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Notfall-Seelsorge in Wiesbaden

Notfall-Seelsorge in Wiesbaden

Nach zwölf Jahren engagierter Arbeit verabschiedete sich Dekan Martin Mencke aus dem Dekanat Wiesbaden. In einer bewegenden Feierstunde in der Marktkirche nahmen zahlreiche Gäste Abschied von dem inspirierenden und warmherzigen Geistlichen.

Volker Watschounek 11 Monaten vor 0

Die Notfallseelsorge steht an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr bereit. Hilft bei Unfall, Feuer oder in einer anderen akuten Krisensituation.

Vor 30 Jahren, am m 1. Juni 1993 wurde der gemeinnützige Wiesbadener Verein Seelsorge in Notfällen (SiN) gegründet.  Der Verein hat seinerzeit als der erste seiner Art in Hessen. Was damals Experiment und Pionier-Projekt war, machte hessenweit Schule. Heute kümmern sich 27 Notfallseelsorge- und Kriseninterventions-Gruppen im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EkHN) und im Gebiet der Bistümer Mainz und Limburg um die psychosoziale Notfallversorgung der Bevölkerung. Manche sind in kirchlicher, andere in freier Trägerschaft.

Pfarrer Andreas Mann, Gründungsmitglied des Wiesbadener Vereins in freier Trägerschaft, ist außerdem von der Landeskirche beauftragter Pfarrer für Notfallseelsorge.  Zum 30-jährigen Bestehe von SiN haben wir mit ihm über die Entwicklungen in der Notfallseelsorge gesprochen.

Wiesbaden lebt: Wer engagiert sich bei „SiN“?

Andreas Mann: Derzeit sind es zwischen 25 und 30 ehrenamtlich arbeitende Frauen und Männer, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen. Die Konfession spielt keine Rolle.

Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich verändert?

Als wir in den 90-Jahren anfingen, wurden wir 30 bis 40 Mal im Jahr gerufen, heute absolvieren wir 150 bis 180 Einsätzen jährlich. Mittlerweile ist neben mir nur noch ein weiterer Pfarrer im Verein aktiv, die anderen kommen aus anderen Berufsfeldern. Pfarrkollegen haben im Alltag keine Zeit mehr, die Anforderungen im Pfarrberuf haben sich verändert, die Kollegen ziehen sich verständlicherweise aus dem Feld zurück.

Warum ist die Zahl der Einsätze so stark gestiegen?

Das Bewusstsein dafür, dass eine psychosoziale Notfallversorgung wichtig ist, hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Früher mussten wir oft erklären, was wir überhaupt machen. Wir wurden im Einsatz skeptisch beäugt. Heute ist die psychosoziale Erstversorgung Teil der Ausbildung von Polizisten und Rettungskräften. Gesellschaftlich hat das Thema eine riesige Akzeptanz bekommen.

Schade, dass Kirche sich da dennoch zurückzieht. Wenn Sie Ende nächsten Jahres in den Ruhestand gehen, soll die Stelle nicht wiederbesetzt werden?

Ja, wir bräuchten eigentlich mehr Hauptamtliche, denn die Qualitätsstandards haben sich verändert. Vor 30 Jahren gab es kaum ein Lehrbuch zum Thema, mittlerweile gibt es bundesweite Standards für die Ausbildung. Hinzu kommt: Ich finde, dass die Notfallseelsorge ein wichtiger Auftrag der Kirche ist. Menschen in Not und Tod zur Seite stehen – das ist doch wesentlich. Warum sollen wir das anderen überlassen. Ich würde mir sehr wünschen, dass wieder mehr Pfarrkollegen die Möglichkeit hätten, sich in diesem Bereich zu engagieren und dass die Landeskirche zumindest ein Minimum an Hauptamtlichen für die flächendeckende Betreuung und Qualifizierung Ehrenamtlicher zur Verfügung stellt.

Sie haben damals mit dem früheren Bergkirchenpfarrer Detlef Nierenz und einigen anderen den Verein Seelsorge in Notfällen gegründet. Was war der Anlass?

Wir haben wahrgenommen, dass es in dem Bereich eine Versorgungslücke gab. Ein Schlüsselerlebnis war ein großer Brand in einem Wiesbadener Hotel. Ich war damals Gemeindepfarrer und hab von dem Brand betroffene Menschen in meinem Gemeindehaus beherbergt. Ich habe damals eindrücklich erfahren, wie wichtig Erste Hilfe für die Seele ist.

Gab es einen Einsatz, der Ihnen besonders in Erinnerung ist?

Mir gehen Beziehungsdramen, vor allem, wenn Kinder betroffen sind, nahe. Aber auch Fälle, bei denen die Lücken unseres sozialen Netzes deutlich werden, etwa ein älteres Ehepaar, wo einer den anderen pflegt und der Pflegende plötzlich ins Krankenhaus muss. Dann bleibt unter Umständen ein dementer und pflegebedürftiger Mensch alleine zurück. Und wenn es keine Angehörige gibt, ist einfach niemand da, der sich kümmert. Sowas finde ich sehr bedrückend.

Verstärkung gesucht

Der Verein Seelsorge in Notfällen sucht Verstärkung für das aktive Team und bietet ab September einen Grundkurs Notfallseelsorge an. Der Kurs ist offen für alle und findet an fünf Wochenenden von September bis Dezember im Gemeindehaus der Matthäuskirchengemeinde (Daimlerstraße 15, 65197 Wiesbaden) statt: 8. bis 10. September, 29. September bis 1. Oktober, 6. bis 8. Oktober, 24. bis 26. November und 15. bis 17. Dezember, jeweils freitags von 18 bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 16 Uhr. Die Kursgebühr beträgt 180 Euro. Infos, Kontakt und Anmeldung bei Pfarrer Andreas Mann: Telefon 0611-422673, notfallseelsorge@ekhn.de.

Hintergrund

Die Wiesbadener Aktiven der Notfallseelsorge leisten ehrenamtlichen seelsorglichen Beistand bei Notfällen wie dem plötzlichen Tod eines nahestehenden Menschen, bei Unfall, Feuer oder in einer anderen akuten Krisensituation. Dies geschieht immer in enger Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr. Bei schweren Unglücken werden nicht nur Opfer, Beteiligte, Augenzeugen und Verwandte psychosozial begleitet, sondern auch die Einsatzkräfte selbst. Die Notfallseelsorge steht an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr bereit. Vereinsvorsitzender ist Christoph Fliegen, sein Stellvertreter ist Eberhard Busch, für die Fachberatung ist Andreas Mann zuständig. Mehr Infos und Kontakt: www.sin-wiesbaden.de

Foto oben ©2023 Andreas Mann

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Die Internetseite der Evangelischen Marktkirche finden Sie unter www.marktkirche-wiesbaden.de.

 

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.