Aus anfänglich scheinbar harmlosem Gesprächsgeplänkel mit einzelnen Zuschauern vermochte er durch beharrliches Nachfragen, staunendes Wörtlich-Nehmen und gedankenschnelle Rückbezüge zu entfachen.
Der Kabarettist Thomas Kreimeyer ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 2020 in Wiesbaden verstorben. Er war dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden seit 2015 eng verbunden: Regelmäßig trat er hier mit seinem Programm Kabarett der rote Stuhl auf, einem Steh-Greif-Kabarett, in dem Kreimeyer sich – wie er es selbst ausdrückte – als unterhaltender Unterhalter betätigte und mit seinem Publikum ins Gespräch kam. Aus anfänglich scheinbar harmlosem Gesprächsgeplänkel entwickelte er immerzu ein überraschendes Pointengewitter. Nicht zuletzt jedoch ging es ihm bei seinen Auftritten immerzu darum, die Bedingungen von Kommunikation selbst hervortreten zu lassen und eine Lanze für das Miteinander-Reden zu brechen.
Vom Quatsch Comedy Club zu den Mitternachtsspitzen
Kreimeyer, der gebürtige Hannoveraner, studierte in Berlin Soziologie, ehe er sich – nach einem längeren Aufenthalt in Indien – Anfang der 1990er Jahre in Paris an der Theaterschule des Regisseurs, Clowns und großen Pädagogen Philippe Gaulier zum Bühnenkünstler ausbilden ließ. Aus Gauliers Lehre von der auf der Bühne stets aufs Neue herzustellenden Offenheit und Verletzlichkeit des Schauspielers entwickelte Kreimeyer schließlich Ende der 1990er Jahre sein eigenes Konzept des Steh-Greif-Kabaretts. Mit diesem tourte er über zwei Jahrzehnte hinweg erfolgreich durch die deutschsprachigen Kleinkunst-Lande, war gern gesehener Dauergast im Quatsch Comedy Club und trat zunehmend auch innerhalb von Fernsehformaten auf, etwa bei den Mitternachtsspitzen.
Teilnehmender Beobachter
In den letzten Jahren empfand er das Hessische Staatstheater Wiesbaden als seine künstlerische Heimat: Hier fand Kreimeyer kontinuierliche Auftrittsmöglichkeiten und zudem ein so treues wie dankbares Publikum, hier pflegte er enge Freundschaften ins Haus hinein, und hier fand er das ihn inspirierende Umfeld: Kaum eine Premiere ging ohne ihn als engagiert teilnehmenden Beobachter vonstatten. Bei seinen Auftritten arbeitete Kreimeyer immer auf Zeit: Zu Beginn des Programms stellte er eine Eieruhr; klingelte diese, war Schluss (»Und da wird auch nicht diskutiert!«). Als er Anfang September eine schwere Krankheitsdiagnose erhielt, musste er die Erfahrung machen, auf Zeit zu leben. Er hat sich dieser Zumutung mit tiefem Ernst und einer bewunderungswürdig heiteren Gelassenheit gestellt.
Bursche von unendlichem Humor
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, die mit Thomas Kreimeyer zu tun hatten, erinnern sich seiner mit Dankbarkeit. Und werden ihn, diesen Burschen von unendlichem Humor, nicht vergessen.
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