Ein Teil des des öffentlichen Personennahverkehrs in Wiesbaden wird im Sommer 2019 Dank Brennstoffzellen und Wasserstoff emissionsfrei.
Ab Sommer 2019 werden in Wiesbaden, Mainz und Frankfurt am Main elf Linienbusse eingesetzt, die mit umweltfreundlich erzeugtem Wasserstoff als Energiespeicher durch die Stadt fahren. Bereits 2016, im Zuge der ökologischen Wende nach der Klimakonferenz von Paris und bevor Dieselfahrverbote per Gerichtsbescheide in deutschen Städten drohten, haben sich ESWE Verkehr, Mainzer Mobilität MM und traffiQ / In-der-City Bus ICB auf das gemeinsame Projekt H2 Bus Rhein-Main – emissionsfreier Nahverkehr in der Metropolregion verständigt.

Dieser Brennstoffzellenbus drehte 2016 bereits zu Demonstrationszwecken seine Runden im Energiepark Mainz. Im Stadtteil Hechtsheim entsteht seit 2015 aus Windenergie umweltfreundlich Wasserstoff, der künftig auch elf Busse in Wiesbaden, Mainz und Frankfurt antreiben soll. Foto: Mainzer Stadtwerke
Das gemeinsame Ziel lag auch ohne Dieselabgas-Affäre auf der Hand: mithilfe innovativer Technologie soll der Nahverkehr schadstoffarm und umweltfreundlich werden. Die innovative Technologie ist die Brennstoffzelle, in welcher aus Wasserstoff Strom zum Antrieb der Fahrzeuge erzeugt wird ist eine von vielen Möglichkeiten. Der ausschlaggebende Impuls gab JIVE – die EU-Förderinitiative Joint Initiative for hydrogen Vehicles across Europe. Im Rahmen dieser Initiative werden europaweit 291 geförderte Busse sukzessive, im Sommer 2019 auch in Wiesbaden, in Betrieb genommen.
„Da auch die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie derzeit in aller Munde ist, können wir mit diesem Projekt nicht nur über innovative Antriebsarten reden, sondern gehen ganz konkrete Schritte der Umsetzung.“ – Andreas Kowol, Umweltdezernent
Die Fördermittel der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz in Höhe von zwei Millionen Euro ermöglichen auf dem Betriebsgelände von ESWE Verkehr den Bau einer gemeinsam genutzten Wasserstoff-Tankstelle, die mit „grünem“ Wasserstoff aus dem Mainzer Energiepark beliefert wird. Dort sorgen vorrangig Windräder für die Stromproduktion und damit den Betrieb der weltweit größten Power-to-gas-Anlage ihrer Art, in der Wasserstoff hergestellt wird. Damit wird das Rhein-Main-Projekt zum Vorreiter im Kampf gegen Stickoxid- und Feinstaubbelastung in Städten und Kommunen. Der Gewinn der mit Wasserstoff angetriebenen Brennstoffzellenbusse ist unumstritten und mehr als evident: Emissionsfreiheit auf ganzer Linie – nicht nur die für Mensch und Umwelt gleichermaßen schädlichen Abgase bleiben aus, auch die Lärmbelastung wird durch Reduktion der Motorengeräusche und Schaltvorgänge erheblich gesenkt.
„Mit den neuen Bussen setzen wir gemeinsam mit Mainz und Frankfurt einen Meilenstein für emissionsfreien ÖPNV und leisten entscheidende Pionierarbeit.“ – Jörg Gerhard, ESWE-Verkehr
Im September wurden die Busse für das Rhein-Main Gebiet verbindlich geordert. Alle elf Fahrzeuge werden von der ebe Europa GmbH geliefert, die die Busse bei der Firma Autosan in Sanok (Polen) fertigen lässt. MM und ESWE Verkehr haben je zwei zwölf Meter lange Solobusse und zwei 18 Meter lange Gelenkbusse bestellt. Die Gelenkbusse werden ab Sommer 2019 auf der Gemeinschaftslinie 6 zwischen Mainz und Wiesbaden eingesetzt, die Solobusse im übrigen Netzgebiet. Für den Bau der Wasserstofftankstelle in Wiesbaden wurde die Firma Linde beauftragt. Die In-der-City-Bus hat drei Solobusse für den Einsatz im Frankfurter Stadtverkehr geordert. Die Busse werden voraussichtlich bis zum Ende des zweiten Quartals 2019 ausgeliefert und an der bereits bestehenden Wasserstoff-Tankstelle im Industriepark Höchst aufgetankt.
„Mit der Anschaffung der neuen Busse erkennen wir den dringenden Handlungsbedarf zur Luftreinhaltung, gerade auch in Wiesbaden, an und können auch ohne Dieselfahrverbote mit weiteren geeigneten Maßnahmen die Luftqualität in der Innenstadt und den Stadtteilen Wiesbadens deutlich verbessern.“ – Andreas Kowol, Umwelt- und Verkehrsdezernent
Die Brennstoffzellen-Busse haben eine Reichweite von rund 300 Kilometer, das Betanken dauert unter 15 Minuten. Einziger Wermutstropfen: Die mit 650.000 Euro pro Solobus derzeit noch hohen Anschaffungskosten, die eine finanzielle Herausforderung darstellen. Deswegen sind die Fördergelder der EU-Initiative „JIVE“ und die Bundesmittel des BMVI so wichtig, denn sie minimieren die Restkosten für die Verkehrsgesellschaften auf das Niveau der Anschaffungskosten von Dieselbussen. Weitere und ähnliche Maßnahmen sind nur möglich, wenn auch künftig umfangreiche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden und die Programme zur Förderung alternativer Antriebe im ÖPNV verstetigt und ausgebaut werden.