An sieben Festivaltagen präsentiert goEast in Wiesbaden und weiteren Orten im Rhein-Main-Gebiet die ganze Vielfalt des mittel- und osteuropäischen Filmschaffens.
Auch in diesem Jahr verwandet goEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films Wiesbaden in ein abwechslungsreiches Zentrum zum kulturellen Austausch in den Kinosälen und anderen Orten der Rhein-Main-Region. Dabei stellt das Festival das Oeuvre namhafter osteuropäischer Filmschaffender in den Mittelpunkt.
goEast Festival, kurz gefasst
23. goEast Festival – Hommage an Jasmila Žbanić
Wann: Samstag, 25. März 2023, 17:00 Uhr, Einlass ab 16:30 Uhr
Wo: Caligari Filmbühne, andere unerwartete Orte in Wiesbaden und dem Rhein-Main-Gebiet
In diesem Jahr stehen die Arbeiten von Jasmila Žbanić im Fokus. Žbanić. 1974 in Sarajevo geboren gehört sie zu den wichtigsten Filmschaffenden Bosnien und Herzegowinas. Ausgebildet an der Akademie der Künste Sarajevo, gründete die bosnische Regisseurin 1997 das Künstlerkollektiv Deblokada. Bis heute produziert es ihre Filme. Der Name ist in Anlehnung an die Belagerung Sarajevos in den 1990er Jahren entstanden. Nach der Befreiung der Stadt waren die Nachwirkungen des Krieges in Gestalt verschiedener politischer, wirtschaftlicher und psychologischer Blockaden weiterhin zu spüren. Sie prägen die Gesellschaft Bosnien und Herzegowinas bis heute.
Goldener Bär 2006
Diese verarbeitet Žbanić filmisch. Mit ihrer Videokunst und Dokumentarfilmen war sie bereits 2004 auf der Documenta in Kassel zu sehen. In ihren zahlreichen, international preisgekrönten Filmen verarbeitet die bosnische Regisseurin traumatische Ereignisse und persönliche Erfahrungen der Folgen des Bosnienkrieges. Dieser Krieg, inzwischen im Westen Europas fast vergessen, ist ein immer wiederkehrendes Thema in den Filmen Žbanićs. Ihr Langfilmdebüt Grbavica (2006) gewann bei den Filmfestspielen in Berlin 2006 den Goldenen Bären. Der Film behandelt die systematischen Vergewaltigungen von Frauen als Kriegsmittel, und stieß damit in ihrer Heimat eine politische Diskussion an. Der Blick auf die Ukraine zeigt, dass das Thema bis heute nicht an Relevanz verloren hat.
Vor der Serie ist nach dem Film
Jasmila Žbanićs kritische Auseinandersetzung mit essenziellen gesellschaftspolitischen Themen zieht sich wie ein roter Faden durch ihr filmisches Schaffen. So beschäftigte sich Quo Vadis, Aida? (2020) mit dem Massaker von Srebrenica. Zu ihren Filmen zählen aber auch weniger dramatische Werke wie die Komödie Love Island (2014). Mit Verwunderung beantwortete sie die Frage, wieso sie ein Film mache, der sich nicht mit Krieg und seinen Folgen befasst, sie mache dann etwas, wenn sie etwas zu einem Thema zu sagen hat und nicht, wenn es von ihr erwartet wird. Nach dem Erfolg beim Europäischen Filmpreis wurde sie in den Vereinigten Staaten auch als Regisseurin für Serien engagiert, zuletzt etwa für die Videospielverfilmung The Last of us (2022).
Trailer: Quo vadis, Aida
Werkstattgespräch mit Jasmila Žbanićs
goEast freut sich darauf, Jasmila Žbanić im April persönlich in Wiesbaden zu begrüßen. Die Kuratorin und Filmwissenschaftlerin Borjana Gaković wird das Werkstattgespräch mit der Regisseurin führen. Die umfassende Retrospektive zeigt neben den Spielfilmen auch Dokumentarfilme und kürzere Werke Žbanićs.
East-West Talent Lab
Das Nachwuchsprogramm von goEast richtet sich 2023 an Filmschaffende aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Deutschland, die ihre aktuellen Dokumentarfilmprojekte weiterentwickeln und sich mit Gleichgesinnten vernetzen wollen. Parallel zum goEast Filmfestival finden beim East-West Talent Lab ein intensives koordiniertes Workshopprogramm, Einzelmentorings für Projekte und ein öffentliches Pitching vor einer dreiköpfigen Expert:innenjury statt.
Preise beim East-West Talent Lab
(1) das mit 3.500 Euro dotierte Renovabis Recherchestipendium für ein Dokumentarfilmprojekt mit Schwerpunkt auf Menschenrechtsthemen;
(2) den Pitch the Doc-Preis, ein Weiterbildungsangebot im Wert von 500 Euro.
Darüber hinaus findet auch die traditionelle, für die Öffentlichkeit zugängliche Masterclass wieder: Das polnische Regieduo Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski, deren Film THE HAMLET SYNDROM (2023) auch in den deutschen Kinos zu sehen war, werden dem Publikum Einblicke in ihr filmisches Schaffen erteilen.
Foto oben ©2023 GoEast
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Die Internetseite goEast Festival finden Sie unter www.filmfestival-goeast.de.