Mitwisserschaft haben trotz aller Vertuschungsbemühungen Spuren hinterlassen. Sie finden sich, teils versteckt, in den Dokumenten der Ausstellung.
Topf & Söhne war ein Erfurter Handwerksbetrieb, der zum Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Schwerpunkt der Produktion waren Mälzereieinrichtungen und Heizungsanlagen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Be- und Entlüftungsanlagen sowie Einäscherungsöfen für Krematorien dazu.
Industrie und Holocaust, kurz gefasst
Ausstellung – Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz
Ausstellungseröffnung: 7. August 2018, 19:00 Uhr
Zeitraum: 7. August 2018 bis 27. Januar 2019
Wo: Rathaus, Foyer, Schloßpl. 6, 65183 Wiesbaden (Karte / Navigation)
Öffnungszeiten: montags bis freitags 7:00 bis 18:30, samstags 9:00 bis 15:00 Uhr, sonntags geschlossen
Eintritt: frei
Ein ganz normales Unternehmen, das unter der Leitung der Brüder Ernst Wolfgang und Ludwig Topf ab 1939 mit der SS zusammenarbeitete. Mit Aussicht auf das Konzentrationslager Buchenwald vom Firmensitz in Erfurt wurden hier Aufträge entgegen genommen, bearbeitet, besprochen und umgesetzt. Von der Sekretärin über den Ingenieur bis zur Firmenleitung – die Angestellten von Topf & Söhne wurden zu Mitwissern und Mittätern.
Stets gern für Sie beschäftigt…
Anhand von Briefen, Firmendokumenten, technischen Zeichnungen, Foto- und Filmmaterial ist es den Ausstellungsbesuchern in Wiesbaden möglich, die Geschichte des Unternehmens vor allem im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der SS nachzuvollziehen. Man erkennt ein ganz normales Unternehmen, das sich bemüht, seine Kunden zufrieden zu stellen. Ingenieure, die durch Eigenengagement an effizienteren Methoden zur Leichenbeseitigung feilen und neue Öfen entwickeln. Mitarbeiter, die vor Ort in Auschwitz mit Stoppuhren vor den Öfen die Zeit nehmen, Be- und Entlüftungsanlagen für die Gaskammern einbauen. Das Firmenmotto Stets gern für Sie beschäftigt… galt auch für diese Geschäftsbeziehung.
Aufarbeitung der Vernichtungsmaschinerie
Die Sonderausstellung zeigt die Rolle der Privatwirtschaft in der Tötungsmaschinerie Holocaust. Sie beleuchtet die Rolle der Zivilisten, die für den ganzen Prozess notwendig waren als Zulieferer, technische Fachleute und Monteure. Ganz ohne Zwang und Drangsalierung ging das „alltägliche“ Geschäft im dunkelsten Kapitel in Deutschland weiter. Auch wird die Zeit danach reflektiert; wie geschah Aufarbeitung, wer hat sich schuldig gemacht und aus welcher Motivation heraus? Welche Verantwortung trägt ein jeder einzelne in der Gesellschaft?
Begleitprogramm
Das Stadtmuseum am Markt wird die Ausstellung für sechs Monate zeigen. Historischer Hintergrund ist die Tatsache, dass Ernst Wolfgang Topf in der Nachkriegszeit versuchte, das Unternehmen in Wiesbaden neu aufzubauen, was ihm nicht gelang. Über die Ausstellung hinaus hat das Museum zahlreiche Veranstaltungen geplant. Um die Arbeit mit Schulen fortzusetzen und zu intensivieren, wird am 7. August von 13 bis 17 Uhr eine Lehrerfortbildung angeboten. Darüber hinaus gibt es Führungen und Workshops speziell auf Schulklassen zugeschnitten mit diversen Arbeitsmaterialien, die die vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen.
Bestandteile der Ausstellung
- 35 Holzplatten (148 x 98 cm) auf Metallträgern montiert (Exponatträger „Zeichentisch“)
- 2 Zusatzplatten (42 x 98 cm und 78 x 98 cm)
- 5 15-Zoll-Monitore in Metallständern eingefasst
- 1 Audiostation in Metallständer eingefasst
- 10 Holzstelen (50 x 200 cm und 70 x 200 cm)
- 1 Metallstele (50 x 200 cm)
- 6 Bodenvitrinen (148 x 98 x 46 cm) mit Glasabdeckung (145,8 x 92,6 cm) für 40 Aschekapseln und Kleiderreste
- 2 Frontlit-Banner B1 (320 x 204 cm und 160 x 204 cm) an Metallrohren aufgehängt
- 44 LED-Strahler für die Tafeln und Stelen an Kragarmen montiert
- Füllformen, Befestigungs- und Beschwerungskonstruktionen
- optional: 1 ehemalige Original-ISIS-Zeichenmaschine von Topf & Söhne
Foto: ©2022 Volker Watschounek
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Die offizielle Internetseite des sam – Stadtmuseum am Markt finden Sie unter www.stadtmuseum-wiesbaden.de.