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Wiesbaden testet Drug Checking: In ausgewählten Clubs können Konsumierende ihre Substanzen anonym prüfen lassen und erhalten Beratung zu Risiken und Schadensminimierung.

Was meint Drug Checking?

Wiesbaden startet ein Pilotprojekt für Drug Checking – chemische Substanzanalysen und Beratung sollen Konsumierenden Risiken aufzeigen. Niedrigschwellig, anonym und freiwillig, ohne Drogen zu befördern. Ein Schritt für mehr Sicherheit, Transparenz und Respekt in der Partyszene der Landeshauptstadt.

Volker Watschounek 2 Stunden vor 0

Drogen anonym analysieren, Risiken erkennen, Beratung erhalten: kurz Drug Checking. Doch, was ist das?

Die Landeshauptstadt Wiesbaden startet ein Pilotprojekt für Drug Checking. Besucher:innen können Substanzen anonym analysieren lassen, erhalten Beratung zu Risiken und Safer-Use-Empfehlungen. Das Angebot reduziert Gefahren, fördert Aufklärung und ermöglicht verantwortungsvollen Umgang – ohne Drogenkonsum zu befürworten. Eine vorsichtige, innovative Maßnahme in der hessischen Partyszene.

Was ist Drug Checking?

Als Drug Checking werden verschiedene Verfahren der Substanzanalyse bezeichnet, die Rahmen von Safer Use- und Harm Reduction-Settings Anwendung finden. Dabei werden Drogen chemisch untersucht, Inhaltsstoffe und Dosierung bestimmt. Bei einem anschließenden Beratungsgespräch werden die potenziellen Konsumierenden über die Ergebnisse und Risiken aufgeklärt, sowie Safer Use-Empfehlungen vermittelt. Sofern sich gegen einen Konsum entschieden wird, etwa wegen Verunreinigungen, Beimischungen o.ä., können die Drogen direkt vor Ort vernichtet werden.

Wie funktioniert Drug Checking im Rahmen des Pilotprojekts?

Die potenziellen Konsumierenden übergeben eine Probe, diese wird nachfolgend mittels einer Infrarot-Spektroskopie durch Mitarbeitende von Basis getestet. In der ca. 15- bis 20-minütigen Wartezeit können die Drug Checking-Nutzenden den ersten Teil des Evaluationsbogens ausfüllen. Das Ergebnis der Testung wird dann in einem persönlichen Beratungsgespräch zusammen mit Fachpersonal des Suchthilfezentrums Wiesbaden, JJ
e.V. und der Fachambulanz für Suchtkranke, Caritas, sowie von Basis übermittelt und gemeinsam ausgewertet. Dabei wird auf Risiken und Suchtgefahren hingewiesen. Im Anschluss werden die Nutzer gebeten, den zweiten Teil der Befragung auszufüllen. Das komplette Angebot ist anonym und niedrigschwellig, auf Wunsch können aber natürlich auch weitere Kontakte zu den Wiesbadener Suchthilfeträgern in diesem Kontext vermittelt werden.

Will die Landeshauptstadt Wiesbaden Drogenkonsum befördern?

Nein. Die Landeshauptstadt Wiesbaden, das Suchthilfezentrum Wiesbaden, JJ e.V. und die Fachambulanz für Suchtkranke, Caritas, setzen sich auch weiterhin für ein möglichst drogenfreies Leben aller Menschen in Wiesbaden ein. Der Konsum legaler wie auch illegaler Substanzen ist jedoch gesellschaftliche Realität, nicht nur, aber auch beim Feiern.

Darauf nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern niedrigschwellig zu reagieren, erhöht die Chance, dass Menschen mit problematischen Konsummustern Beratungs- und Unterstützungsangebote wahrnehmen. Darüber hinaus unterstützt das Projekt die offene und ehrliche Kommunikation über Risiken des Substanzkonsums – ein wichtiger Schritt, um Stigmatisierung zu verringern und eine Kultur des Respekts und der Fürsorge zu fördern

Ist Drogenkonsum nach Drug Checking risikofrei möglich?

Nein. Der Konsum von Suchtmitteln ist niemals risikofrei. Neben den langfristigen Gefahren einer Suchterkrankung können auch unmittelbare gesundheitliche Folgewirkungen drohen, die auch durch eine Substanzanalyse nicht ausgeschlossen sind. Drug Checking ermöglicht ausschließlich eine Risikoreduktion, weil Überdosierungen oder Beimischungen erkannt und ggf. vermieden werden können. Wer ohne gesundheitliche Risiken feiern möchte, sollte auch weiterhin auf sämtliche – legale wie illegale – Drogen verzichten.

Wie erfahren drogengebrauchende Menschen, Club gibt?

Es wird keine Vorankündigungen geben. Das Angebot wird erst unmittelbar im Club am jeweiligen Abend durch Aushänge bekanntgemacht.

Wie wird die Evaluation des Pilotprojekts aussehen?

Auf freiwilliger Basis füllen Teilnehmende zwei anonyme Online-Fragebögen aus: einen direkt nach der Substanzabgabe während der Analyse und einen weiteren nach dem Beratungsgespräch. Erfasst werden u.a. Konsumverhalten, demografische Daten sowie die Einschätzung der Nützlichkeit und Auswirkungen des Angebots. Die Daten werden deskriptiv ausgewertet.

Ergänzend werden Interviews mit Beratungspersonal, Veranstalter:innen und – falls vorhanden – Awareness-Teams oder Sanitäter:innen geführt, um unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einzubeziehen.

Gibt es eine rechtliche Grundlage zu Drug Checking?

Ja, im Juni 2023 hat der Bundesgesetzgeber den neuen §10b BtMG („Erlaubnis für die Durchführung von Modellvorhaben zu Substanzanalysen“) eingeführt. Dieser erlaubt die Durchführung entsprechender Modellvorhaben. Die genauen Bestimmungen sind durch die Bundesländer auf dem Verordnungswege zu klären. Dies steht in Hessen weiterhin aus. Deshalb hat die Landeshauptstadt Wiesbaden sich zusammen mit den Projektpartnern in Abwägung rechtlicher Risiken entschieden, in einem ersten Schritt ein Drug Checking-
Angebot nur für Cannabis aufzusetzen
, um mögliche rechtliche Risiken für Projektpartner und auch Konsumierende auszuschließen. Aus Sicht des Gesundheitsschutzes bleibt aber eine Ausweitung auch auf andere nicht-legale Substanzen wünschenswert und Zielstellung.

Was passiert nach dem Pilotprojekt?

Nach Abschluss der Pilotphase werden die gesammelten Daten und Ergebnisse der Evaluation sorgfältig ausgewertet und analysiert. Ergänzend erfolgt eine Auswertung der Erfahrungen der Kooperationspartner sowie eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung in Wiesbaden, um die Relevanz und Wirkung des Angebots im städtischen Kontext umfassend einordnen zu können. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für politische und fachliche Überlegungen, ob und in welcher Form ein dauerhaftes Drug-Checking-Angebot in Wiesbaden sinnvoll erscheint und finanzielle Mittel dafür bereitgestellt werden. Sollte das Projekt nicht fortgeführt werden, fließen die gewonnenen Erkenntnisse dennoch in zukünftige Präventions- und Beratungsstrategien ein

Symbolfoto ©2025 AI-generiert / Wiesbaden lebt!

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Weitere Informationen zum Drug Checking aus Wikipedia.

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