30 Premieren, Festivals und mutige Uraufführungen: Die Spielzeit 2025/2026 am Staatstheater Wiesbaden feiert Vielfalt, Dialog und künstlerische Innovation.
Die Spielzeit 2025/2026 steht im Staatstheater Wiesbaden ganz im Zeichen des Dialogs. Im digitalen Zeitalter, in dem Gespräche oft ohne Raum und Zeit stattfinden, behauptet das Theater seine besondere Rolle. Während sich Kommunikation entgrenzt und beschleunigt, bleibt das Theater ein physischer Ort der Begegnung, eine lebendige Bühne für echten Austausch. Manche mögen diesen analogen Treffpunkt für anachronistisch halten, doch gerade darin liegt seine Stärke: Das Theater bietet eine der ältesten, intensivsten Formen des Dialogs, die Menschen kennen.
Das wichtigste auf einen Blick
Die Theaterkasse im großen Haus sind Dienstag bis freitags von elf bis 19:00 Uhr, samstags von elf bis 14:00 Uhr geöffnet. Karten können Sie auch telefonisch unter der Tel.-Nr. 0611/ 132325 Oder unter der E-Mail-Adresse Vorverkauf@Staatstheater-Wiersbaden.de bestellen. Preise Großes Haus: Preis Gruppe A bis E: ab 9,00 € bis 149,00 €. Kinder und Jugendkonzerte sowie Familienstücke Preisgruppe 1-4, ab 4,50 €-13 €. Preise Kleines Haus: Preisgruppe A bis C, ab 11,00 € bis 47,00 €. Preise Studio: Platz Kategorie eins 18 €. Just Junges Staatstheater: Einheitspreis 12,00 € mit Ausnahme der Vorstellung des Staatsmusicals. Preise Wartburg: 12,00 € Parket 19 € Rang. Preise Kurhaus: Preis Kategorie 1-6 ab 9,00 Euro bis 45 €. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Angebote. Schülerinnen, Auszubildende und studierende erhalten 50 % Ermäßigung. Studierende der Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden und Rüsselsheim sowie der Hochschule Fresenius Idstein und Wiesbaden erhalten aufgrund einer Kooperation mit dem Hessisches Staatstheater unter Vorlage ihres Studierenden Ausweis es kostenlose Tickets. Diese sind ab drei Tage vor der Veranstaltung an der Kasse mit einem gültigen Studierenden Ausweis erhältlich. Menschen mit Behinderung erhalten einen Nachlass von 50 %. Kunden mit einem Festplatzkarten erhalten 25 % auf Karten im freien Verkauf.
Seit Jahrhunderten versammeln sich Menschen auf der Bühne und im Zuschauerraum, um Geschichten zu erzählen, Konflikte auszutragen, Perspektiven zu wechseln. Theater bleibt Schule des Dialogs, lädt ein zum Zuhören, zum Nachdenken, zum Streiten – und öffnet Fenster zur Welt. Genau das will das Staatstheater Wiesbaden in der Spielzeit 2025/2026 lebendig machen.
Staatstheater Wiesbaden, Spielzeit 2025/2026
Die Spielzeit 2025/2026 am Staatstheater Wiesbaden startet mit frischem Elan, reich an Premieren und ist geprägt von künstlerischem Mut. Die Intendantinnen Beate Heine und Dorothea Hartmann entfalten mit ihrem Team einen prall gefüllten Spielplan – und laden Publikum, Stadt und Gäste immerzu zum Dialog. Das Theater soll zum Labor gesellschaftlicher Auseinandersetzung, zu einem Ort für große Gefühle, neue Perspektiven und gemeinsame Erfahrungen werden.
Oper, Operette, Musiktheater: Neue Töne und mutige Geschichten
Schon im Herbst öffnet sich der Vorhang für große Stimmen und bewegende Stoffe: Giuseppe Verdis schon lange nicht mehr in Wiesbaden Oper gespielte La Traviata kehrt ins Große Haus. Dann hebt sich der Vorhang für eine echte Besonderheit: Mit der queeren Landoperette Alles Liebe wagt das Staatstheater Wiesbaden eine Uraufführung, die nicht nur musikalisch Neuland betritt, sondern auch gesellschaftliche Vielfalt feiert. Hessen, Land und Dorf, Komik und Identität – das alles verschmelzen Komponistin und Librettistin zu einem Musiktheater voller Schwung und Zeitgeist. Als Gast mit dabei, Kenny Hilton: die in Wiesbaden ansässige und international bekannte Drag-Queen, diese Produktion in Wiesbaden mit auf der Bühne steht
Zu den Highlights zählt außerdem Rimsky-Korsakows märchenhafte Oper Schneeflöckchen im Original Snegorodchka (Schneeflöckchen), inszeniert vom international renommierten Regisseur Maxim Didenko – eine farbenreiche Parabel über Kälte und Neuanfang. Ein Märchen, über ein russisches Mädchen, das aus Schnee besteht, aus Eis. Von einem Regisseur, der sich für diese Kälte in dem Mädchen und aber auch für die Kälte in der Gesellschaft interessiert: eine erstarrte Gesellschaft, (10:16) die es verlernt hat, miteinander zu reden,
Wir springen nach Italien
Donizettis komödiantische Oper Viva la Mamma nimmt augenzwinkernd den Theaterbetrieb selbst aufs Korn. Ein Stück über Hierarchie-Kämpfe im Theater aber auch anderswo, über Klassenscham und über die übergroße Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter, die eben nicht die erste Prima Donna im Theater ist.
Und mit Walter Braunfels’ selten gespielten Die Vögel setzt das Haus einen nachdenklichen, bildstarken Akzent zur Frage nach Macht, Gesellschaft und Utopie. Insezniert wird die Oper von Ersan Mondtag. Er ist bekannt dafür, dass er das groß und Opulent in Szene setzt. Mondtag fragt in Die Vögel nach den Träumen und nach der heutigen Machtgierigen.
Wer Oper liebt, darf sich in 2026 zudem auf „Così fan tutte“ freuen: Diese Mozart-Produktion bringt Wiesbadens Ensemble und Publikum gemeinsam auf die Bühne – denn 20 Zuschauerinnen und Zuschauer nehmen bei jeder Vorstellung Platz im szenischen Geschehen.
Schauspiel: Gesellschaft unter der Lupe
Das Schauspiel startet mit einer deutschen Erstaufführung: Edouard Louis’ „Monique bricht aus“ erzählt die Geschichte einer Frau, die sich den Fesseln ihres Lebens zu entziehen versucht. Es ist sozusagen der zweite Teil von „Die Freiheit einer Frau“, was das Staatstheater Wiesbaden in der Spielzeit 2025.2026 auch wieder aufnehmen wird. Die Inszenierung von Sarah Ostertag gibt dem Diskurs um Emanzipation, Bildung und gesellschaftlichen Aufstieg eine neue Stimme.
Ebenfalls frisch auf der Bühne: „Über die Notwendigkeit, dass ein See verschwindet“ von Anna Lemnitzer – ein Stück, das Umweltthemen, dörfliche Konflikte und Feminismus sarkastisch auf die Spitze treibt. Eine Geschichte, über eine Urlaubsidylle an einem See, wo es viel Tourismus gibt – bis der Wasserspiegel sinkt und am Ende ganz viele Frauenleichen die Bildfläche betreten. Was sich in der Story um Klima und Krise gruselig entfaktet, erhält auf sarkastische, ironische und witzige Art und Weise seine Pointen.
„Antigone“, „Romeo und Julia“, „Entrückt“
„Antigone“ – bearbeitet von Mikheil Charkviani – fragt, wie junge Menschen sich in autokratischen Systemen behaupten. Klassiker wie „Romeo und Julia“ von Shakespeare fehlen ebenso wenig wie packende Gegenwartsstücke: „Entrückt“ von Lucy Kirkwoods. Jan Bosse untersucht in seinem Stück, wie Verschwörungstheorien Beziehungen und Gesellschaften vergiften. Er beschäftigt sich mit einem Paar, das sich Online und andere Menschen kennenlernt. Sich in Verschwörungstheorien verwickelt, und immer mehr zurückzieht aus der Gesellschaft.
Spezielle Projekte und Uraufführungen wie „Zwei Soldaten“ von Maria Nassar oder das bissig-ironische „Das Flussspiel“ von Erich Büchner zeigen, wie das Theater gesellschaftliche Realitäten seziert, weiterdenkt und mit künstlerischer Fantasie verwandelt. Besonders imposant ist dabei die Abschlussarbeit der Frankfurter Regiesseurin Julia Modi, die einen Dialog eines englischen und eines deutschen Soldaten inszeniert. Die beiden können sich nicht sehen, sondern nur hören.
Tanz, Ballett, Musik: Kraftvolle Bewegung und Klang
Das Hessische Staatsballett eröffnet seine 12. Spielzeit im September mit einer Produktion von Sharon Eyal und Gai Behar: „Corps de Walk“. Hinter dem Titel energiegeladene Tanzstück des international gefeierte Choreografen versteckt sich ein Hinweis auf Eyals tiefe Faszination für klassische Ballettechnik. Er verwebt klassische Techniken und moderne Ausdrucksformen. Im Dezember folgt „Cantus“, eine Choreografie Maciej Kuzminski zur minimalistischen Musik von Simeon ten Holts – ein meditatives Tanzereignis mit gesellschaftlichem Tiefgang.
Mit „Become Ocean“ von der ungarischen Choreografen Lee/Vakulya taucht das Ballett in ökologische Fragen ein, inspiriert von John Luther Adams’ preisgekrönter Komposition, für die er 2014 den Pulitzer Preis erhielt. Junge Zuschauer kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Produktionen wie „Bau“ und „Karussell“ nehmen Kinder mit auf eine sinnliche Tanzreise.
Junges Theater, Musik und Partizipation
Das Junge Staatstheater, kurz „Just“, bleibt Schrittmacher für neue Theaterformen und gesellschaftliche Themen. Mit der Uraufführung „Die Königin der Frösche“ startet die Saison im September märchenhaft und nachdenklich zugleich. Weitere Höhepunkte: Michael Endes „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ mit Live-Musik, das partizipative Projekt mit mehr als 50 Laiendarsteller „Farm der Tiere“ nach George Orwell und die Inszenierung von Mia Constantie „Im Spiegelsaal“ von Liv Strömquist, die aktuelle Körperbilder und Schönheitsideale hinterfragt.
Das junge Musiktheater wagt außerdem mit „Dr. Jekyll & Hyde“ und „Alice by Heart“ zwei starke Premieren und bietet Raum für Community-Projekte wie „How to be a Woman“ und den Sonntag-Club.
Festivalfieber und neue Formate
Drei große Festivals markieren die neue Saison: Die Wiesbaden Biennale eröffnet am 12. September den Premierenreigen, gefolgt vom internationalen Tanzfestival Rhein-Main vom 30. Oktober bis 15. November und den traditionsreichen Maifestspielen im Mai – die kommende Woche sowie am 1. Mai 2026 starten. Dazu kommen Klubformate, Nachgespräche, Vermittlungsangebote und zahlreiche Gelegenheiten, selbst Theater zu entdecken – vom Kinderkonzert bis zum Schulworkshop.
Ein Haus, das sich weiter öffnet
Mit über 30 Premieren – darunter zwei deutschsprachige Erstaufführungen und fünf Uraufführungen – setzt das Staatstheater Wiesbaden in der Spielzeit 2025/2026 Maßstäbe. Das Haus spielt auf allen Bühnen, wagt künstlerische Experimente, fördert Vielfalt und bleibt offen für Kritik und Inspiration.
Intendantinnen, Ensemble und Team laden Wiesbaden, die Region und Gäste aus aller Welt ein: zum Zuhören, Nachdenken, Streiten, Träumen – und vor allem: zum Dialog
Foto – Presekonferenz der neuen Spielzeit ©2025 Volker Watschounek
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