Leere Pisten. Nasse Wiesen. Kunstschnee zischt durch die Morgenluft. Im Alpenraum kämpft der Winter um seine Identität – und ums Überleben: Klimawandel.
Der Schnee wird wärmer. Das ist keine Metapher, sondern eine messbare Realität. Mit Temperaturen, die im Alpenraum seit der vorindustriellen Zeit um bis zu 3,1 °C gestiegen sind, verändern sich auch die Grundlagen des Winter- und Bergsports. Das jetzt veröffentlichte dritte Positionspapier des Expertenforums Klima.Sport.Schnee legt offen, was vielen längst dämmert: Die weißen Winter von gestern sind nicht die Realität von morgen. Klimawandel wird sicht- und spürbarer!
Forschen, vernetzen, vorbereiten
Vierzehn Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben gemeinsam analysiert, was auf den Bergsport zukommt. Sie rechnen vor, was sich schon heute zeigt: In Lagen unter 1.500 Metern verschwindet die natürliche Schneedecke zusehends. Technische Beschneiung, einst als Rettung gefeiert, verliert durch steigende Temperaturen an Wirksamkeit.
Gleichzeitig wächst der Forschungsbedarf. Was tun, wenn Wetterlagen stagnieren? Wie reagieren, wenn sich die atlantische Umwälzzirkulation abschwächt? Und wie kann man robuste Prognosen für etwas erstellen, das sich von Jahr zu Jahr so unberechenbar zeigt wie der Niederschlag im Winter?
Wandel spürbar – auch in der Sommerfrische
Nicht nur Skifahrer und Snowboarder spüren die Folgen. Auch der Bergsommer verändert sich. Die Übergangszeiten verlängern sich, Radfahrer und Wanderer starten früher und bleiben länger. Gleichzeitig belasten Hitzewellen, UV-Intensität und Extremwetterlagen das alpine Ökosystem – und die Menschen, die sich darin aufhalten. Die Albedo sinkt, die Schnee- und Gletscherschmelze beschleunigt sich. Europa, so das Forum, ist zum Hotspot des globalen Wandels geworden.
Zwischen Resignation und Verantwortung
Doch statt sich in düsteren Zukunftsbildern zu verlieren, formuliert das Papier klare Handlungsansätze. Der Wintersport soll nicht Opfer, sondern Mitgestalter der Transformation sein. Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Resilienz – das sind die neuen Pistenmarker. Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln betont die Verantwortung der gesamten Branche: Von Seilbahnbetreibern bis zum Sportartikelhandel, von den Tourismusverbänden bis zu den Gästen selbst – alle müssen sich bewegen.
Was bleibt? Eine Frage der Perspektive
Denn der Begriff Winter- und Bergsport umfasst heute mehr als nur den klassischen Skitourismus. Auch Schneeschuhwanderungen, Trailrunning, Klettern oder Mountainbiking in der Nebensaison gewinnen an Bedeutung. Die Herausforderung lautet nicht nur, Bestehendes zu retten – sondern Neues zu ermöglichen. Perspektiven entstehen dort, wo Wissen geteilt, Risiken ernst genommen und Chancen erkannt werden.
Das Positionspapier liefert keine fertigen Lösungen, aber es bietet eine solide Grundlage für fundierte Debatten. Die Zukunft des Wintersports wird nicht in Schneekanonen entschieden – sondern in Köpfen, Planungsstäben und politischen Gremien. Wer mitreden will, muss sich jetzt informieren.
Foto – Pitztaler Gletscher ©2025 Volker Watschounek
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