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OPhelia, ein Charakter aus Shakespears „Hamlet" ist auf tragische Weise im Fluss ertrunken.

Wie Taylor Swift Wiesbadens „Ophelia“ weltberühmt machte

Taylor Swift sorgt für einen Ansturm auf das Museum Wiesbaden: Ihr Musikvideo machte das Jugendstilgemälde „Ophelia“ von Friedrich Heyser weltberühmt. Im Interview erzählen die ehemalige Besitzerin Danielle Neess und Kunstexperte David Suppes von einer bewegten Geschichte und der emotionalen Restaurierung.

Volker Watschounek 6 Tagen vor 0

Ein Anruf jagt den nächsten, Taylor Swift singt – und Wiesbaden erlebt ein Kunstwunder: „Ophelia“ von Friedrich Heyser zieht die Welt in ihren Bann.

Ein Gemälde, ein Song, ein globaler Hype – und mittendrin ein Museum in Wiesbaden. Seit Popstar Taylor Swift in ihrem Musikvideo The Fate of Ophelia das Gemälde „Ophelia“ des Jugendstilmalers Friedrich Heyser zeigt, erlebt das Museum Wiesbaden einen Besucheransturm. Über 500 Menschen strömten allein in den ersten beiden Tagen in die Säle, um das Bild zu sehen, das in zartem Licht eine schwebende Frau zeigt – zwischen Schönheit und Tragik.

„Vor zehn Tagen hat mein Telefon nicht mehr stillgestanden“, sagt Danielle Neess, die ehemalige Besitzerin des Gemäldes. Sie wirkt bewegt, aber auch heiter: „Ich bin kein Teenie-Fan, doch dieser Wirbel zeigt, wie sehr Kunst noch immer Menschen berührt.“

Vom Dachboden ins Rampenlicht

Heysers „Ophelia“ war fast vergessen. Jahrzehntelang lag das Werk auf einem Dachboden, ehe Danielle und ihr Mann Ferdinand Wolfgang Neess es 2017 entdeckten und restaurieren ließen. „Das Bild war in einem desolaten Zustand“, erzählt sie. „Der Rahmen war gebrochen, die Farbe abgeplatzt. Trotzdem war sofort klar: Das ist ein Schatz.“

Der Wiesbadener Kunsthändler und Experte David Suppes, Inhaber des Handelshauses SUPPES Fine Art und Mitbegründer der internationalen Auktionsplattform CASPAR, begleitete den Prozess von Beginn an. Er erinnert sich: „Wir haben damals alles daran gesetzt, die Authentizität zu bewahren. Heysers Detailtreue und die ornamentale Tiefe des Rahmens sind einzigartig – diese Mischung aus Symbolismus und Jugendstil fasziniert mich bis heute.“

Heute hängt das restaurierte Gemälde in den hohen Räumen des Museums Wiesbaden – und ist dank Taylor Swift zu einem weltweiten Gesprächsthema geworden.

Inspiration für einen Welthit

Taylor Swift stieß im Zuge der Recherche für ihr neues Album The Life of a Showgirl auf das Bild. Seine emotionale Intensität inspirierte sie zu dem Song „The Fate of Ophelia“, einer modernen Reflexion über Weiblichkeit, Verlust und Wiedergeburt.

Suppes sieht darin mehr als Zufall: „Swift hat ein Gespür für starke Bilder. Dass sie Heysers Ophelia entdeckt hat, zeigt, wie universell die Sprache der Kunst ist. Popmusik und Malerei teilen denselben emotionalen Raum.“ Und es ist nicht das erste Mal, dass sich die US-amerikanische Pop- und Country-Sängerin von Kunst inspirieren ließ.

Einladung an Taylor Swift

Der Hype hat auch die Politik erreicht. Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) hat Taylor Swift offiziell eingeladen, das Museum Wiesbaden zu besuchen. Eine zweite Einladung kam aus privater Hand: Danielle Neess und David Suppes möchten die Sängerin persönlich durch die Sammlung führen.

„Taylor, komm nach Wiesbaden und sieh dir Heysers Ophelia an“, sagt Suppes mit einem Lächeln. „Ich würde ihr gern zeigen, wie viel Geschichte, Handwerk und Emotion in diesem Bild stecken.“ Neess ergänzt: „Wenn sie wirklich käme, wäre das wunderbar. Mein Mann hätte das geliebt – er war überzeugt, dass Kunst Brücken schlägt, auch zwischen Welten, die sich sonst nie begegnen.“

Erinnerung und Vermächtnis

Für Danielle Neess ist das Bild Teil einer größeren Geschichte: der Sammlung Neess, die über 800 Werke des Jugendstils und Symbolismus umfasst und 2019 dem Museum Wiesbaden übergeben wurde. „Es war das Lebenswerk meines Mannes, diese Kunst zu bewahren“, sagt sie. „Ich blicke darauf mit Nostalgie, nicht mit Stolz.“

Suppes, der die Schenkung damals beratend begleitete, beschreibt sie als „ein Geschenk von unschätzbarem Wert – nicht nur für Wiesbaden, sondern für die europäische Kunstlandschaft“.

David Suppes im Gespräch mit Danielle Neess. ©2025 Daniel Suppes

Kunst, die Menschen berührt

Seit dem Musikvideo strömen täglich Besucher in die Jugendstilgalerie. Swifties posieren vor dem Gemälde, Kunstliebhaber diskutieren seine Symbolik, Schulklassen entdecken die Schönheit einer Epoche. „Das ist unsere kleine Mona Lisa“, sagt eine Museumsführerin schmunzelnd.

David Suppes beobachtet das mit Freude – und Weitblick: „Wenn Kunst anfängt zu atmen, passiert etwas Besonderes. Taylor Swift hat nicht nur ein Gemälde entdeckt, sondern ein Tor geöffnet – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Pop und Poesie. Das ist gelebte Kulturvermittlung.“

Ein neues Kapitel für „Ophelia“

Ob Taylor Swift tatsächlich nach Wiesbaden reist, bleibt ungewiss. Doch ihre Hommage hat das Gemälde neu belebt. „Ophelia“ ist heute mehr als Kunst – sie ist Symbol für Wandel, für das Zusammenspiel von Emotion und Ästhetik. „Vielleicht ist das das Schönste daran“, sagt Danielle Neess leise. „Dass Kunst plötzlich wieder Gespräche auslöst – über Schönheit, über Vergänglichkeit, über uns.“

Taylor Swift „The Fate of Ophelia“

– Musikvideo auf youtube, falls es nich abspielt: https://youtu.be/ko70cExuzZM?si=DvujP1DYjG7AMrms

Foto – „Ophelia“ des Jugendstilmalers Friedrich Heyser ©2025 Museum Wiesbaden

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