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Saharastaub, Auto mit Saharahsand

Dreck? Jein, vielmehr Saharastaub

Was des einen Leid ist, freue Wiesbadens Waschstraßen. Die aktuelle Messungen vom Deutschen Wetterdienst haben es bestätig: Ein außergewöhnlich starkes Saharastaubereignis hat Anfang April ordentlich Sand nach Wiesbaden getragen.

Volker Watschounek 3 Wochen vor 0

Viele Autos mit Sand bedeckt. Welcher Kipper war denn hier unterwegs? Keiner. Beim Sand handelt es sich um zollfrei eingeführten Sand aus der Wüste.

Anfang April wurde wieder einiges an Saharastaub aus der algerischen Wüste nach Mitteleuropa transportiert. Auch in Wiesbaden zeigte sich durch den Staub in der Luft ein orange, rötlich oder bräunlich gefärbter Himmel. Morgens wie abends waren spektakuläre Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge zu beobachten: ein klarer Indikator für eine hohe Saharastaub-Konzentration – jüngste Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Hochschule Düsseldorf haben dies bestätigt. Nach einem vom Flugzeug aus gemessenen Vertikalprofil der Partikelmassenkonzentration über dem Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg (MOHp) des DWD betrug bei dem aktuellen Saharastaubereignis die höchste Konzentration über 2200 µg/m³, entsprechend 2.2 mg/m³ in einer Höhe von zwei Kilometern ü. N.N. Das bedeutet, die Konzentration von Staub in der Luft war in dieser Höhe gegenüber den Normalwerten um den Faktor 200 erhöht.

Flugzeugmessung zum Saharastaubereignisses

Bereits im März konnte der Deutsche Wetterdienst in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Physik und Umweltmesstechnik der Hochschule Düsseldorf das Saharastaubereignis mit Laser-Fernerkundung und Flugzeugmessungen genauer untersuchen. Dazu flog ein Forschungsflugzeug vom Flughafen Essen/Mülheim bis zur Zugspitze und zurück. Auf der Flugroute wurden auch die Positionen von DWD-Messstationen berücksichtigt, an denen jeweils ein Ceilometer zur aktiven Fernerkundung der Atmosphäre betrieben wird.

Bis zu 60 Tage mit Saharastaub

Ceilometer sind Geräte zur automatischen Messung der Wolkenhöhe bzw. der Wolkenuntergrenze. Sie eignen sich auch zum qualitativen Nachweis von in der Luft enthaltenen Partikeln wie Staub oder Vulkanasche. Wüstenstaub aus der Sahara kann im Mittel in Süddeutschland an 50-60 Tagen pro Jahr und in Norddeutschland an 30 Tagen pro Jahr beobachtet werden. Meistens merkt man am Boden nicht, ob in wenigen Kilometern Höhe eine Staubschicht vorhanden ist oder nicht. Doch mittels Ceilometern kann jedes Staubereignis erfasst werden, sofern dieses nicht zu schwach ausgeprägt ist oder Wolken den Blick in den Himmel verwehren.

Bodennahe Konzentration nimmt ab

Dr. Werner Thomas, Experte für Spurengase am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg, betonte, dass der Saharastaub in den letzten Tagen ein außergewöhnlich starkes Saharastaubereignis gewesen sei, das so sehr selten vorkomme. Das langjährige Mittel der bodennahen Konzentrationen am Hohenpeißenberg hat in den vergangenen 25 Jahren von ca. 12 auf 6 µg/m³ abgenommen. Dort wurden diesmal aber kurzzeitig 170 µg/m³ gemessen, fast so viel wie bei dem bisher stärksten Ereignis in der Messreihe im Mai/Juni 2008, bei dem es bis zu 250 µg/m³ waren.

Daten für die Forschung„Die durch die Flugzeugmessung gewonnenen Daten leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und zur Energiewende.“ –  Werner Thomas, Experte für Spurengase am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg

Und wieder werden die Daten intensiv analysiert, um so die zeitliche und räumliche Verteilung des Saharastaubs über Deutschland besser bewerten zu können. Die gewonnenen Daten werden dann im Projekt PermaStrom verwendet. Das Projekt verfolgt das Ziel, die Vorhersage der Photovoltaik-Energieerzeugung zu präzisieren, indem zum Beispiel die Vorhersage des Auftretens und Transportes von Wüstenstaub verbessert wird.

Staub beeinträchtigt Leistung

Für Photovoltaikanlagen ist der Saharasand ein großes Problem. Solange er den Himmel verdunkelt, sinkt die Stromerzeugung um zehn bis 20 Prozent – das zeigte bereits das Vorgänger-Forschungsprojekt PerduS, an dem der Deutsche Wetterdienst, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Firma meteocontrol beteiligt waren. Auch in den Folgetagen eines Saharastaubereignisses sinkt die Leistung dort, wo der Staub die Anlagen direkt verschmutzt. Für Energieerzeuger ist es daher sehr wichtig, diese Analyse- und Vorhersagedaten zu kennen, um bei Saharastaub-Ereignissen verlässliche Ertragsprognosen erstellen zu können.

Foto oben ©2020 Volker Watschounek / Wiesbaden lebt!

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Aktuelle Informationen zum Saharaanfang Aprilstaub finden Sie auf www.wetteronline.de.

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Geschrieben von

Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.