Hessen setzt auf Kernfusion: In Biblis könnte ein innovatives Kraftwerk entstehen, das unbegrenzte, saubere Energie liefert. Die Landesregierung treibt das Projekt voran.
Seit dem 70er Jahren gilt Biblis in Deutschland als Synonym für Atomstrom. Kritische Stimmen gegen Biblis gab es anfangs kaum. Mit der Zeit wuchsen die Bedenken. Aufgrund sicherheitstechnischer Probleme wurde 1997 ein Verfahren zur Stilllegung von Biblis A eingeleitet. Zum zum 1. Juni 2017 wurden die Blöcke A und B in Biblis still gelegt. Seit Juni 2019 sind beide Reaktorgebäude kernbrennstofffrei, – soweit zur Chronologie. Jetzt soll sich Biblis wandeln.
Biblis – Vom Atomkraftwerk zum Zukunftsstandort
1974: Das Kernkraftwerk Biblis geht ans Netz. Es gehört zu den leistungsstärksten Atomkraftwerken der Welt. 1980er-Jahre: Massive Proteste gegen den Betrieb des AKW. Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen fordern die Abschaltung. 2011: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschließt die Bundesregierung den Atomausstieg. Block A wird endgültig stillgelegt. 2017: Auch Block B wird abgeschaltet. Der Rückbau beginnt, das Gelände soll langfristig neu genutzt werden. 2024: Hessen plant, Biblis als Standort für die laserbasierte Kernfusion zu etablieren – eine saubere Alternative zur Kernspaltung.
Biblis soll sich wandeln. Wo einst ein Atomkraftwerk Strom lieferte, könnte bald eine Zukunftstechnologie entstehen, die das Energieproblem der Welt löst. Ministerpräsident Boris Rhein hat die Kernfusion als eine der zentralen Technologien für eine klimafreundliche, sichere und wirtschaftliche Energieversorgung ausgerufen. Bei einem Spitzentreffen mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft stellte er klar: Hessen will bei der Entwicklung der laserbasierten Kernfusion an vorderster Front stehen.
Die Sonne scheint nicht immer, der Wind weht nicht ständig. Aber Energie muss zuverlässig verfügbar und bezahlbar sein, betonte Rhein. Die Kernfusion könne genau das leisten – sauber, nachhaltig und effizient, so der Ministerpräsident weiter. Mit gezielten Investitionen soll Biblis zum Zentrum dieser bahnbrechenden Technologie werden.
Von der Forschung zur Praxis
Doch wie realistisch ist der Traum von unbegrenzter Energie? In Hessen gibt es bereits starke Partner für dieses ambitionierte Vorhaben. Unternehmen wie Focused Energy in Darmstadt forschen an laserbasierter Kernfusion, während renommierte Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihr Know-how einbringen.
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori sieht große Chancen: Der weltweite Energiebedarf wächst. Wir brauchen Lösungen, die langfristig tragfähig sind. Hessen kann hier Maßstäbe setzen. Er kündigte an, den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur voranzutreiben und neue Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung zu schaffen.
Auch Wissenschaftsminister Timon Gremmels betonte das Potenzial der Fusionsenergie: Noch liegt viel Arbeit vor uns. Aber wir haben in Hessen eine Forschungslandschaft, die genau dafür prädestiniert ist. Das geplante Exzellenzcluster „Energie 2040“ soll die Forschung intensivieren, parallel zur Weiterentwicklung erneuerbarer Energien und Speichertechnologien.
Investitionen für die Energiezukunft
Damit Hessen seine ehrgeizigen Pläne umsetzen kann, stellt die Landesregierung in diesem Jahr 20 Millionen Euro für die Kernfusionsforschung bereit. Zusätzlich sollen private Investitionen sowie Fördermittel aus Bundes- und EU-Programmen genutzt werden. Das Ziel ist klar: Hessen soll zur Keimzelle für die Energieversorgung made in Germany werden.
Memorandum of Understanding
In einem Memorandum of Understanding (MoU) haben sich Politik, Wirtschaft und Wissenschaft verpflichtet, den Weg zur kommerziellen Fusionsenergie gemeinsam zu gehen. Die Unterzeichnung markiert einen wichtigen Schritt für Hessens Zukunft als Innovationsstandort.
Foto – Ministerpräsident Boris Rhein in Biblis ©2025 Hessische Staatskanzlei
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