„Er Putzt“ wird zur ASMR-Performance im Hessischen Staatstheater: Eine innovative Inszenierung des preisgekrönten Texts von Valeria Gordeev.
Am 18. Januar 2025 bricht das Hessische Staatstheater Wiesbaden mit gewohnten Theaterkonventionen. In der Uraufführung von Er Putzt verwebt die junge Regisseurin Marie Schleef den preisgekrönten Text der Autorin Valeria Gordeev mit den klanglichen und visuellen Elementen der ASMR-Bewegung. Was zu Beginn wie eine simple, fast meditative Szene anmutet, entfaltet sich zu einem einzigartigen Erlebnis, das über Sprache und Erzählweise hinausgeht.
Staatstheater Wiesbaden, kurz gefasst
Theater – Er putzt
Wann: Samstag, 18. Januar 2025, 19:30 Uhr
Weitere Termine: 26.01., 01.02., 22.02.
Wo: Kurhaus Wiesbaden, Friedrich-von-Thiersch-Saal, Kurhausplatz. 1, 65189 Wiesbaden
ÖPNV: Mit Bus und Bahn zum Kurhaus |
Eintritt: ab 11,00 Euro,
Er Putzt erzählt von Konstantin, einem jungen Mann, der sich hingebungsvoll um seine Familie kümmert. Das Putzens – fast schon ein Ritual, das seine Verbindung zur Familie manifestiert – mutiert zu einer Metapher für das Streben nach Kontrolle und Ordnung. Doch dieser Putzakt ist mehr als nur ein mechanischer Ablauf. Es ist eine Reise in den inneren Kosmos des Protagonisten, die die Bühne mit einer Vielzahl von Sinneseindrücken füllt.
Konstantins Welt ist eine von Erinnerung, Sehnsucht und Melancholie, durchzogen von den spürbaren Abwesenheiten und den ungesagten Worten. Es ist der Moment der Stille, der zu einem der wichtigsten Träger der Geschichte wird. Der Text von Gordeev fordert die Zuschauer heraus, sich auf das zu konzentrieren, was zwischen den Tönen, zwischen den Bewegungen, zwischen den unsichtbaren Reizen liegt.
ASMR: Ein zartes, prickelndes Gefühl auf der Haut
Der Hype um ASMR ist nicht neu – die sogenannte Autonomous Sensory Meridian Response ist seit Jahren ein Thema, das vor allem in den sozialen Medien massive Aufmerksamkeit erhält. Das Prinzip hinter ASMR ist einfach: Alltagsgeräusche oder sanfte, meist unaufdringliche Töne lösen bei vielen Menschen ein angenehmes, prickelndes Gefühl aus, das oft als entspannend und beruhigend empfunden wird. Was in den letzten Jahren in Videos zu sehen war – vom Zischen eines Regenschirms bis zum Knistern von Papier – übersetzt Schleef nun auf die Theaterbühne. Geräusche werden nicht nur verstärkt, sie gestalten die Erzählung. Die Bühne wird zu einem Raum, in dem jeder noch so kleine Laut ein starkes Gefühl hervorrufen kann. Das Putzen, das in Gordeevs Text zentral ist, wird zu einer Quelle akustischer Poesie.
Ein Experiment
Schleefs Inszenierungen sind bekannt dafür, dass sie mit minimalen Mitteln große Wirkungen erzielen. Ohne viel gesprochenen Text und in einer Atmosphäre, die von musikalischen und klanglichen Eindrücken durchzogen ist, schafft sie eine dichte, fast meditative Atmosphäre. Ihr Verständnis von Theater als sinnliches Erlebnis, das Körper und Geist gleichermaßen anspricht, wird in „Er Putzt“ erlebbar. Die Kombination aus den Texten von Gordeev und dem Sounddesign von Richard Janssen verleiht dem Stück eine emotionale Tiefe, die die Zuschauer auf eine persönliche Reise mitnimmt.
Ein Gesamtkunstwerk aus Klang, Licht und Bewegung
Marie Schleefs Uraufführung von „Er Putzt“ wird ein Abend, der weit über das hinausgeht, was Theater in seiner traditionellen Form leisten kann. Die Inszenierung fordert die Zuschauer dazu auf, auf ihre Sinne zu hören und sich auf das einzulassen, was jenseits der Worte, der Bewegungen und der bekannten Theatergeste liegt. Ein Abend, der noch lange nachhallt.
Symbolfoto ©2024 Pixabay
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