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JVA Wiesbaden

Pfarrer Eckhard Jung erlebt die Corona-Krise in der JVA

Corona in der JVA Wiesbaden. Wie gehen die Gefangenen in der Haftanstalt mit der Pandemie um? Welche Auswirkungen hat die Situation auf die seelsorgerliche Arbeit von Gefängnisseelsorger Pfarrer Eckhard Jung.

Volker Watschounek 4 Jahren vor 0

Die Justizvollzugsanstalt Wiesbaden ist eine von zwei hessischen Jugendanstalten für männliche Gefangene zwischen 20 bis 24 Jahren. Pfarrer Eckhard Jung steht ihnen als Gefängnisseelsorger nah.

Der evangelische Gefängnisseelsorger Pfarrer Eckhard Jung hat den Lockdown im Jugendgefängnis (JVA) in der Wiesbadener Holzstraße erlebt. Auch nachdem jetzt viele Maßnahmen wieder gelockert wurden, verändert die Pandemie seinen Alltag als Gefängnisseelsorger. Im Gespräch mit Andrea Wagenknecht berichtet er, von seinem Alltag.

Andrea Wagenkneccht: Wie erleben Sie Ihren Alltag?

Pfarrer Eckhard Jung: Es gelten in der JVA natürlich die üblichen Infektionsschutzmaßnahmen wie Abstands- und Hygieneregeln – unter diesen Umständen feiere ich auch wieder Gottesdienste.  Außerdem gilt die strenge Maskenpflicht – ich trage die Maske hier immer, auch in Einzelgesprächen. Es gilt die Regel, dass die Häftlinge keine Masken tragen müssen, dafür aber alle Bediensteten – eben die, bei denen die Gefahr besteht, dass sie das Virus in die JVA hineintragen. Das ist schon eine ungewöhnliche Situation: Denn normalerweise sind die wachsamen Blicke ja auf die Häftlinge gerichtet – das Virus stellt Manches auf den Kopf. Insgesamt erlebe ich alle als besonnen und vorsichtig. Wir sind froh, dass wir Zustände, wie sie aus den Gefängnissen anderer Länder berichtet werden, nicht haben und nie hatten.

Konnten Sie auch während des Lockdown in der JVA arbeiten?

Ja. Zwar waren die Gottesdienste und gemeinschaftliche Veranstaltungen zunächst ausgesetzt, aber seelsorgerliche Gespräche waren weiterhin möglich. Der Gesprächsbedarf bei den Häftlingen war und ist groß. Verunsicherungen, Ängste und Sorgen um Angehörige und die Frage, wie es weitergeht – das hat auch oder gerade die Menschen im Gefängnis stark belastet. Hinzu kam: Arbeit, Sport, Besuche, Hafturlaub im Rahmen der Entlassungsvorbereitung – das war alles einige Zeit ausgesetzt. Es gab deutlich weniger Ablenkung, die Männer waren oft allein mit ihren Sorgen.

Haben Sie Angst, sich bei der Arbeit anzustecken?

Nein, hatte ich nie. Ich war während meines Dienstes immer vor Ort in der JVA. Ich habe mehr Sorge davor, dass ich mich außerhalb der Anstalt anstecke.

Wie ist die Situation in der JVA jetzt?

Vieles hat sich entspannt. Die meisten Dinge sind wieder möglich: Sport, Schule, Arbeit, Gemeinschaft, therapeutische Angebote – nur der Hafturlaub fällt nach wie vor weg. Kontakt zu Angehörigen ist über Telefon oder zum Teil auch per Video möglich. Wenige sehr enge Angehörige dürfen auch wieder zu Besuch kommen – allerdings nur mit Abstand. Dass man die Freundin etwa nicht mal umarmen oder an der Hand fassen darf, setzt vielen schon sehr zu.

Schon zu Beginn der Einschränkungen wurde eine Quarantäne-Station eingerichtet, in der jeder Häftling, der neu kommt oder außerhalb der JVA war, etwa wegen einer Gerichtsverhandlung, zwei Woche bleiben muss. Da wird beobachtet, ob sich Symptome entwickeln. Auf dieser Station bin ich im Moment sehr häufig und spreche mit vielen Häftlingen. Die Situation dort ist für viele belastend. Hinzu kommt noch die Einsamkeit, denn auf der Quarantäne-Station gibt es kaum Begegnungsmöglichkeiten, der Alltag ist sehr karg.

Aber alles in allem geben sich die Bediensteten in der Anstalt viel Mühe, dass der Alltag nicht nur von Corona bestimmt wird, und auch die Gefangenen gehen tapfer mit den Einschränkungen um.

Was hat Sie in den letzten Monaten am meisten belastet?

Dass wir Ostern nicht feiern konnten, hat mich sehr erschüttert. Ostern hier im Gefängnis – das ist normalerweise sehr bewegend und auch wichtig: Es ist das Fest, was Leben und Zukunft verspricht: Gottes „trotzdem“ gegen alles „nein“ der Welt. Immer wieder auch habe ich meine Situation mit der der anderer Menschen verglichen: Ich durfte arbeiten, während andere zu Hause bleiben mussten. Auch habe ich an die Pfarrkolleg*innen in den Gemeinden gedacht, denen es ja kaum möglich war, Menschen zu besuchen; und an die einschneidenden Beschränkungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Das ist mir oft nachgegangen.

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Die offizielle Internetseite der JVA Wiesbaden finden Sie unter justizvollzug.hessen.de.

 

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Volker Watschounek lebt und arbeitet als freier Fotograf und Journalist in Wiesbaden. SEO und SEO-gerechtes Schreiben gehören zu seinem Portfolio. Mit Search Engine Marketing kennt er sich aus. Und mit Tinte ist er vertraut, wie mit Bits und Bytes. Als Redakteur und Fotograf bedient er Online-Medien, Zeitungen, Magazine und Fachmagazine. Auch immer mehr Firmen wissen sein Know-how zu schätzen.