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Lindenstraße, Exakt 27 Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos: Helga (Marie-Luise Marjan) und Klaus (Moritz A. Sachs) Beimer beim weihnachtlichen Plätzchenbacken in der Küche Beimer. Bild: WDR/Steven Mahner

Mein Leben ohne Lindenstraße, ohne Helga

Sechs Wochen ist es jetzt er, dass die letzte Folge der Lindenstraße ausgestrahlt wurde. Bei den älteren Ü60 hat dies eine Lücke ins Leben gerissen. Andere suchen immer noch die Folge eins in der ARD Mediathek – um wieder von vorne zu starten. Ein Rückblick von Clemens Eich.

Wiesbaden lebt! Kolumne 4 Jahren vor 0

Eine Geschichte aus München, produziert in Köln: Lindenstraße. Erste Ausstrahlung am 8. Dezember 1985 um 18:40 Uhr. Letzte Ausstrahlung am 29. März 2020 um 18.50. Dazwischen 1758 Folgen. Immer sonntags.

Von Clemens Eich

Am 29. März im Jahre des Herren 2020 kam die Welt ein Stück aus dem Takt. Eine Zäsur fand statt, das Leben ist seit dem nicht mehr so wie es war –. Nun, wahrscheinlich ist es nicht ganz so schlimm. Aber für den Ein oder Anderen dürfte sich einiges an Sonntagsgewohnheit verändert haben.

Helga wird 80

Unter anderem für mich. Es war tatsächlich ein seltsam trauriges Gefühl, obwohl seit längerem abstinent, den letzten mehrsprachigen Folgentitel zu lesen, den Abspann zu sehen. Helga wird 80 und irgendwie wäre man gerne mit im Akropolis, würde schon gerne mitfeiern und als Laudatio ein großes Dankeschön für die letzten dreieinhalb Dekaden ausprechen. Aber auch, wenn man glaubt all diese Menschen zu kennen, bleibt es dennoch Fiktion, wenn auch eine sehr schöne.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, das eine Ära zu Ende ging, als vor sechs Wochen, Ende März, die letzte Folge der Lindenstraße ausgestrahlt wurde. Die Einen hassten und belächelten die Serie, während die Anderen sie liebten, sonntags mitfieberten und die Darsteller schon fast als Familienmitglieder ansahen.

Sonntagsritual

Als im Dezember 1985(!) die Serie an den Start ging, konnte sich niemand ernsthaft ausmalen, dass sie sich zu einem Straßenfeger entwickelte, der immerhin 35 Jahre anhielt. Ich war damals gerade 11, als meine Mutter durch meine Tante Annegret mit diesem Virus infiziert wurde und diesen bereitwillig an mich weiter gab.

Von da an war es ein Ritual, sich sonntags vor dem Fernseher zu treffen und zu sehen, wie  Else Kling, Helga Beimer (Taube) und „Zorro“ Pichelsteiner lebten und sich zofften, zu sehen wie sich die einstigen Kinderdarsteller zu Erwachsenen entwickelten und man immer wieder auch schwierige Themen aufgriff und zu verarbeiten versuchte.

Kein Thema, das ausgelassen wurde

Von Aids bis Zölibat, Tschernobyl, 9/11 oder die Flüchtlingskrise sind nur einige Vorkommnisse, die durch die Lindenstraßefamilie erlebt und verdaut werden musste. 

Annemarie Wendel als eigentlich doch gar nicht so böse Else Kling
Marie-Luise Marjan als Mutter Beimer, mit dem Drang Spiegeleier zu essen, wenn es mal nicht lief
Ludwig Haas als fortwährend einmischender Dr. Dressler
Hermes Hodolides als permanent unglücklich verliebter Grieche mit Taverne
Willi Herren als kleinkriminelles Früchtchen
Harry Rowohlt als Penner Harry, der so herrlich über das Leben philosophieren konnte
Moritz A. Sachs als Klausi Beimer wurde erwachsen, dann fett, dann dünn
Ach und so viele mehr hätten es verdient erwähnt zu werden

Warum war die Lindenstraße so erfolgreich?

Eigentlich ganz einfach! Normale Menschen, in einer normalen Straße, in einer normalen Stadt, nämlich München oder vielmehr Köln. Mehr hat es nicht gebraucht! Man kann bzw. konnte miterleben, mitfiebern, mitlachen oder schlicht den eigenen Voyeurismus befriedigen.

Der erste Schwulenkuss in der Fernsehgeschichte! (man war das ein Aufschrei) Till Schweiger nuschelte sich zum Erfolg! Die zweite Mutter der Nation entstand (Helga Beimer nach Inge Meysel) usw. usw.usw.  Es war halt eben nicht nur die heile und reiche Welt der Ewings und Carringtons, sondern eine Welt, die wir alle kenne! In der wir alle leben. Ja! Man hat Fernsehen damals neu erfunden und wirkliche Geschichte geschrieben!

Nun ist es damit vorbei…

Nachdem die letzten Jahre nicht mehr so richtig liefen, die erwünschten Einschaltquoten ausblieben entschied man sich richtig! Gehen wenns am schönsten ist. Machts gut!  Ihr werdet fehlen und ganz bestimmt unvergessen bleiben.(Bild: WDR/Steven Mahner)

Abspann: Bus und Fahrrad!  

Adieu!

Euer Clemens!

Aufwiedersehen Lindenstraße

https://youtu.be/Dchg76kXs4w

Zur Person Clemens Eich

Clemens Eich, Jahrgang 1974, geboren. in Mainz, ausgewandert nach Wiesbaden. Banker, Versicherer, Investmentberater und Studienabbrecher, sowie Hobbykolumnist – vielseitig interessiert und selten verlegen seinen Senf dazu zu geben.

Weiterte Kolumnen auf Wiesbaden lebt lesen Sie hier.

Die offizielle Internetseite der Lindenstraße finden Sie unter wdr.de.

 

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