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Jahrespressekonferenz Handwerkskammer Wiesbaden: v.l.n.r. Alexander Repp, Stefan Füll, Bernhard Mundschenk, Maria Emmel.

Hessisches Handwerk: Zwischen Hoffnung und Herausforderungen

Das Hessische Handwerk trotzt 2024 einer schwierigen Konjunktur. Nachwuchsmangel, Fachkräfteprobleme und stagnierende Umsätze fordern die Betriebe heraus. Die Handwerkskammer Wiesbaden setzt auf duale Ausbildung, internationale Kooperationen und politische Unterstützung.

Volker Watschounek 1 Monat vor 0

Das hessische Handwerk kämpft mit Fachkräftemangel und Konjunkturproblemen. 2025 soll besser werden – mit Nachwuchsförderung und politischen Impulsen.

Das Hessische Handwerk blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Präsident Stefan Füll und Vizepräsident Alexander Repp zeichnen ein Bild, das von verhaltenem Optimismus geprägt ist. Zwar bewerteten 83 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“, doch in einzelnen Handwerksbereichen sind deutliche Bremsspuren unübersehbar. Die Auftragseingänge sanken gegenüber dem Vorjahr auf nur noch 65 Prozent, während fast ein Drittel der Betriebe Umsatzeinbußen verzeichnete.

Ein Lichtblick bleibt die Betriebsauslastung, die mit 9,5 Wochen und 78 Prozent überraschend hoch liegt. Gleichzeitig melden 18 Prozent der Betriebe einen gesunkenen Beschäftigtenstand – weniger durch Entlassungen, sondern durch den akuten Mangel an Fachkräften.

Branchenspezifische Unterschiede: Gewinner und Verlierer

Das Ausbau- und Bauhauptgewerbe bleibt trotz Rückschlägen wirtschaftlich stabil, während das Nahrungsmittelhandwerk mit einem deutlichen Sprung nach vorne einen Aufwärtstrend verzeichnet. Auf der anderen Seite leiden persönliche Dienstleistungen wie Friseure und Gesundheitshandwerke unter den schwierigen Bedingungen. Diese Polarisierung zwischen den Gewerken zeigt, wie unterschiedlich die Herausforderungen verteilt sind.

Für das Handwerk bleiben die konjunkturellen Rahmenbedingungen auch 2025 eine Herausforderung. Wir gehen für dieses Jahr von einer Stagnation der Umsätze aus. Aufwärtspotenziale könnte dadurch ausgelöst werden, dass der Wohnungsbau schneller wieder Fahrt aufnimmt als derzeit absehbar. Damit ein Aufschwung gelingt, ist das heimische Handwerk als standortgebundener und standortverbundener Wirtschaftsbereich im besonderen Maße auf mittelstandsfreundliche Rahmensetzungen angewiesen, betonte Füll.

Nachwuchsmangel als größtes Problem

Auch wenn sich nach Angaben von HHT-Vizepräsident Alexander Repp der Betriebsbestand im hessischen Handwerk trotz schwächelnder Handwerkskonjunktur konstant zeigt, bleibt die Ausbildungsbilanz im vergangenem Jahr mit 9.858 neu eingetragenen Lehrverträgen hinter den Erwartungen zurück. Der Rückgang um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr spiegelt die Auswirkungen des demografischen Wandels, die Akademisierungstrends und den Lehrlingsmangel wider. Rund 1.400 Ausbildungsplätze bleiben in Hessen unbesetzt.

Jahrespressekonferenz Handwerkskammer Wiesbaden: v.l.n.r. Alexander Repp, Stefan Füll, Bernhard Mundschenk, Maria Emmel. ©2024 Volker Watschounek

Jahrespressekonferenz Handwerkskammer Wiesbaden: v.l.n.r. Alexander Repp, Stefan Füll, Bernhard Mundschenk, Maria Emmel. ©2024 Volker Watschounek

Wo heute Lehrlinge fehlen, mangelt es morgen an Fachkräften, warnt Geschäftsführer Bernhard Mundschenk. Die Auswirkungen betreffen nicht nur Betriebe, sondern auch die Wartezeiten für Kunden. Die Handwerkskammer betont die Bedeutung einer stärkeren gesellschaftlichen Anerkennung der dualen Ausbildung und fordert flächendeckende Azubi-Wohnheime – insbesondere im ländlichen Raum.

Perspektiven 2025: Hoffnung auf Besserung

Für 2025 sieht die Prognose zunächst nicht rosig aus. Die Handwerkskammer Wiesbaden erwartet  bei den Umsätzen eine Stagnation, bevor in der zweiten Jahreshälfte ein leichter Aufschwung möglich wird. Schlüsselbereiche wie der Wohnungsbau könnten Wachstumspotenziale heben, sofern politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen dies unterstützen.

Zudem setzt die Handwerkskammer auf gezielte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, denn allein im hessischen Handwerk dürften aktuell gut 17.500 Fachkräfte fehlen. Dringend notwendig sei dabei eine Stärkung des dualen Ausbildungssystems. Gerade im ländlichen Raum bedürfe es darüber hinaus einer sachgerechten Neuorganisation der Berufsschulstandorte in Hessen. Eine Chance sehe Repp auch in der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und in Projekten zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Doch, wie die bisherigen Bemühungen zeigen, bleibt die Integration anspruchsvoll.

Berufsorientierung vor allem an Gymnasien

Bildungssystem Deutschland. Ein nicht zu vernachlässigender Bereich ist die Berufsorientierung. So sieht Geschäftsführer Bernhard Mundschenk einen weiteren Schlüssel zur Steigerung der Attraktivität von handwerklichen Bildungsgängen im Ausbau der Berufsorientierung. Vor allem in den Gymnasien ist hier noch sehr viel Luft nach oben, so Mundschenk. Er sprach sich nach dem Vorbild des Freiwilligen Sozialen Jahrs für die Einführung Freiwilligen Handwerksjahrs ebenso aus, wie für die Einführung von freiwilligen Berufsorientierungsseminaren an den Universitäten mit Lehramtsstudiengängen. Helfen würde auch die Etablierung eines Unterrichtsfachs Werken/Technik an allen hessischen Schulen.

Handwerk als Standpfeiler der Wirtschaft

Das hessische Handwerk bleibt trotz aller Herausforderungen ein stabilisierender Faktor der Wirtschaft. Mit 78.466 Betrieben und 375.000 Beschäftigten leistet es einen erheblichen Beitrag. Doch die Herausforderungen sind groß: Nachwuchssorgen, Fachkräftemangel und eine gedämpfte Konjunktur erfordern entschlossenes Handeln – von Betrieben, Kammern und der Politik gleichermaßen.

Ausblick: Lesen Sie am Donnerstag, wie die Handwerkskammer Wiesbaden etwa die Novelle des Kommunalen Wirtschaftsrechts kritisiert und eine zukunftsgerechte Finanzierung der Sozialsysteme fordert, – oder aber einen Bürokratieabbau für längst überfällig hält.

Foto – Jahrespressekonferenz Handwerkskammer Wiesbaden: v.l.n.r. Alexander Repp, Stefan Füll, Bernhard Mundschenk, Maria Emmel. ©2024 Volker Watschounek

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