Dekanatssynode wählt Nauroder Pfarrerin und bestätigt Martin Mencke im Amt und informiert über das Projekt „Altes Gericht“, an dem sich die Evangelische Kirche beteiligen und neu Wege gehen wird.
Erstmals seit zwei Jahren tagte die Wiesbadener Dekanatssynode wieder in Präsenz, in der Ringkirche. Mit einer kleinen Andacht für den Frieden eröffnete der Hausherr der Ringkirche, Pfarrer Ralf Andreas Gmelin, die Tagung des Kirchenparlaments.
Probst Oliver Albrecht erklärte, dass sich der Dekan alle sechs Jahre dem Votum stellen muss, dies sei ein gutes demokratisches Konzept. Mencke stellte seine Ideen dem 65-köpfigen Plenum vor. Es liegt viel auf dem Teller, sagte der amtierende Dekan. Viele Kirchengemeinden müssten sich aktuell auf neue Zusammenschlüsse einstellen, aber auch den Alltag organisieren, die Rahmenbedingungen mit Krieg und Pandemie verarbeiten – und darauf reagieren, dass die Kirche seit Jahren schrumpfe. Auf manches müsse man künftig verzichten – das alles setzt den Pfarrer und allen Christ zu. Die zentrale Frage sei, wie man am besten das Evangelium zu den Menschen bringen könne – weder Traurigkeit noch Aktionismus seien hier gefragt.
Fröhlich und engagiert
Viele glaubten, dass Gott keine große Rolle mehr spiele. Aber mit der Zusage Siehe, ich bin bei euch bis ans Ende der Tage könne man tragfähig weiterarbeiten. Ob Jugendkirche, Singakademie, Spürbar Sonntag, Aktionen für Wohnungslose, Kinderkirchentag – mit vielen unterschiedlichen Angeboten wolle man Gutes säen. Eine aktive Einladungskultur sei der Weg der Wahl. Dafür gebe es viele Ressourcen, die Freundlichkeit Gottes erfahrbar zu machen. Er wolle daran arbeiten, die Herzen mit dem Geist der Zuversicht zu öffnen und für jene einzustehen, deren Stimme nicht gehört werde. Kirche wolle er fröhlich und engagiert gestalten. Fast einstimmig wurde Mencke wiedergewählt.
„In diesen turbulenten Zeiten können wir im Dekanat den Pfarrern und den Kirchenvorständen den Rücken stärken.“ – Pfarrerin Arami Neumann,
Als stellvertretende Dekanin stellte sich Pfarrerin Arami Neumann als eine von vier Kandidaten zu Wahl. Aus persönlichen Gründen hatten im Vorfeld alle anderen Kandidaten ihre Kandidatur. Die Vorstellungsrunde viel dementsprechend klein aus. Neumann nutzte die Gunst der Stunde und stellte sich dem Plenum vor: Seit acht Jahren sei sie Gemeindepfarrerin mit Herzblut in Naurod. Davor sei sie in Niedernhausen und Idstein tätig gewesen. Die Mutter zweier Kinder ist mit einem Pfarrer verheiratet. Die vielfältigen Aufgaben einer Gemeindepfarrerin sind ihr lieb und wert. Sie setze sich aber auch für übergemeindliche Synergien ein, sagte Neumann, die mit dem gleichen eindeutigen Ergebnis wie Dekan Mencke gewählt wurde.
„Es gibt hier eine Chance, Menschen anzusprechen, die man sonst nicht mehr erreicht. Das Kann man nun drei Jahre lang ausprobieren und die christlichen Stärken in den gesellschaftlichen Wandel der Stadtgesellschaft einbringen.“ – Dekan Dr. Martin Menke
Die Evangelische Kirche wird sich künftig am Projekt Altes Gericht beteiligen. Das hat die Synode entschieden. Es soll ein kirchliches Angebot fü die zunehmend kirchenfernere jüngere Generation geben. Wie das Angebot aussehen soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Es soll ein:e Gemeindepädagog:in vor Ort sein, um in Zusammenarbeit mit den weiteren Projektbeteiligten unter Federführung des Heimathafen-Teams Veranstaltungen, Kunst, Spiritualität und Kultur zu organisieren.
Die Stelle wird zur Hälfte von der Landeskirche und dem Dekanat finanziert. Weiterhin investiere das Dekanat pro Jahr 30000 Euro, um das gesamte Projekt mitzugestalten, erhalte dafür aber auch die Möglichkeiten, die Räume und Infrastruktur des Alten Gerichts mitzunutzen.
Hier könne man ein „kirchliches digitales Innovationslabor“ einrichten, von dem alle Beteiligten lernen könnten. Es sei wichtig, die jungen Menschen dort anzusprechen, wo sie sind und nicht zu warten, bis sie kämen, sagte Dekan Mencke, der für dieses Konzept engagiert warb.
„Das zur Verfügung stehende Geld wird selbstverständlich nirgendwo anders weggenommen.“ – Dekan Dr. Martin Menke
Die Zusammenarbeit mit dem Heimathafen-Team gestalte sich bisher ausgezeichnet. Denkbar sei beispielsweise ein Sanetuary-Raum, um in der Stadt zu entschleunigen. Weiterhin wolle man den Raum der alten Civilkammer kreativ bespielen und könne auch weitere Räume regelmäßig nutzen. Auf das Mitgestalten könne man sich freuen, so Mencke.
Das Projekt Altes Gericht wurde während der Synode durchaus kontrovers diskutiert, manchen waren die Planungen nicht konkret genug. Abschließend wurde mit großer Mehrheit der Beschluss gefasst, sich diesem Wagnis zu stellen und mutig auszuprobieren, was zu erreichen sei.
Bild oben ©2022 Volker Watschounek
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