kabul fliegen zu lassen. Sie hat sich nicht entmutigen lassen, als im ersten Flieger nur 17 Personen saßen, und gar nicht die, die auf ihrer auf der Liste waren. Sie hat einfach weiter gemacht.“ – Dr. Gerhard Obermayr

Theresa Breuer, eine in Wiesbaden aufgewachsene und zur Schule gegangene Persönlichkeit, setzte sich bereits im Jahr 2021 als freie Journalistin für die afghanischen Bergsteigerinnen ein. Gemeinsam mit einer amerikanischen Kollegin drehte sie einen Dokumentarfilm über diese außergewöhnlichen Frauen, die den höchsten Berg des Landes, den Noshaq (7500 Meter), besteigen wollten. Dabei stellten sie nicht nur einen Rekordversuch dar, sondern demonstrierten auch politischen Mut und Widerstand gegen die patriarchalische Gesellschaft. Diese Bergsteigerinnen trotzen nicht nur den gefährlichen Naturbedingungen, sondern setzen sich auch gegen die Misshandlung, Vergewaltigung und Verstümmelung von Frauen ein.

„Sie haben keine Rückschläge akzeptiert. Sie haben weiter gemacht – in einer Zeit, in der wir in Deutschland vor den Bildschirmen in einer Art Schockstarre befanden und sagten, das darf doch alles nicht wahr sein.“ – Dr. Gerhard Obermayr

Nach der Ankündigung der damaligen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer über den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan am 16. April 2021, kehrten die deutschen Truppen am 30. Juni desselben Jahres zurück. Theresa Breuer erkannte die Gefahr für die Protagonistinnen ihres Films und andere Menschen, die nicht auf den Evakuierungslisten standen, und gründete kurz darauf die Kabul-Luftbrücke. Dank ihres entschlossenen Handelns konnten viele 1.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden: Und sie rettete damit zahlreiche Menschenleben, obwohl sie dabei erhebliche persönliche Gefahren auf sich nahm.

„Theresa Breuer, eine erfahrene Journalistin und eine Frau mit tiefen Verbindungen zu Afghanistan, fühlte die Angst und die Not der Menschen in ihrer ehemaligen Heimat. Sie konnte nicht einfach tatenlos zusehen. Mit außerordentlichem Mut und Entschlossenheit gründete sie die „Luftbrücke Kabul“, eine Initiative, die es schaffte, 3400 Menschen in Sicherheit zu bringen.“ – Antje Pieper

Nach den Worten der Anerkennung und Würdigung, durch den Oberbürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher sprach die stellvertretende Politik-Chefin des ZDF Antje Pieper, die Laudatio für die Preisträgerin und bezeichnete ihre Kollegin als eine Heldin der Luftbrücke Kabul. Sie betonte, dass es Bilder gebe, die sich ins Gedächtnis einbrennen würden. Bilder, die man nicht vergisst. Die erschütternden Szenen auf dem Rollfeld in Afghanistan, als verzweifelte Menschen sich an startenden Maschinen klammerten, um dem Schrecken der Taliban zu entkommen, werden wohl niemandem aus dem Kopf gehen. Und während viele nur zuschauten, entschied sich Theresa Breuer zum Handeln.

„Für Theresa Breuer ist Wiesbaden eine besondere Heimat. Obwohl sie an vielen Orten auf der Welt gelebt, gearbeitet und studiert hat, kehrt sie immer wieder gerne in die Stadt zurück.“ – Antje Pieper

Ihre journalistischen Fähigkeiten halfen ihr dabei, nicht lockerzulassen und unbeirrt für das Leben der Menschen zu kämpfen. Theresa Breuer sei keine Beobachterin gewesen, sondern eine Kämpferin für die Menschlichkeit. Bevor sie sich dem Rettungseinsatz widmete, hatte sie bereits Herausragendes geleistet. Sie war Teil eines Teams, das versuchte, den höchsten Berg Afghanistans zu besteigen – eine bis dato unerreichte Leistung für eine Frau in einem von den Taliban dominierten Land. Das zeigt: Die Geschichte von Theresa Breuer ist eine Geschichte von Mut und Menschlichkeit, von einer Frau, die sich nicht abschütteln lässt und alles in Bewegung setzte, um Leben zu retten.

Ludwig-Beck-Preis

Der Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage ist eine renommierte Auszeichnung der Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Stadt ehrt damit mutige Menschen, die sich in herausragender Weise für ihre Mitmenschen einsetzen und außergewöhnliche Zivilcourage zeigen. Die Preisvergabe erfolgt jährlich und würdigt Personen oder Organisationen, die sich in besonderem Maße für das Wohl der Gesellschaft einsetzen und dabei oft persönliche Risiken in Kauf nehmen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Namensgeber des Preises ist der Generaloberst Ludwig Beck (1880-1944), der als einer der führenden Offiziere des deutschen Heeres während des Zweiten Weltkriegs eine bedeutende Rolle im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime spielte. Der in Biebrich geborene Widerstandskämpfer, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus gegen Adolf Hitler und seinen rassistischen Machtwahn stellte, bleibt auch in der heutigen Zeit ein Beispiel für besondere Zivilcourage. Er hätte nach dem Gelingen des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 deutsches Staatsoberhaupt werden sollen.

Abschießend betonte die ZDF-Moderatorin Antje Pieper, dass die Luftbrücke Kabul zweifellos ein Wagnis gewesen sei, das unermüdliches Engagement und außerordentliche Koordination erforderte. Theresa Breuer und ihr Team arbeiteten unter gefährlichen Bedingungen daran, Menschen zu retten und sie in Sicherheit zu bringen – eine Aufgabe, die beinahe unmöglich erschien. Ein Wagnis, mit dem Sie am Ende 3400  Menschen in Sicherheit brachte. Möge ihr Einsatz ein Vorbild für uns alle sein, sich für die Werte von Freiheit und Menschlichkeit einzusetzen und niemals aufzugeben, wenn es darum geht, das Leben anderer zu retten.

Bildergalerie Ludwig Beck Preis

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Foto oben ©2021 LH Wiesbaden

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Weitere Informationen zum Ludwig-Beck Preis finden Sie unter www.wiesbaden.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.